[187] 177S. Felix, Regula et Exsuperantius, MM. (11. Sept.) Der hl. Felix und seine hl. Schwester Regula wurden seit alter Zeit für adelige Geschwister aus Aegypten gehalten, und mit der thebaischen Legion in Verbindung gebracht. Um der Wuth des Kaisers Maximian zu entfliehen, nahmen sie ihren Weg durch Wallis (Valinsa, Valesia) in der Schweiz hinauf, überstiegen den mühsamen, damals fast bahnlosen Furkapaß, und kamen der Reuß nach hinab in das Urnerland (Altdorf), wo sie mehrere Heiden bekehrten. Von dort reisten sie zur Mark (Kanton Schwyz), dann über die Gebirge nach Glarus (Glarona, Glarizium) und bezogen hier eine Felsengrotte, wo fromme Uebungen, und die Bekehrung der Heiden, welche sie aus Neugierde besuchten, ihre Beschäftigung war. Darauf verließen sie diese Wildniß11, gingen auf Gottes Eingebung nach Zürich und nahmen ihre Wohnung bei einer christlichen Familie. Hier fuhren sie fort, Gott unablässig zu dienen und an der Bekehrung der Ungläubigen zu arbeiten, und wurden so die ersten Verbreiter des Christenthums zu Zürich und in der Umgegend, als welche sie auch seit uralter Zeit verehrt werden. Ihr Eifer aber für die Ehre Gottes und das Heil der Brüder brachte ihnen den Martertod in den Jahren 303–305. Die Legende erzählt, Decius, der dortige Statthalter, habe von Maximian Befehl erhalten, die Christen zu verfolgen, besonders die Thebäer aufzuspüren und zum Götzendienste anzuhalten. Decius habe gehorcht, aber Gott der Herr auch die Späher desselben mit Blindheit geschlagen, so daß sie die hhl. Flüchtlinge nicht sogleich fanden. Felix ermuthigte seine Schwester zum hehren Kampfe und freudigen Bekenntnisse des Glaubens im Leben und Tode. Endlich wurden sie entdeckt und vor den Statthalter gestellt. Unter strengen Androhungen forderte sie dieser auf, den Götzen zu opfern, was aber die Heiligen mit Abscheu von sich wiesen. Der Tyrann, wuthentbrannt, ließ nun die muthigen Bekenner mit Ruthen schlagen, dann in siedendes Oel setzen, und als all' diese Martern fruchtlos blieben, verurtheilte er sie zum Rade; aber ein gewaltiger Sturm mit Blitz und Donnerschlag vernichtete das Marterwerkzeug noch vor seinem Gebrauch, worauf die Heiligen ins Gefängniß und endlich von da zur Enthauptung geführt wurden. Nachdem sie den Schwertstreich empfangen, sollen sie, zum Schrecken der Heiden, und zum Zeichen wie kostbar ihr Tod in den Augen Gottes gewesen, die abgeschlagenen Häupter ergriffen, an die Brust gedrückt, 50 Schritt weit auf den nächsten Hügel getragen, und sich dort zur ewigen Ruhe niedergelegt haben, wo sie dann auch von Christen in nächtlicher Stille zur Erde bestattet worden seyen. Von diesem Wunder melden die Schankungsbriefe Karls des Großen an das Münsterstift, und der gelehrte Notker erzählt solches als eine stete Ueberlieferung in der Legende jener Heiligen. Wahrscheinlich erhielten diese hhl. Geschwister schon frühzeitig unter Chlodwigs Regierung eine Kapelle, so daß, wenn ein vornehmer Alemane, Ruprecht mit Namen, zwischen den Jahren 691–695 ihnen eine Kirche zu Zürich baute, dieses vorzüglich darum geschehen seyn mag, weil die alte Kapelle zu klein und unansehnlich, verfallen oder zerstört war. Karl der Große ließ sie später ausbessern, vergrößern und vergabte ihr schöne Einkünfte. Im 16. Jahrhundert wurde sie von den Zwinglianern entweiht und die dort noch aufbewahrten Reliquien der Heiligen ins Wasser geworfen. Ludwig der Deutsche, Sohn Ludwigs des Frommen, stiftete jener Kirche gegenüber (853) die fürstliche Frauenabtei (jetzt Frauenmünster-Pfarrkirche); die Abtissin Bertha erhielt 877 einen Theil der hhl. Gebeine für die neue Stiftung und versandte kleinere Theile in andere Gegenden hin. Der Bischof von Constanz erhob das Fest der hhl. Felix und Regula für Land und Stadt Zürich zu einem gebotenen Feiertage, welcher auch im ganzen Kanton bis zur Religionsänderung immer gehalten wurde. Schon früh hatte das Volk eine hohe Verehrung zu den gemarterten Heiligen; von nah und fern eilten Kranke aller Art zu ihrem Grabe und wurden wunderbar geheilt. Nicht nur in Zürich, sondern auch in der übrigen Schweiz, in Deutschland, Spanien und an andern Orten wurden die hhl. Felix und Regula verehrt; das Bisthum Basel feiert jetzt noch in den kirchlichen Tagzeiten am 11. Sept. ihr Andenken. Vom 13. Jahrhundert an [187] wurde mit Felix und Kegula als Martergenosse auch der hl. Exsuperantius genannt, vielleicht, wie Einige vermuthen, weil der Leib dieses Heiligen in derselben Kirche und Gruft ruhte. Nach Murers »Heiliges Schweizerland« wäre Exsuperantius der Diener der beiden andern Heiligen gewesen, hätte gleichzeitig mit ihnen den Tod für die christliche Wahrheit gelitten, und wäre sein ganzer Leib von Kaiser Karl der Stadt Trier geschenkt worden. – Die Heiligen sind Patrone von Zürich und sind auch in das Staatssigill aufgenommen. Von der heil. Kunst werden sie dargestellt, die abgeschlagenen Häupter in ihren Händen tragend. – Vgl. »Die Heiligen des Walliser-Landes.« Einsiedeln 1857. S. 26. (III. 763.)