Felix, S. (12)

[174] 12S. Felix, Presb. C. (14. Jan.) Dieser hl. Felix, von Einigen auch Dominädius genannt, wurde am Ende des 2. oder Anfang des 3. Jahrhunderts geboren zu Nola in Campanien, wo sich sein Vater Hermias, ein reicher Syrer, der lange Zeit im Heere des Kaisers gedient, niedergelassen hatte. Nach des Vaters Tod vertheilte Felix den größten Theil seiner ererbten Güter unter die Armen und trat in den Dienst der Kirche. Zueist wurde er Lector, sodann Exorcist und endlich Priester. Durch die Reinheit seiner Sitten, durch sein männlich-kluges Wesen erwarb er sich bald die Liebe seines betagten Bischofes Maximus, der ihn auch als den Erben seines bischöflichen Stuhles bezeichnete. Als bei dem [174] plötzlichen Ausbruch einer Verfolgung der hl. Bischof durch die Flucht seiner Gemeinde sich zu erhalten suchte, ließen die Verfolger ihre Wuth um so mehr an unserm hl. Felix aus. Er wurde mit Nuthen gestrichen, an Händen und Füßen gebunden und so in einen finstern Kerker geworfen. Da erschien ihm Nachts ein leuchtender Engel, löste seine Bande, öffnete die Thüre des Gefängnisses und führte ihn zum hl. Bischof Maximus mit dem Bedeuten, diesen aus seinen Nöthen zu retten. Felix fand den ehrwürdigen Greis sprachlos, ohne Bewußtsein, vor Hunger und Kälte erstarrt, wie in den letzten Zügen begriffen, so daß er nicht vermögend war, demselben nur die leiseste Antwort oder Bewegung abzugewinnen. Er hatte auch nichts Genießbares, nichts Stärkendes bei sich, um es dem Todschwachen reichen zu können. Da betete er inbrünstig, und siehe, auf einmal erblickt er an einem Dornstrauche eine Traube hangen. Sogleich läßt er den Saft der Beeren durch die erblaßten Lippen des heil. Bischofs träufeln, der nun allmälig zu sich kam, zärtlich seinen Retter umarmte, und diesen bat, ihn wieder zu seiner Heerde zurückzubringen. Felix nahm ihn auf seine Schultern, brachte noch vor Tagesanbruch die ehrwürdige Bürde in das bischöfliche Haus zurück, und übergab ihn der Pflege einer alten tugendhaften Frau. Bald darauf scheint die Verfolgung nachgelassen zu haben, und unser Heiliger fuhr fort, dem heil. Dienste der Kirche sich hinzugeben. Bald aber suchten die Götzendiener, die mit Grimm die Früchte seiner begeisternden Reden und Beispiele sahen, ihn wieder auf und fanden ihn auch, ohne ihn aber zu erkennen. So konnte er in die Lücke einer verfallenen Mauer sich flüchten, die alsbald mit einem Spinnengewebe überzogen war. Dadurch getäuscht stellten die Feinde ihre Nachforschungen ein, und zogen erbittert ab. Sechs Monate hielt sich hierauf Felix in einer Cisterne auf, wohin ihm ein christliches Weib, vom Geiste Gottes geführt, den nöthigen Unterhalt brachte, deren Antlitz er aber nie zu sehen bekam. Endlich konnte Felix sein Versteck verlassen und zu seiner Kirche zurückkehren. Nach dem Tode des hl. Maximus wollte das ganze Volk ihn zum Bischof haben; allein er lehnte diese Würde ab, und blieb einfacher Priester, demüthig und arm; denn das Wenige, das er sich von seinem väterlichen Erbe zurückbehalten hatte, war ihm während der Verfolgung eingezogen worden, und es herausverlangen wollte er nicht. Er miethete einen Acker, den er mit eigenen Händen bebaute, um Niemandem lästig zu fallen. Sein Tod, der in einem hohen Alter erfolgte, fällt wahrscheinlich in die Negierungszeit der Kaiser Valerian oder Gallienus, 256 oder 266 n. Chr. Seine Reliquien befinden sich in der Kathedrale von Nola, und Theile von ihnen zu Rom und Benevent. Der berühmte hl. Paulinus, der den bischöflichen Stuhl von Nola um das J. 409 bestieg, wollte Jahre lang der Wächter der heil. Gebeine desselben seyn, und erzählt uns, wie die Grabstätte des Heiligen zu Nola von Pilgern aus der weitesten Ferne besucht und durch viele Krankenheilungen verherrlicht wurde. Wegen seiner vielen ausgestandenen Leiden wird er auch ein Martyrer genannt. Das Mart. Rom. hat sein Andenken gleichfalls aufbewahrt, sowie auch das röm. Brevier am 14. Jan. ihn commemorirt mit einer 9. Lection, in welcher am Ende vorkommt, er sei begraben worden bei Nola an einem Orte, welcher »in Pincis« heißt. – Die christliche Kunst zeigt unsern Heiligen oft in einer Höhle, über welche ein Spinnengewebe gezogen ist, sowie auch gefesselt oder im Fußblock im Kerker, einen Topf neben sich, weil er dort auf irdenen Scherben liegen mußte. Er gilt auch als Schutzpatron gegen falsche Eidschwüre, weil er den ihn suchenden Verfolgern nicht mit Unwahrheit entgegnete. (I. 937.)


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 2. Augsburg 1861, S. 174-175.
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