[101] 5Eudocia (Eudoxia), Imperatrix (13. Aug.) Die Griechen weihen einer Kaiserin dieses Namens ein frommes Andenken. Diese kann wohl keine andere seyn, als die Gemahlin des Kaisers Theodosius II. Sie war die Tochter des Philosophen Leontius (nach Andern des Heraklitus) zu Athen und hieß eigentlich Athenais. Schön und von ihrem Vater sorgfältig gebildet, vermachte ihr dieser in der Voraussetzung, daß sie durch diese Eigenschaften ihr Glück machen werde, nur 100 Goldstücke, das Uebrige ihren Brüdern. Mit diesen in Streit, ging sie im J. 424 (al. 421) nach Constantinopel, wo sie von dem Patriarchen Atticus im Christenthume unterrichtet und dann getauft wurde, wobei sie den Namen Eudocia erhielt. Später wurde sie die Gemahlin des Kaisers Theodosius II., dem sie eine Tochter gebar, Namens Lucinia Eudoxia, welche den Kaiser Maximus heirathen mußte und dann im J. 455 den Genserich nach Italien rief. In Folge eines Gelübdes machte Eudocia im J. 438 eine Wallfahrt nach Jerusalem, wo sie durch gemeinnützige Werke ihren Aufenthalt bezeichnete. Auf der Rückreise nahm sie die Reliquien des ersten heil. Blutzeugen Stephanus mit sich. Im J. 449 (444) kam sie bei Theodosius in Verdacht der Untreue, weßwegen er den Patricier Paulinus tödten ließ. Eudocia bat sich darum die Erlaubniß aus, nach Palästina sich zurückziehen zu dürfen. Dort brachte sie den Rest ihres Lebens in Werken der Frömmigkeit und Menschenliebe zu, gründete und unterstützte Klöster und ließ viele Kirchen bauen. Nach ihrem Tode, welcher im J. 460 erfolgte, wurde sie in der Kirche des heil. Stephanus, die sie nicht weit von Jerusalem hatte bauen lassen, ihrem Wunsche gemäß beigesetzt. Sie besaß ein nicht gewöhnliches Talent für die Dichtkunst, und verfaßte wirklich eine poetische Umschreibung der ersten acht Bücher der heil. Schrift, eine Paraphrase der Bücher Daniel und Zacharias, und drei Bücher [101] zum Lobe des hl. Blutzeugen Cyprian, der unter Diocletian zu Rom getödtet wurde. Ihre Schriften sind indeß nicht auf uns gekommen. Häufig wird sie auch Eudoxia genannt; doch ist sie nicht zu verwechseln mit der ränkesüchtigen Kaiserin Eudoxia, der Gemahlin des Kaisers Arcadius, welche den hl. Johannes Chrysostomus verfolgte und im J. 408 starb. (III. 3.)
Heiligenlexikon-1858: Eudocia, S. (2) · Eudocia, S. (3) · Eudocia, S. (1) · Eudocia (4) · Eudocia (6)