Gregorius IX (59)

[521] 59Gregorius IX., Papa. (22. al. 21. Narz, 21. Aug.) Nachdem Papst Honorius III. am 12. März 1227 gestorben war, wurde zuerst der Cardinal Konrad von Porto und nach dessen Ablehnung der Cardinal Hugolino (Ugolinus), Bischof von Ostia, aus dem Geschlechte der Grafen von Anagni und Segni, ein Verwandter des großen Papstes Innocentius III.. gewählt und am 21. März als Gregorius IIX. zum Papste geweiht. Ungeachtet seines hohen Alters zeigte dieser fromme und gelehrte Papst doch noch jugendliche Kraft, festen Willen und große Entschiedenheit. Gleich nach seiner Erhebung forderte er die Gläubigen zu einem Kreuzzuge auf und trat trang namentlich in den Kaiser Friedrich II., sein schon lange übernommenes Gelübbe entlich einmal zu lösen. Da dieses fruchtloß war, so erneuerte er den schon früher über den Kaiser ausgesprochenen Kirchenbann und trat überhaupt seinen Uebergriffen muthvoll entgegen. Uebrigens sagt der protest. Geschichtschreiber Raumer von ihm: »So kraftvoll, ja heftig auch dieser Papst für das auftrat, was ihm als sein Recht und seine Pflicht erschien, so wenig Geschicklichkeit hatte er zu geheimen Ränken, und er stand wahrlich zu hoch, vornehm und fest da, als daß er nöthig gehabt hätte, durch Lügen und Empörungen gegen die einfachsten und klarsten Ansichten des Nechts und des Christenthums Einfluß und Herrschaft zu begründen.« Der Dominnauer Raymund von Pennaforte, der sein Pönitentiarius gewesen, mußte auf seinen Auftrag eine neue Decretaliensammlung (Gregorii IX. Decretales) veranstalten, die in den gelehrten Schulen eingeführt wurde. In den schweren Bedrängnissen, womit er heimgesucht wurde, nahm er seine Zuflucht zu Gebeten und öffentlichen Bittgängen. Auch die Vereinigung mit der griechischen Kirche betrieb er aufs Eifrigste und ließ darüber, sowie über den Ausgang des heil. Geistes vom Vater und vom Sohne, Denkschriften und Abhandlungen verfassen. Er schickte zu diesem Ende eine Gesandtschaft von Theologen nach Constantinopel, unter ihnen die Franciscanermönche Radulphus und Ammonius, die ihre Aufgabe mit glücklichem Erfolge beendigten. Ueberhaupt erfreute sich der Orden des hl. Franciscus seiner besondern Gunst, wie er denn auch nach Hub. Men. am 20. April 1235 die Ordenskirche zu Assisi feierlich einweihte und bei dieser Gelegenheit dem Orden neue Privilegien zutheilte. (Vgl. S. Franciscus12). Unter ihm wurden Mehrere heilig gesprochen; der Erste davon war eben der hl. Franciscus von Assisi, mit welchem er öfter persönlich verkehrt hatte; dann der hl. Dominicus, der hl. Antonius von Padua, die hl. Landgräfin Elisabeth von Thüringen, der hl. Erzbischof Virgilius von Salzburg etc. Auch bestätigte er nach den Bollandisten (Apr. I. 793) im J. 1230 den damals nur auf dem Berge Karmel wohnenden Mönchen, die später Karmeliten genannt wurden, ihre Regel, sowie den vom aragonischen König Jakob unter der Leitung des hl. Raymund von Pennaforte gestifteten geistlichen Orden S. Mariae de Mercede zur Erlösung der Gefangenen. Er hinterließ auch mehrere Schriften, namentlich Briefe. Nachdem er die Kirche Gottes etwas mehr als 14 Jahre regiert hatte, starb er als fast 100jähriger Greis nach den Bollandisten (Propyl. II. 36) am 21. Aug. 1241 und wurde in der Peterskirche zu Rom begraben. Wenige Wochen vor seinem Tode hatte er noch folgende, besonders auch für unsere gegenwärtige Zeit passende Worte geschrieben: »Laßt euch, ihr Gläubigen, nicht [521] durch die wechselnde Erscheinung der Gegenwart betäuben. Seid im Unglücke nicht verzagt, im Glücke nicht stolz. Vertraut auf Gott und traget seine Peüsungen in Geduld. Das Schifflein Petri wird zwar bisweilen durch Stürme fortgerissen und durch Felsen fortgetrieben; aber bald und unerwartet taucht es aus den schäumenden Wogen wieder auf und segelt unverletzt auf der geglätteten Fläche.« Die Bollandisten setzen ihn am 22. März (Mart. III. 368) unter die Praetermissi mit der Bemerkung, daß sie ihn in keinem Heiligen-Verzeichnisse gefunden haben, während Bucelin, welcher ihn »selig« nennt, seinen Todestag auf den 22. August setzt und die Bemerkung beifügt, daß sein Andenken wegen der Octav von Mariä Himmelfahrt auf seinen Consecrationstag (21. März) gesetzt worden sei. Ughellus in seiner Italia sacra setzt übrigens seinen Todestag auch auf den 21. März. W. W. (K.-L. IV. 712 ff.)


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 2. Augsburg 1861, S. 521-522.
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