Forannanus, S.

[238] S. Forannanus, Ep. (30. April). Aus alter adeliger Familie um das J. 910 in Irland geboren, vortrefflich erzogen und ausgebildet, zeichnete sich der hl. Forannan in Demuth und reinem Sinn, in der Liebe gegen Arme und Bedrängte, in großmüthiger Verzelhung aller Unbilden, in strenger Wachsamkeit über alle Feinde seines Heiles, in Verachtung aller Güter, aller Freuden und Ehren der Welt so sehr aus, daß man ihn zur bischöflichen Würde erhob. Er bekam das Bisthum Domnachmor, worunter Mehrere Armaghverstehen. Da er aber ebenso erleuchtet als bescheiden und aller Anhänglichkeit an die Welt entfremdet war, sah er sein pflichtenschweres Amt als eine seine Kräfte übersteigende Bürde an, und er legte dasselbe aus Zartheit des Gewissens, nach inbrünstigem Gebet zu Gott um höhere Erleuchtung und Erkenntniß seines Willens, nieder, verließ sein Vaterland, setzte mit zwölf Gefährten in Ermanglung eines Schiffes auf vier in Form [238] eines Kreuzes zusammengefügten Hölzern nach dem Festlande über und nahm in dem Kloster Wasor (Vasour, Baussoire-Walciodórum) an der Maas, der Diöcese Lüttich, zwischen den später erbauten Städten Dinant und Charlemont, das Ordenskleid des hl. Benedict. Da er durch seine edlen Gaben schon bei seiner Ankunft die Achtung aller Brüder erworben hatte, wählten sie ihn sogleich zum Abte, dem vierten von der Stiftung an. Um aber in dieser Sache ordnungsgemäß zu verfahren, reiste Forannan in Begleitung des damals noch lebenden Klosterstifters, des Grafen Eilbert, nach Rom, wo Papst Johann XIII. seine Resignation des bischöflichen Sitzes und seine Wahl zum Abte bestätigte. Auf des hl. Vaters Wunsch begab er sich, um die Einführung besserer Ordenszucht mit Erfolg zu erzielen, zuerst in die Abtei Gorze bei Metz, deren Abt der gottselige Johannes war. Der hl. Foraunan lebte hier so demüthig, wie der geringste Novize, und unterzog sich allen Uebungen des Ordenslebens mit größter Freudigkeit, worauf er mit dem Segen des frommen Abtes zu den Seinigen nach Wasor zurücklehrte. Mit Gottes Gnade sah er bald eine völlige Umwandlung im Kloster vor sich gehen und den Geist des hl. Benedict wieder aufleben. Zwölf Jahre arbeitete er mit unverdrossener Aufopferung, übertrug die Gebeine des hl. Eloquius, heilte den Biß eines wüthenden Hundes, gab durch Gebet und Segen vielen Kranken die Gesundheit wieder und ging dann am 30. April 982 in das ewige Leben ein, um den Lohn für seine Mühen und seine Treue zu empfangen. Da auch an seinem Grabe noch Wunder geschahen, fanden sich die Mönche von Wasor gedrungen, mit Zustimmung der Bischöfe von Lüttich und Metz, und auf Ansuchen des Abtes Wibold von Stablo, sein Andenken feierlich zu begehen. Sein Festtag erhielt sich bis ins J. 1526, wo die sogenannten Verbesserer des Breviers (Congregation von Bursfeld) seinen Namen wegließen, weil Forannan nicht von den Päpsten unter die Zahl der Heiligen gesetzt worden, und sein Name nicht in dem damaligen Martyrologium der römischen Kirche stand. Dessenungeachtet fuhren die Mönche von Wasor fort, das Andenken des hl. Forannanus zu begehen, und führten seine Verehrung im Kloster wieder ein, wobei sie sich auf die Martyrologien der Niederlande, Frankreichs und des hl. Benedict beriefen. Sie bewahrten mit aller Ehrerbietung seine Reliquien in ihrer Kirche unter einem marmornen Grabmale in einem bleiernen Sarge; ein Armbein davon befand sich in dem Schatze der Sacristei. (III. 807. But., Lech.)


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Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 2. Augsburg 1861, S. 238-239.
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