Genesius, S. (9)

[371] 9S. Genesius, M. (25. Aug.) Dieser hl. Genesius war ein berühmter, gern gesehener Mimiker zu Rom. Obwohl von christlichen Eltern geboren, trug er doch seinen Haß gegen das Christenthum öffentlich zur Schau. Die heil. Gebräuche der Christen brachte er auf die Bühne, um sie dem Gespötte des Volkes preiszugeben und sich das Wohlgefallen [371] des Kaisers Diocletian zu erwerben. Eines Tages wollte er die Taufe lächerlich machen; er übernahm die Rolle eines kranken Katechumenen und rief: »Kommt mir zu Hilfe! o mir ist so schwer! gebt mir Erleichterung!« »»Wie sollen wir dich leicht machen? für was hältst du uns? meinst du, wir sind Zimmerleute, daß wir dich auf die Hobelbank legen?«« »Narren ihr! ich verlange als Christ zu sterben,« sprach Genesius »»Und warum?«« »Damit ich an jenem Tage als ein Ueberläufer zu Gott erfunden werde.« Es trat also ein Priester, von einem Exorcisten begleitet, auf die Bühne. Neues Gelächter! »»Mein Kindlein! warum hast du nach uns geschickt?«« Aeußerlich blieb die Scene, innerlich war aber Genesius von jetzt an durch den Strahl der göttlichen Gnade umgewandelt; darum entgegnete er ernst und feierlich: »Ich verlange die Gnade Christi zu empfangen, damit ich, durch dieselbe neu geboren, von dem Untergange und den Trümmern meiner Ungerechtigkeit errettet werde.« Er empfing die Taufe und wurde im weißen Kleide dem Kaiser und dem Volke vorgestellt. Aber nun bekannte sich Genesius als einen wirklichen Christen, widerrief seine Aergernisse, die er gegeben, bat um Verzeihung wegen des Verdrusses, den er seinen christlichen Eltern durch seine Gottlosigkeit gemacht, und forderte alle Anwesenden auf zum Glauben an den Erlöser, der »das Licht und die Wahrheit und die Versöhnung« sei. Anfangs glaubten die Zuschauer, dieß gehöre zu seiner Rolle; aber als er endlich den Kaiser und alle Anwesenden versicherte, daß ihm vollkommen Ernst sei, und daß er in dem Augenblicke, wo das Wasser über ihn gegossen worden, gesehen habe, wie ein Engel seine auf eine große Tafel geschriebenen vielen Sündenschulden ausgelöscht habe, da wurde er sogleich in Ketten gelegt und dem Präfecten Plautinus zur Folterung übergeben. Die Gnade aber hatte in ihm so vollständig gesiegt, daß er ausrief: »Eure Martern können mir den Mund verschließen, aus dem Herzen können sie mir Christum nicht reißen.« Endlich wurde er am 25. August 286 enthauptet. Im Proprium des Chores von Augsburg wird der hl. Genesius am 25. Aug. commemorirt mit einer 9. Lection. Seine Reliquien ruhen nach Piazza (II. 198) zu Rom theils in St. Giovanni della Pigna, theils zu St. Susanna ai Termini, theils in der Laurentius-Capelle. Abbildungen des Heiligen stellen ihn entweder auf dem Theater oder in seinem Martyrium dar. Nach Migne sieht man in einer Kirche von Mailand seine Statue als Patron der Musikanten mit einer Violine. Seinen Namen enthält am 25. August auch das Mart. Rom. (V. 119.)


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 2. Augsburg 1861, S. 371-372.
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