[544] 4S. Guido, Conf. (12. Sept. al. 12. Mai, 24. Juni). Dieser hl. Guido, frz. St-Guy, von Anderlecht (Anderlacum), den das Mart. Rom. »Bekenner« nennt, war in der Gegend von Brüssel geboren. Von armen Eltern abstammend, liebte er die Armuth im Geiste Jesu und trug sie mit vollster Geduld und Hingebung, ein Muster für andere Arme, denen er zudem durch herzliche Ermahnungen und thätige Hilfeleistung, so viel er konnte, Trost und Erguickung bereitete. So hatte seine frommen Eltern es ihn gelehrt. Auf diese Art umfaßte er den Stand, in welchen Gott ihn gesetzt hatte, mit Liebe und nunmachte, [544] wie das Sprüchwort sagt, die Noth zur Tugend. Von dem Wenigen, das er sich verdiente, gab er denen, die ärmer waren als er, und verband mit der Abtödtung auch die Liebe des Nächsten. Als er einst zu Laeken (jetzt ein berühmtes königl. Lustschloß) in der Muttergotteskirche betete, bemerkte ihn der Pfarrer, rief ihn zu sich und stellte ihn als Kirchendiener an. Der Heilige war entzückt über diese Gunst, die ihn ganz in die Nähe Jesu und seiner hl. Mutter brachte. Ost blieb er ganze Nächte in der Kirche. Doch entging er nicht den Schlingen der Versuchung. Ein Brüsseler Kaufmann rieth ihm, damit er den Armen reichere Unterstützung gewähren könnte, einen kleinen Handel anzufangen, worauf er aus der angeführten Ursache gern einging. Gott fügte es aber, daß ein Schiff, an welchem er Theil hatte, zugleich mit der Ladung zu Grunde ging. Guido, der seinen Dienst verlassen hatte, sah sich nun plötzlich in die größte Noth versetzt, erkannte aber seinen Irrthum und betete in aller Demuth die göttliche Vorsehung an, die ihm auf diese Weise den mahren Weg zum Himmel aufs Neue offenbarte. Jetzt ging er als Wallfahrer nach Rom und Jerusalem, und besuchte unter mannigfachen Beschwernissen und Bußübungen die heil. Stätten. Nach Rom zugekehrt, traf er Pilger aus seiner Heimath, denen er sich neuerdings anschloß und als Führer ins gelobte Land diente. Allein der Decan Wondulf von Anderlecht und die übrigen Pilger starben auf der Heimreise an einer ansteckenden Krankheit, und er mußte allein in seine Heimath zurückkehren. Er starb in Anderlecht am 12. Sept. 1012. (Butler XII. 542.) Seine Erhebung wird am 24. Juni (Jun. IV). 687) gefeiert. In Anderlecht wird er als Patron verehrt. Auf Bildern erscheint er in der ärmlichen Kleidung eines Pilgers, wie er auch nach Hack (S. 344) in der Volkssprache der Arme von Anderlecht heißt. (IV. 3.)