[95] 2S. Ethelwoldus, Ep. (1. Aug.) Dieser hl. Ethelwold wurde zu Winchester um das [95] Jahr 908 geboren. Nach Menzel (Symb. I. 267) träumte seiner Mutter, als sie mit ihm schwanger ging, sie säße unter ihrer Thüre und eine Fahne wehe über ihr bis zum Himmel und wickle sie endlich selber ein. Schon frühzeitig zeichnete er sich durch Liebe zu Gott und durch eine seltene Anmuth der Sitten aus. An dem hl. Abt Dunstan von Glastonbury fand er einen weisen Lehrer im geistlichen Leben, der ihm auch das Ordenskleid gab, und bald zum Decan seiner klösterlichen Genossenschaft machte, nachdem ihn Bischof Elphegus um das J. 936 zum Priester geweiht hatte. Im J. 947 erbaute der König Edred die Abtei Abingdon wieder und dotirte sie; Ethelwold aber wurde zu ihrem Vorsteher erwählt. Mit unermüdlichem Eifer ließ er sich nun das Gedeihen des neu errichteten Klosters am Herzen liegen, führte in ihm strenge Ordnung ein, wobei ihm die Satzungen des Klosters Fleury in Frankreich zum Muster dienten, wohin er eigens seinen Schüler Osgar geschickt hatte, um von der dort gehandhabten Ordensdisciplin Einsicht zu nehmen. Denn durch die Wuth der Dänen waren in England die Klöster größtentheils ruinirt, so daß es außer denen zu Glastonbury und Abingdon keine Klostergenossenschaften mehr gab. Nachdem Ethelwold als Abt 16 Jahre segensreich gewirkt hatte, rief ihn König Edgar auf den bischöflichen Stuhl von Winchester, und der hl. Erzbischof Dunstan von Canterbury gab ihm die heil. Weihe. Als Bischof suchte Ethelwold vor Allem einen sittenreinen, pflichteifrigen Klerus heranzubilden, berief an seine Kathedrale Ordenspriester aus Abingdon, ließ das in seiner bischöflichen Stadt zerfallene Nonnenkloster wieder herstellen, brachte die Trümmer des Klosters Ely mit seinen Ländereien an sich, sowie die der Abtei Thorney, und belebte sie wieder mit Ordensmännern. Durch seine Verwendung und unter seiner Leitung geschah es auch, daß Adolph, des Königs Kanzler, das Kloster Peterborough prachtvoll wieder herstellen ließ, welches im J. 646 Penda, erster christlicher König der Mercier, gestiftet hatte, in welchem Adolph selbst in der Folge das Ordenskleid nahm, und als Abt zum Segen des Hauses wirkte. Dieses Kloster ist es auch, das einst Heinrich VIII. bei der allgemeinen Zerstörung der englischen Klöster viel nachsichtiger behandelte als die andern, weil die Königin Katharina, seine Gemahlin, darin begraben lag; er schonte dasselbe, wohl aus innerer Hochachtung für diese tugendhafte Frau, und errichtete daselbst sogar ein Bisthum. – Während Ethelwold mit brennendem Eifer am Seelenheile der Brüder arbeitete, übersah er nicht, selbst in allen Tugenden zu wachsen. Besonders muß noch hervorgehoben werden seine Liebe zu den Armen, die er einmal zur Zeit einer Hungersnoth großmüthig bewies, in dem er alle kostbaren Gefäße seiner Kirche verwerthete, um den Hungernden zu Hilfe zu kommen. Nach 22 Jahren seines wachsamen Hirtenlebens erfolgte sein glückseliger Tod im J. 984 und zwar zu Abingdon, wo er eben im Kreise seiner Ordensbrüder weilte. Seine Ruhestätte erhielt er in seiner Kathedrale zu Winchester. Auf mehrere durch seine Fürbitte geschehene Wunder erhob man seinen Leib und setzte ihn feierlich unter dem Hochaltar bei. Der Name des Heiligen findet sich auch im Mart. Rom. am 1. August. (I. 83.)
Heiligenlexikon-1858: Ethelwoldus, S. (3) · Ethelwoldus, S. (1)