Hermagoras, SS.

[667] SS. Hermagoras, Ep., et Fortunatus, Archidiac. MM. (12. Juli, al. 23. 27. Aug. 12. Sept. 14. Dec.) Der hl. Hermagoras, welcher auch Hermachoras, Hermacoras, Hermacores, Hermecoras, Armigerus und Armagrus geschrieben wird, war ein Schüler des hl. Evangelisten Marcus und gilt als der erste Bischof von Aquileja (vgl. S. Hilarius9). Als solcher wird er bei Usuardus, im Mart. Rom. und in mehreren älteren und neueren Kalendarien aufgeführt. Leider sind die von ihm auf uns gekommenen Acten, wenn auch nicht durchaus unächt, wie Tillemont will, coch jedenfalls vielfach interpolirt, wie der Bollandist Joh. Pinius bemerkt. Vieles in denselben entspricht allerdings einem so hohen Alterthum nicht; Einiges jedoch, vorzüglich die Rede des Heiligen vor Gericht. ist unzweifelhaft glaubwürdiger. Nach der von dem Bollandisten Sollier verfaßten chronologischen Geschichte der Patriarchen von Alexandria (Jun. V. 5* n. 20) wäre der hl. Evangelist Marcus im Auftrage des hl. Petrus um das J. 46 n. Chr. von Rom nach Aquileja gegangen, um dort das Evangelium zu verkünden, weßwegen Einige ihn als ersten Bischof von Aquileja bezeichnen. Da er dann im J. 48 nach Rom zurückkehrte, um von dort nach Alexandria zu gehen, habe er veranlaßt, daß das Volk sich statt seiner einen guten Hirten wähle, und da habe dann die Wahl den hl. Hermagoras getroffen, der dann mit dem hl. Evangelisten nach Rom gegangen und vom hl. Apostel Petrus bestätigt worden sei (Jul. III. 252). Nach Aquileja zurückgekehrt, wuchs unter seiner Leitung die dortige Heerde der Gläubigen. Er heilte die Kranken und trieb die Teufel aus den Besessenen. Beim Präses Sebastos verklagt und als Feind der Götter vor Gericht gestellt, erklärte er ohne Furcht, er predige, was ihm vom Herrn Jesus Christus sei befohlen worden: den Einen großen Gott, [667] welcher im Himmel ist, und vertraue im Leiden auf seine Barmherzigkeit. da auf dasselbe die Glorie des Paradieses folgen werde. Da ließ ihn Sebastos foltern und mit Ochsensehnen schlagen. Der Heilige blickte zum Himmel und sprach: »Ich danke dir, höchster Gott, Vater meines Herrn Jesu Christi, daß du dich gewürdiget hast, mich Unwürdigen zu deiner Gnade zu rufen.« Umsonst sprach ihm der Richter zu, er solle den Göttern opfern; umsonst drohte er ihm mit neuen Peinen; umsonst zerriß man ihm Brust und Seiten mit eisernen Hacken und brannte die Wunden mit glühenden Blechen; Hermagoras blieb unerschütterlich, so daß die Zuschauer, von hohem Erstaunen ergriffen, die Kraft des Christengottes priesen. Sebastos fand es für gerathen, ihn von der Folter lösen zu lassen, um ihn ins Gefängniß zu bringen. Dieses wurde durch ein himmlisches Licht erleuchtet, so daß der. Gefängnißwärter Pontianus den Glauben annahm. Er fiel dem Heiligen zu Füßen, begehrte seinen Unterricht und empfing hernach die heil. Taufe. Noch andere Bekehrungen folgten. Bald aber fiel in dunkler Nacht sein Haupt unter der Hand des Henkers. Mit ihm starb auch sein Archidiakon Fortunatus65, den er kurz vorher zu seinem Nachfolger bestimmt hatte. Auf dem Denkmale, welches zu Aquileja dem Andenken des hl. Bertrand6 errichtet ist, sieht man auch das Martyrium des hl. Hermagoras dargestellt. Er heilt einen Energumenen durch das heil. Kreuzzeichen, bekennt vor dem heidnischen Richter die Wahrheit der Lehre Jesu, wird mit Prügeln geschlagen und zuletzt an ein Kreuz in der Form eines Y geheftet. Eine Anzahl Christen, die es umringen, wird von ihm getröstet und zur Standhaftigkeit ermuntert. (Jun. I. 778.) Die Zeit seines Todes setzt man gewöhnlich ins J. 66. Bei Ferrarius steht die Feier seiner und des hl. Fortunatus Uebertragung am 27. Aug., bei Grevenus u. A. am 12. Sept. Bei den Bollandisten wird er aber am 12. Juli behandelt. (III. 249–257.)


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 2. Augsburg 1861, S. 667-668.
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