[329] 1S. Fulgentius, Ep. (1. Jan.) Vom Lat. fulgens = glänzend etc. – Dieser Heilige stammte aus einer vornehmen Familie, welche im Senate von Karthago eine hervorragende Stelle behauptete, aber nach dem Einfall der Vandalen sehr von ihrem alten Ganz herabsank. Sein Vater Claudius, dem man ungerechter Weise sein Haus zu Karthago entrissen hatte, um es arianischen Priestern einzuräumen, ließ sich zu Telepte, einer angesehenen nordafrikanischen Stadt in Ayzacene, nieder, wo unser hl. Fulgentius im J. 468 geboren wurde und eine sorgfältige Erziehung erhielt. Seine Mutter Marianna, die frühzeitig Wittwe ward, bildete sorgfältig des Sohnes Herz zur christlichen Frömmigkeit und übergab ihn, um seinen Geist mit den nöthigen Kenntnissen zu bereichern, geschickten Lehrern in den Unterricht. Bewunderungswürdig waren seine schnellen Fortschritte; vorzüglich erwarb er sich vollkommene Kenntniß der griechischen Sprache, die er mit ebenso großer Leichtigkeit als Reinheit redete. Noch in früher Jugend wurde er wegen seiner Kenntnisse, seiner Geschäftsgewandtheit und seines edlen Charakters zum Procurator (Obersteuereinnehmer) seiner Vaterstadt erhoben. Allein in kurzer Zeit war er dieses Amtes überdrüssig; eine von Jugend auf vorherrschende Neigung zur Einsamkeit trieb ihn in ein Kloster. Der Vandalenkönig Hunerich, von der arianischen Ketzerei angesteckt, hatte die meisten katholischen Bischöfe von ihren Sitzen verjagt. Einer aus diesen, Namens Faustus, hatte ein Kloster in Byzacene erbaut, und an diesen wandte sich Fulgentius zur Erreichung seiner Absichten. Er bat denselben um Aufnahme. Ungern nur gewährte Faustus ihm die Bitte, indem er meinte, der junge Fulgentius, erzogen in Weichlichkeit und Wohlleben, werde sich nicht so plötzlich zu einer ärmlichen Lebensweise, zu rauhen Kleidern, zu Wachen und Fasten bequemen können, und willigte nur in dieselbe, als Fulgentius bescheiden antwortete, »Jener, der mir den Willen, ihm zu dienen, eingeflößt hat, kann mir auch wohl den nothwendigen Muth geben, daß ich meine Schwachheit besiege.« Bald überzeugte sich der Bischof Faustus von dem Berufe des jungen Novizen, der sich nun nur mehr mit himmlischen Dingen beschäftigte und sich gleich in den ersten Tagen im stillen Kloster so glücklich fühlte, daß ein langes Weheklagen und viele Thränen seiner bekümmerten Mutter, die einige Tage an der Pforte des Hauses sich aufhielt, ihn nicht mehr von seinem Vorhaben abbringen konnten. Die strengsten Bußübungen waren seine süßeste Wonne; er versagte sich gänzlich den Gebrauch des Weines, des Oeles und alles dessen, was dem Gaumen schmeicheln mag. Die damaligen Verfolgungen der Katholiken nöthigten den Bischof Faustus zur Flucht, und auch Fulgentius begab sich auf dessen Rath in ein benachbartes Kloster, in welchem er in Vereinigung mit dem dortigen Abte Felix die Aufsicht über die Mönche führte und sie unterrichtete. Die Ruhe, derer diese beiden Aebte genossen, wurde bald durch einen Einfall der Numidier, welche das ganze Land verheerten, gestört; sie mußten deßhalb fliehen, hatten aber auf der öffentlichen Straße nach Sicca-Veneria, einer Stadt der proconsularischen Provinz Afrikas, das Unglück, den Häschern in die Hände zu fallen, die ein arianischer Priester gegen sie ausgeschickt hatte. Dieser hielt sie nämlich für katholische Bischöfe, von denen er befürchtete, sie möchten seine Glaubensgenossen zum orthodoxen Glauben zu bewegen suchen. Unmenschliche Mißhandlungen wurden den beiden Bekennern zu Theil, Bart