[266] 7S. Franciscus de Hieronymo, Presb. S. J. (11. Mai). Dieser hl. Franciscus wurde am 17. Dec. 1642 in dem Dorfe Grottaglio (Cryptalea), unfern der Stadt Taranto, im Königreiche Neapel geboren. Sein Vater, Johannes Leonhard von Hieronymo, und seine Mutter, Gentilesca Gravina waren aus bürgerlichem Stande und von untadelhaftem Wandel. Franciscus war ihr Erstgeborner unter fünf Söhnen und sechs Töchtern. In frühester Jugend schon entwickelten sich in diesem Kinde die hohen Tugendanlagen, durch welche der Heilige in der Folge ein so nützliches Werkzeug zur Förderung der Ehre Gottes und des Nächsten Heil werden sollte. Eine ungewöhnliche Reise des Verstandes, Liebe zum Gebete, zärtliches Mitleid gegen die Armen machten den hl. Franciscus im zartesten Alter zu einem bewundernswerthen Kinde. Als er seine erste heil. Communion verrichtet hatte, erhielt er Unterricht in den Anfangsgründen der lateinischen Sprache, und wurde dann einer im Orte bestehenden Genossenschaft frommer Geistlichen zur geistigen und sittlichen Ausbildung übergeben. Dort machte er in Tugend und Wissenschaft solch erfreuliche Fortschritte, daß der Erzbischof von Taranto ihm, dem erst 16jährigen Jünglinge, die Tonsur ertheilte. Hierauf studirte er in Taranto selbst Philosophie und Theologie, und wurde zu den höhern Weihen des Subdiakonats und Diakonats befördert. Die Priesterwürde erhielt er zu Neapel, wohin er sich weiterer Studien wegen begeben hatte. Daselbst übernahm er eine Stelle im adeligen Jesuitencollegium, wodurch ihm die Aufsicht über die Aufführung und Sitten der Zöglinge anvertraut wurde. In dieser Anstalt lernte nun Franciscus die Einrichtung und Lebensweise der, »Gesellschaft Jesu« kennen, und das erregte in ihm den feurigsten Wunsch, in dieselbe aufgenommen zu werden. Nachdem die Widersprüche des Vaters überwunden waren, trat er wirklich im J. 1670 in das Noviziat der Gesellschaft Jesu, deren Zierde er in der Folge geworden. Kaum war das erste Jahr seiner Prüfungszeit vorüber, mußte er schon mit einem berühmten Bußprediger eine Mission in die neapolitanischen Provinzen Terra d'Otranto und Capitanata unternehmen, die drei Jahre dauerte und mit einer Menge von Bekehrungen gesegnet wurde. Nachdem diese Sendung erfüllt war, beriefen ihn seine Obern nach Neapel zurück, wo er seine theologischen Studien vollenden mußte, bis er zur feierlichen Ablegung der Gelübde zugelassen wurde. In dem Profeßhause mußte er die Missionen von Neapel besorgen, sich Missionäre zu seiner Hilfe heranbilden, das Volk alle drei Sonntage zur allgemeinen Communion einladen, [266] und alle Sonn- und Feiertage des Jahres bereit seyn, in den Städten und Provinzen des Reiches auf erhaltenen Ruf das Wort Gottes zu verkünden. Während der fromme Missionär mit allem Eifer seinem Amte lebte und die verstocktesten Sünder zur Buße führte, versäumte er nicht, zur eigenen Vervollkommnung den strengsten Bußübungen obzuliegen, Spitäler, Gefängnisse und Galeeren zu besuchen, Frieden in entzweite Familien zu bringen, und selbst zur Nachtzeit predigend die Straßen der Stadt zu durchwandern, wobei er freilich auch mancherlei Schmach und Unbild und selbst Mißhandlungen zu erdulden Hatte, deren geduldige und sanftmüthige Ertragung indessen die Sünder oft tief beschämte und neue Bekehrungen nach sich zog. Endlich nach vielen Arbeiten im Dienste Gottes sowohl in der Stadt Neapel, als auch in allen Provinzen des Reiches, nach unsäglichen überstandenen Mühseligkeiten nahte der glückliche Tag, an welchem der treue Diener des Herrn zur ewigen Ruhe berufen wurde. Im März 1715 überfiel ihn bei geistlichen Uebungen, die er in dem Collegium der Adeligen zu Neapel hielt, ein heftiges Fieber, das sich zwar wieder legte, aber nie mehr ganz gehoben wurde. Er sagte Mehreren seinen in einem Jahre erfolgenden Tod vorher. Gegen Ende März 1716 vermehrte sich sein Uebel sichtlich, und er litt große Schmerzen. Am 3. Mai legte er noch mit vieler Zerknirschung des Herzens eine allgemeine Beicht ab, empfing am 9. Mai die heil. Wegzehrung und die letzte Oelung, duldete starkmüthig die harten Leiden der Krankheit, stritt muthig gegen einen letzten Anfall des höllischen Feindes und gab den 11. Mai 1716 in einem Alter von 74 Jahren, im 46. seines Ordenslebens, seine reine Seele in die Hände seines Schöpfers auf. Seine sterbliche Hülle wurde in einem bleiernen mit Holz gefütterten Sarge in dem Begräbnißplatze des Ordens beigesetzt. Da blieb sie bis 1736, in welchem Jahre sie erhoben und an der Seite der Capelle des hl. Ignatius in einen marmornen in die Mauer eingelassenen Sarg gelegt wurde. Nachdem durch seine Fürbitte viele und große Wunder geschahen, und hohe Fürsten und Bischöfe Deutschlands, Italiens und anderer Länder in Rom um die Seligsprechung unseres Franciscus ansuchten, wurde unter Papst Benedict XIV. der canonische Beatificationsproceß aufgenommen und unter Papst Pius VII. vollendet, der dann den hl. Franciscus von Hieronymo am 19. März 1806 feierlich unter die Zahl der Seligen setzte. Papst Gregor XVI. endlich nahm ihn im J. 1839 in das Album der Heiligen auf, was auch in der neuesten Ausgabe des Mart. Rom. am 11. Mai angemerkt ist. (But. VI. 367.)
Heiligenlexikon-1858: Maria a S. Hieronymo (237) · Dominica a, S. Hieronymo (7)