[98] 2S. Eucherius, Ep. (20. Febr.) Der hl. Eucherius, Bischof von Orleans, war der Sohn einer angesehenen Familie der Stadt Orleans. Schon vor seiner Geburt opferte ihn seine fromme Mutter täglich dem Herrn auf. In seinen Studien übertraf er alle seine Altersgenossen. Er fand ein inniges Vergnügen in Betrachtung der hl. Schrift, und hatte eine besondere Vorliebe zu den Briefen des hl. Paulus. Einen unauslöschlichen Eindruck auf ihn machte die Stelle im ersten Briefe an die Korinther 3, 19: »Die Weisheit dieser Welt ist Thorheit vor Gott!« Er nahm daher im J. 714 in der Abtei Jumièges (Gemeticum) in der Normandie das Ordenskleid. Als sieben Jahre nachher der Bischof von Orleans, sein Oheim, starb, verlangte die Geistlichkeit und das Volk den hl. Eucherius [98] zum Bischof von Orleans, wozu Karl Martell, der damalige Majordomus, seine Einwilligung gab. Lebhaft war der Schmerz seiner Seele, als die Abgeordneten an seinem stillen Aufenthaltsorte erschienen, um ihn nach Orleans zu holen. Er sah sich genöthigt, zu gehorchen, reiste ab und erhielt im J. 721 die bischöfliche Weihe. Als Bischof suchte er ganz zu thun, was seines Amtes war. Im glühendsten Eifer für alles Gute zierte ihn eine unbesiegbare Liebe und Sanftmuth. Um zu zeigen, daß seine Tugend ächtes Gold sei, ließ es Gott geschehen, daß Karl Martell einen Probirstein an sie setzte. Der Maiordomus hatte nämlich ohne Bedenken die Güter der Kirche weggenommen, um die Kriegskosten zu bestreiten, und Officiere für ihre in einem Saracenenkriege bewiesene ritterliche Auszeichnung zu belohnen. Als Wächter Sions durfte der hl. Sucherius jetzt keinem stummen Hunde gleichen; er mußte solcher Ungerechtigkeit sich widersetzen. Das zog ihm aber die Abneigung Karl Martells zu, und dieser schickte ihn nach einer 16jährigen bischöflichen Amtsführung ins Exil, und zwar zuerst nach Köln, dann nach Schloß Hasbain im Lütticherland. Der hl. Eucherius bestand die Probe; das Gold seiner Tugend glänzte nur um so reiner, wodurch er sich die Liebe und Achtung Aller gewann. Robert, der Statthalter des Landes, übertrug ihm das Amt der Armenpflege, und erlaubte ihm, in das Kloster St. Tron (Sarchinium, fünf Meilen von Mastricht) sich zurückzuziehen, wo er im Frieden starb im J. 713. Seinen Namen hat auch das Mart. Rom. aufgenommen. (III. 209.)
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