und Haupthaare wurden ihnen abgeschnitten, und ganz mit Wunden bedeckt und schändlich entblößt schickte man sie zurück. Fulgentius faßte nun den Entschluß, nach Aegypten zu reisen, um unter den dortigen Mönchen noch mehr in der Abtödtung sich zu üben. Sein Schiff landete in Sicilien; da machte Bischof Eulalius von Syracus ihn von dieser Reise abwendig, indem er ihm vorstellte, das Land, in welches er gehen wolle, sei durch treulose Spaltung von der Gemeinschaft des hl. Petrus getrennt. Fulgentius entschloß sich daher, in Sicilien zu bleiben. Nach einiger Zeit machte er eine Wallfahrt zu den Gräbern der hhl. Apostelfürsten zu Rom. Als er dort (so erzählt auch der hl. Franz von Sales in seiner Philothea nach) vor einer Versammlung römischer Edlen erschien, in welcher der Gothenfürst Theodorich den Vorsitz führte, und die Pracht dieser Gewaltigen schaute, die nach ihrem Range geordnet waren, rief er aus: »O Gott, wie herrlich muß das himmlische Jerusalem seyn, wenn hienieden das irdische Rom schon so prachtvoll ist! Und wenn man hier den Freunden der Eitelkeit so viel Beifall zollt, welche Glorie muß dort die Freunde der Wahrheit umstrahlen?!« Er kehrte dann um [329] das J. 500 in sein Vaterland zurück, baute ein neues Kloster und ward (wiewohl gegen seinen Willen) zum Priester und im J. 508 zum Bischof von Ruspe, einer ansehnlichen Stadt in der Provinz Byzacene (jetzt die kleine von Tunis abhängige Stadt Alfaques), geweiht. Diese neue Würde brachte nicht die geringste Aenderung in seine bisherige Lebensweise. Niemals trug er das Orarium;74 im Winter und Sommer trug er wie im Kloster ein sehr ärmliches, wollenes Unterkleid, machte oft mit bloßen Füßen Reisen, schlief in seinen Kleidern und stand allzeit vor dem Nachtgottesdienst zum Gebet auf; seine Nahrung bestand in Gemüsen, Wurzeln und Eiern, ohne die geringste Würze; zum Genusse des Fleisches war er unter keinen Umständen zu bringen. In seiner Liebe zur Einsamkeit wollte er neben der Kirche zu Ruspe ein Kloster bauen und dessen Leitung seinem Freunde Felix übergeben; allein weil seine Erhebung auf den bischöflichen Stuhl dem Befehle des vandalischen Königs Trasamund, keine katholischen Bischöfe zu wählen, entgegen war, wurde Fulgentius mit vielen andern Bischöfen nach Sardinien verwiesen. (Papst Symmachus verschaffte hier den hhl. Bekennern den nöthigen Lebensunterhalt und tröstete sie in einem eigenen Schreiben.) Hier stand er, wenn gleich der jüngste, in hoher Achtung. Bei den brüderlichen Berathungen der Bischöfe wurde er zu Rathe gezogen; ihm ward die Ausarbeitung der gemeinschaftlichen Beschlüsse aufgetragen; er mußte auf die Briefe der ausländischen Bischöfe antworten. In einem Hause zu Cagliari führte er mit Einigen ein klösterliches Leben; die Betrübten kamen zu ihm, Trost zu suchen; die Armen fanden in ihren Nöthen Unterstützung, die Landeseinwohner nahmen zu ihm, als dem allverehrten Rathgeber, ihre Zuflucht, und seine Antworten nahmen sie als Endurtheil ihrer Zwistigkeiten an. In dieser Zurückgezogenheit verfaßte der Heilige mehrere gelehrte Abhandlungen, um die Gläubigen in Afrika zu trösten und, unterweisen. Schon 12 Jahre hatte die Verbannung der Bischöfe gedauert; da ließ Trasamund den Fulgentius nach Karthago kommen, um ihm als demjenigen, der als der gelehrteste der Orthodoxen gepriesen wurde, verschiedene Fragen über streitige Glaubenslehren zur Beantwortung vorzulegen. Fulgentius beantwortete die schriftlich vom Könige ihm vorgelegten Fragen, sowie auch