[303] 154Franciscus Quinonius, (21. Sept.), aus dem seraphischen Orden, war der erstgeborne Sohn des Diego Fernandez und der Donna Enriquez, und so der Erbe der spanischen Herrschaft Quinona. Nachdem der hoffnungsvolle Jüngling im elterlichen Hause von guten Lehrern die erste Bildung erhalten hatte, wurde er zur Vollendung seiner Studien auf die Universität Salamanca geschickt. Aber nach dem Beispiele des edlen spanischen Grafen Juan de Puebla gewann er Neigung zum Ordensleben, und trat, ungeachtet aller[303] Einreden seines Vaters und vielfältiger anderer Hindernisse, in den Convent der hl. Maria von den Engeln, im 16. Jahre seines Lebens (1498). Nachdem er mit Auszeichnung die Philosophie und Theologie absolvirt hatte, widmete er sich dem Peedigtamt mit dem schönsten Erfolge zum Heile der Seelen. Als in jenen Gegenden die Pest wüthete, stand er den Kranken in leiblicher und geistiger Beziehung eifrigst bei, gönnte sich nicht einmal mehr die nöthige Ruhe, tröstete alle mit seltener Liebe und leitete sie zur Buße an. Wider seinen Willen zum Vorstande der Custodie erwählt, ward er allen Brüdern ein Vorbild jeder Tugend. Innerhalb des Klostergartens errichtete er vier abgesonderte Einsiedeleien in gehöriger Entfernung von einander, worin vier Brüderabwechslungsweise in jeder Woche, bei Wasser und Brod fastend, ausschließlich dem Gebete oblagen. Da diese Einsiedeleien den hhl. Erzengeln Michael, Gabriel und Raphael, sowie dem hl. Schutzengel geweiht waren, erhielt Franciscus auch den Beinamen »von den hhl. Engeln«. Im J. 1520 wurde er von dem Ordensgeneral zur Visitation und Reformation der sächsischen Provinz abgeordnet. Hierauf kehrte er nach Rom zurück, wo er mit dem Beichtvater des Kaisers Karl V., P. Johannes Glapione, einem Belgier, den Plan entwarf, in den fernen Ländern des weiten westlichen indischen Reiches, das dem spanischen Scepter unterworfen war, die Bekehrung der Ungläubigen zu bewirken. Papst Leo gab dem löblichen Unternehmen dieser beiden frommen Männer seine beifällige Zustimmung und ertheilte ihnen umfassende Vollmachten. Allein nach Gottes Willen sollte die Sache nicht zur Ausführung kommen; denn im folgenden Jahre starb P. Johannes Glapione, und Franciscus mußte nach wenigen Monaten die Leitung des ganzen Ordens übernehmen. Doch gab er deßhalb seinen Plan nicht auf, sondern förderte ihn auf alle Weise. Nachdem er dringende und wichtige Geschäfte in Brabant, Holland und Friesland abgethan, kehrte er nach Spanien zurück, wo er ein Generalcapitel hielt und beschloß, wahrhaft apostolische Männer voll Seeleneifers auszuwählen, welche er zur Elaubensaussaat in Neuspanien bestimmte. Denn es hatte ihm Fernando Cortez, der Held von Westindien, geschrieben, daß den Arbeitern des Evangeliums in jenen Ländern eine große Erndte winke; er möchte daher würdige Männer senden, welche zu diesem Werke tauglich seien. Da ernannte Franciscus zwölf Ordensbrüder, nach der Zahl der hhl. Apostel, und sendete sie unter der Aufsicht des P. Martinus von Valencia, mit einem einzigen Habit bekleidet, ohne Schuhe, ohne Tasche und Eürtel, ohne Reisegeld und Waffen, allem Ungemache ausgesetzt, wie Lämmer unter die Wölfe, nur bitterlich darüber beim Abschiede weinend, daß ihm seine Geschäfte nicht erlaubten, mit ihnen zu ziehen. – Nachdem Lranciscus die höchsten Würden im Orden bekleidet, von den Päpsten Clemens VII. und Paulus III. zu wichtigen Gesandtschaften in Spanien und Deutschland verwendet, und sogar mit der Cardinalswürde ausgezeichnet worden war, starb er endlich, reich an seltenen Verdiensten und Tugenden zu Veruli in Italien im J. 1540. Sein Leichnam kam nach Rom und wurde in der Kirche des heil. Grabes beigesetzt. (Hub. Men., Sz.)