[85] S. Erminoldus, Abb. (6. Jan.) Der hl. Erminold wurde in Schwaben um das J. 1035 von gottesfürchtigen Eltern geboren, die ihn frühzeitig unter klösterliche Obhut in Hirschau stellten. Dieses würtembergische Kloster Hirschau, unweit Calw, im J. 830 gegründet, gehörte dem Orden des hl. Benedictus an, wurde in der Reformationszeit säcularisirt und liegt jetzt in Trümmern. Dasselbe [85] erwarb sich um die Bildung des südwestlichen Deutschlands durch seine blühende Schule hohe Verdienste. Sein berühmtester Abt war Wilhelm, der von 1069–1091 regierte. Geradediesem gottseligen Abte wurde Erminold zur Pflege und Ausbildung übergeben, unter dessen Leitung er wie ein anderer Samuel bald in allen Tugenden sich hervorthat. Besonders zeigte er sich nach Ablegung der heil. Gelübde als ein vollkommener Ordensmann, fähig, auch Andere in den Geist des Ordens einzuführen und als geistlicher Vater ihnen vorzustehen. Darum lenkte im J. 1110 Kaiser Heinrich V. sein Auge auf ihn, als in Lorsch (Lauresheim) im Ober-Rheingau die Würde eines Abtes zu verleihen war. Der Heilige erfuhr aber nach wenigen Monaten, daß sein Bruder dem Kaiser ein beträchtliches Geschenk für seine Ernennung gemacht habe, sah hierin Simonie, legte daher sein Amt nieder und kehrte nach Hirschau zurück. Kaum hatte dieses der hl. Bischof Otto von Bamberg erfahren, als er ihn sogleich zum Abte des von ihm gestifteten Klosters Prüfening bei Regensburg begehrte. Erminold sah dieses Begehren als Wink Gottes an, ging mit mehreren Mönchen nach dem neuen Klostersitze und legte durch Wort und Beispiel einen festen Grund evangelischer Vollkommenheit. Einmal kam der excommunicirte Kaiser mit Gefolge, um dem Kloster einen Besuch zu machen. Da ließ der muthige Abt die Pforte schließen, ging dem Försten unerschrockenentgegenund redete ihn also an: »Gerne hätte ich dich, o Kaiser! mit königlicher Pracht empfangen, wenn ich nicht wüßte, daß du vermöge apostolischer Gewalt von der Kirchengemeinschaft ausgeschlossen bist.« Auf diese freimüthige Rede zog der Kaiser ab. Als später einmal der Kaiser wieder vorbeizog, und sein Gefolge sich anschicken wollte, an dem Kloster Rache zu nehmen, sagte er: »Laßt ab; ich kenne den Abt und die Heiligkeit dieses Mannes.« – Erminold war voll Liebe und Versöhnlichkeit gegen seine Feinde, voll Mitleid und großmüthiger Freigebigkeit gegen die Armen, was sich besonders einmal bei einer herrschenden Hungersnoth zeigte, während welcher er fast das ganze Klostervermögen an die Hungrigen verschenkte, so daß er und seine Ordensbrüder längere Zeit darben mußten. Da er bei aller Milde dennoch auch streng auf klösterliche Zucht und Ordnung hielt, so schworen ihm einige Zügellose und Unverbesserliche den Tod. Ihr erster Versuch mißlang. Andern Tags ab er lauerte ein Laienbruder, Aaron mit Namen, auf ihn, und brachte ihm mit einem Stück Holz eine tödtliche Wunde bei. An der Vigilie des Epiphaniefestes sprach er zu seinen ihn umstehenden Brüdern: »Morgen, während des Hochamtes, wenn vom Chore der Hymnus Gloria in excelsis Deo gesungen wird, werde ich aus dieser Welt gehen.« Und so geschah es auch. Am 6. Januar 1121 beschloß er seine siebenjährige Amtsführung als Abt von Prüfening. Wie schon im Leben, verherrlichte ihn Gott auch nach seinem Tode durch Wunder. Seine Ueberreste wurden in der Klosterkirche beigesetzt. (I. 335.)