[136] 1S. Euthymius Magnus, Abb. (20. Jan.) Vom Griech. εὔϑυμος = wohlgemuth, Wohlmuth etc. – Dieser Heilige stammte [136] aus einer vornehmen und reichen Familie, die sich zu Melitene in Kleinarmenien angesiedelt hatte. Seine Eltern trugen eine besondere Andacht zum hl. Martyrer Polyeuktus, dessen Fürbitte sie es auch zuschrieben, daß ihre lange für unfruchtbar gehaltene Ehe mit einem Sohn gesegnet wurde, den sie Euthymius nannten. Sie gaben das liebe Söhnlein dem Bischofe der Stadt, Oträus mit Namen, zu Unterricht und Erziehung, der es später der Tugend und Wissenschaft des jungen Mannes wegen als einen großen Gewinn für die Kirche Gottes ansah, wenn er ihn zum Priester weihte und zum Obern aller Klöster seines Bisthums aufstellte. Aber der hl. Euthymius fühlte bald einen unabweisbaren Drang zu einem einsamen Leben; er verließ daher, 29 Jahre alt, heimlich seine Vaterstadt und ging nach Palästina. Nachdem er mit glühender Andacht die heiligen Orte in Jerusalem besucht hatte, schloß er sich in eine der zwei Stunden von der Stadt bei Pharan gelegenen Zellen ein, wo er mit den erhabensten Uebungen der Andacht unermüdete Handarbeit verband. Fünf Jahre nachher zog er mit Theoktistus auf die Seite von Jericho, blieb hier lange Zeit verborgen, wurde aber endlich entdeckt und viel besucht. Gegen das J. 411 nahm er eine Anzahl Schüler auf, deren Leitung er dem Theoktistus übertrug; er selbst lebte stets in der Einsamkeit, wohin jedoch die Mönche Samstags oder Sonntags kamen, um seine Weisung zu empfangen und seinen Rath anzuhören. Gott begnadigte unsern Heiligen auch mit der Wundergabe. Aspebeins, ein arabischer Fürst und noch Heide, hatte vergeblich die Aerzte und Zauberer zu Rathe gezogen, um seinem Sohne Terebon die Gesundheit zu erlangen, dessen Körper zur Hälfte gelähmt und ausgetrocknet war. Man trachte diesen Kranken zu Enthymius; dieser bezeichnete ihn mit dem heil. Kreuze, verrichtete ein kurzes Gebet über ihn und er ward gesund. Hierauf ließ sich der Vater des Geheilten taufen und erhielt den Namen Petrus. Seine Bekehrung zog die einer großen Menge Saracenen nach sich, und der Patriarch Juvenal von Jerusalem weihte ihn später zum Bischofe, als welcher er im J. 431 dem Concilium von Ephesus beiwohnte. Die wunderbare Heilung des gelähmten Terebon zog dann viele Kranke und Leidende zu dem heil. Einsiedler, die gleichfalls ihre Gesundheit erhielten. Nach einiger Zeit ging er mit seinem Schüler Domitian an das rothe Meer, von da auf einen hohen einsamen Berg, und endlich, um sich noch einsamer zu machen, in die Wüste Zypho (vor Alters Engaddi), wo er sich in eine Höhle verschloß. Als er auch da vielfache Besuche erhielt, zog er wieder in die Nähe des Klosters, dessen Leitung er dem Theoktist anvertraut hatte. Jeden Sonntag ging er in das Kloster, um mit den Brüdern der Feier der heil. Geheimnisse beizuwohnen. Um seine Höhle bauten sich mehrere Schüler ihre Zellen, und es entstand eine neue Genossenschaft. Diese große Anzahl Einsiedler erhielt und leitete der hl. Enthumius durch seinen Rath und sein Beispiel auf dem Wege der Vollkommenheit. Der Ruf seiner Heiligkeit drang weit hin, so daß man auch in allgemeinen Nöthen, wie z. B. bei großer Dürre, Zuflucht zu seinem Gebete nahm. Enthumius bewies sich stets als einen großen Eiferer gegen die Irrlehren des Nestorius und Eutyches, von denen der Erstere eine vollkommene Vereinigung der göttlichen und menschlichen Natur in Christo zu Einer göttlichen Person nicht annahm, vielmehr wie zwei Naturen, so auch zwei Personen, eine göttliche und menschliche, in ihm unterschied, während der Andere die Zweiheit der Naturen aufhob und erklärte, daß alles Menschliche in dem göttlichen Wesen Christi aufgegangen, und unterschiedslos mit ihm zu Einer Natur geworden sei. – Auch hatte der hl. Euthumius das Glück, die Kaiserin Eudoxia zur Einheit der katholischen Kirche zurückzuführen. Aus Dankbarkeit wollte die hohe Frau den Brüdern, die bei Euthymius wohnten, ständige Einkünfte anweisen; allein dieser nahm sie nicht an. Den 13. Jan. 473 kamen Elias und Makarius, Beide Schüler des Heiligen, denen er vorhergesagt hatte, daß sie Patriarchen von Jerusalem würden, in die Wüste, um ihn zu besuchen. Euthumius sagte ihnen, er werde die Woche mit ihnen zubringen, sie aber Samstags verlassen, wodurch er auf seinen Tod hindeutete. Am Feste des hl. Antonius mahnte er seine Brüder zur christlichen Demuth und Liebe, wählte den Elias zu seinem Nachfolger, prophezeihte dem Domitian, daß er ihm nach sieben Tagen folgen werde, und ging dann Samstags den 20. Jan. 473 ruhig und sanft in die ewige Ruhe ein in einem Alter von 85 Jahren, von denen er 68 in der Einsamkeit verlebte. An seinem Grabe geschahen viele Wunder, wie Cyrillus von Scythopolis, einer [137] der vorzüglichern Schriftsteller des christlichen Alterthums, erzählt, der in dem Kloster des Heiligen gelebt hatte, und 40 Jahre nach seinem Tode dessen Leben schrieb. Der Name des hl. Enthumius findet sich auch im Mart. Rom. am 20. Januar. (II. 298.)
Heiligenlexikon-1858: Euthymius, S. (6) · Euthymius, S. (7) · Euthymius, SS. (4) · Euthymius, S. (2) · Euthymius, S. (3) · Euthymius, S. (5)