[393] B. Gerardesca, Ord. Camald. (29. Mai). Das Andenken an diese gottselige Frau haben die Bollandisten wieder erneuert, nachdem lange Zeit ihre Verehrung unterbrochen gewesen war. Zwar sind die Eltern der sel. Gerardesca, ihre Geburtsstätte und Geburtszeit unbekannt; bekannt aber ist, daß sie nach dem Willen ihrer Mutter eine Ehe schloß. Dieselbe war zwar kinderlos, aber, wie die apostolische Vorschrift lautet, »heilig in Allem«. Als die fromme Frau erkannte, daß keine Kinder mehr zu hoffen seien, so überredete sie ihren Mann, ins Camaldulenser-Kloster zu Pisa einzutreten; sie selbst aber brachte den übrigen Theil ihres Lebens, nicht als Klausnerin, sondern als Tertiarin in einer Zelle nahe bei der Klosterkirche zu. Gott erwies ihr hier viele Gnaden. Oft gerieth sie in Verzückung und sah vergangene und zukünftige Ereignisse als gegenwärtig, z. B. die Verkündigung der Geburt unsers Herrn, das Ende der Dinge, den Reinigungsort, die Auferstehung der Todten und das jüngste Gericht. Es scheinen aber ihre Aussagen von dem Biographen ausgeschmückt worden zu seyn. Eine Art kirchlicher Bestätigung ist ihnen nicht zu Theil geworden. Ihr Todesjahr und Tag ist nicht bekannt. Doch scheint sie im J. 1240 noch gelebt zu haben. Sie ruht in der St. Savinuskirche zu Pisa und führt in einigen alten Kalendarien den Titel »heilig«. Auf dem Bilde, welches die Bollandisten nach ihrer Abbildung in der Savinuskirche zu Pisa aufgenommen haben, trägt sie den Habit der Camaldulenser, das Haupt statt der Capuze mit schwarzem Schleier umhüllt und mit dem Heiligenschein umgeben. (VII. 164–180.)