Filibertus, S.

[207] S. Filibertus (Philibertus), Abb. (20. Aug.) Vom Altd. filo = viel, sehr, und bert, beraht = berühmt, also: vielberühmt etc. – Der hl. Filibert23 wurde um das J. 616 geboren zu Eauze (Elusa) an der Gelise [207] in der franz. Provinz Gascogne, wo damals ein Bischofssitz war, der in der Folge nach Auch (ad Auscios) verlegt wurde. Sein Vater war Filibald (frz. Philibaud), welcher früher in den Diensten des Königs Dagobert stand, dann aber nach dem Tode seiner Frau in den geistlichen Stand trat und Bischof von Vic-Jour24 oder Aire in der Gascogne wurde, wo er früher eine weltliche Anstellung gehabt und darin sich so ausgezeichnet hatte, daß ihn die Bürger sich vom König Dagobert als Bischof erbaten. Hier wurde nun der hl. Filibert in seiner Jugend wohl unterrichtet und kam dann an den königlichen Hof Chlotars II., wo er den hl. Audoënus (s. S. Dado1) kennen lernte, dessen Beispiel ihn so begeisterte, daß er in seinem 20. Lebensjahre in dem von demselben gebauten Kloster Rebais oder Resbach das Ordenskleid nahm unter dem hl. Abte Aglius oder Agilus (s. S. Agilus2). Nachdem dieser um das J. 650 gestorben war, folgte ihm der hl. Filibert in der Leitung der Abtei, die er aber nicht lange beibehielt, da einige ungelehrige Mönche darin gefunden wurden. Er besuchte dann die berühmtesten Klöster, welche unter der Regel des hl. Columban lebten, und zog sich dann nach Neustrien (der heutigen Normandie) zurück. Nach einiger Zeit erhielt er von dem König Chlodoväus II. und seiner Gemahlin Bathildis ein Stück Land in der Diöcese Rouen, Jumlöge (Gemmeticum) genannt, und baute daselbst um das J. 654 ein Kloster, in welches ihm Viele vom Adel folgten, so daß sein Kloster in kurzer Zeit 900 Mönche zählle. Zehn Meilen davon baute er das Frauenkloster Pavilly (Pauliacum), in welchem Aurea, die Tochter des Gutsheren Amalbert, den Schleier nahm und die hl. Austreberta die erste Abtissin war. – Im J. 674 mußte er an den königlichen Hof reisen, wo er den Muth hatte, dem Majordomus Ebroin seine Ungerechtigkeiten vorzuhalten, der aber, um sich zu rächen, eine heftige Verfolgung gegen ihn erregte. Er gewann einige Geistliche des Bisthums Rouen, die den Diener Gottes in einen üblen Ruf zu bringen suchten und selbst den hl. Audoënus für sich gewannen. Es kam so weit, daß man den hl. Filibert in ein Gefängniß der Stadt einsperrte, aus welchem ihn jedoch der hl. Audoënus, nachdem er seine Unschuld erkannt, bald wieder entließ. Allein da er sich in Neustrien nicht sicher glaubte, so verließ er Jumiège und begab sich zuerst zum Bischof Ansoald von Poitiers und dann mit seiner Erlaubniß auf die an den Küsten von Poitou gelegene Insel Heis oder Her (Herius, Herus), wo er ein Kloster gründete, welches den Namen Hermoutier oder Hermonstier (Herii monasterium) und später Nermoutier25 oder auch Noirmoutier führte und wohin er Mönche von Jumiège kommen ließ. Durch seine Bemühung wurde auch das Priorat von Quinoay bei Poitiers gegründet, dessen Leitung er dem hl. Aichardus übertrug, welchen er später der Abtei von Jumiège vorsetzte. Er selbst begab sich in das Kloster Hermoutier, wo er im J. 684 starb. Man bewahrte dort seinen heil. Leib bis zur Invasion der Normannen; dann aber wurde er von den Mönchen an verschiedene Orte und endlich in das Kloster Tournus (Trenorchium, Tinurcium) [208] im Bisthum Macon in Burgund gebracht, welches Haus ihnen von Karl dem Kahlen geschenkt worden war. Sowohl bei seinem Leben als auch nach seinem Tode, und besonders bei Gelegenheit der Translationen seiner heil. Ueberreste, ereigneten sich auf seine Fürbitte viele Wunder, die von den Bollandisten aufgezählt werden. Auch im Mart. Rom. findet sich sein Name am 20. August und zwar in folgender Weise: In Herio insula S. Philiberti abbatis. (IV. 66–95.)


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 2. Augsburg 1861, S. 207-209.
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