jene, die ihm bloß vorgelesen und nicht einmal zur Abschrift waren übergeben worden, mit Fertigkeit, Gründlichkeit und gewohnter Schonung. Auf dieses hin gestattete ihm der König, in Karthago zu bleiben. Nun arbeitete er unaufhörlich dahin, die Gläubigen zu befestigen und Spitzfindigkeiten der Irrlehrer in ihrer Blöße darzustellen, und die Kirche von Karthago sah von Tag zu Tag den Eifer und die Anzahl ihrer Kinder sich vermehren; aber auch die arianischen Bischöfe sahen bald ein, welche Gefahr bei längerer Anwesenheit des Fulgentius zu Karthago ihrer Partei erwachse; sie beklagten sich deßhalb bei Trasamund, schilderten ihm den Fulgentius als einen gefährlichen Mann und wußten so viele ränkevolle Triebfedern in Bewegung zu setzen, daß er im J. 520 wieder nach Sardinien verwiesen wurde. Fulgentius baute nach seiner Rückkehr zu Cagliari ein neues Kloster, und führte auch in diesem einen hohen Geist der Abtödtung ein. Nach dem Tode Trasamunds (im J. 523) unter König Hilderich durften die Verwiesenen zurückkehren, und als das Schiff, auf dem sie fuhren, zu Karthago landete, frohlockte die Stadt in heiliger Freute. das Gedränge des Volkes um die Bischöfe und besonders um, Fulgentius war so groß, daß diesen einige Männer umgeben und schützen mußten, damit er nicht erdrückt wurde. Obgleich der Regen in Strömen herabfiel, zerstreute sich die Menge nicht, und die angesehensten Männer zogen ihre Oberkleider aus, um das entblößte Haupt des geliebten Oberhirten gegen den Regen zu decken. In der Kirche des hl. Agiläus sagten die hhl. Bekenner gemeinschaftlich Gott ihren Dank. Fulgentius machte sich alsbald auf den Weg, um zu seiner Kirche zurückzukehren, wo er mit Freuden aufgenommen wurde. Von nun an lebte er unter seinen Gläubigen in Ruhe vor Verfolgungen, in Treue und Eifer für ihr Wohl. Als er sein Ende herannahen fühlte, [330] zog er sich heimlich in ein Kloster der kleinen Insel Circina zurück, um sich auf die große Reise in die Ewigkeit vorzubereiten. Noch strenger als vorher wurden seine Abtödtungen, noch reichlicher als sonst flossen seine Thränen, und noch länger und inbrünstiger als vorher beharrte er jetzt im Gebete. Allein bald entdeckte die Liebe seiner Geistlichkeit, seiner Mönche und Schüler den Aufenthalt ihres von ihnen so hochverehrten Vaters. Ihren vereinten Bitten vermochte Fulgentius nicht zu widerstehen; er ging mit ihnen wieder zu seiner Kirche und in sein Kloster zurück. Nach einer zweimonatlichen sehr schmerzhaften Krankheit, in der er beständig die Worte niederholte: »Herr! verleihe mir jetzt die Geduld und nachher die Verzeihung,« starb er am 1. Jan. 533, im 65. Lebensjahre. Im Mart. Rem. steht sein Name wie in mehreren Kalendern, die kurz nach seinem Tode verfertigt wurden, auch am 1. Januar. Einige haben ihn am 6. Mai, dem Tage der Uebertragung seiner heil. Ueberreste in die Stadt Bourges, wo sein Leib in der Kirche jener Stadt seyn soll, während er in Wirklichkeit in der Kirche des erzbischöflichen Seminars ruht. Das Martyrologium der Augustiner-Eremiten setzt ihn auf den 19. Januar. – Der hl. Fulgentius, der Augustinus seines Jahrhunderts genannt, gehört unter die angesehenen kirchlichen Schriftsteller (er wird von den Legendisten gewöhnlich »Kirchenlehrer« genannt); von einigen seiner Werke sind jedoch nur Bruchstücke auf uns gekommen. Die vollständigste Ausgabe seiner Werke ist von Dr. Mangeant zu Paris im Jahre 1684 besorgt worden. (I. 32. But. I. 17.)
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