Hieronymus, S. (3)

[695] 3S. Hieronymus (Jeronimus), Ep. (22. Juli). Es ist nicht bekannt, wann dieser hl. Bischof von Pavia gelebt habe, und wie lange er sein Amt verwaltete. Gleichwohl ist die Heiligkeit seines Lebens nicht minder als die uralte ihm erwiesene Verehrung durchaus zuverlässig. Er soll der Nachfolger des hl. Theodorus gewesen seyn. Marangoni (S. 303) erzählt von diesem hl. Hieronymus und insbesondere von seiner Erwählung Folgendes: Als der Bischofsitz erledigt war, und man eben ein allgemeines Gebet um einen guten Bischof hielt, hörte man in der Kirche eine Stimme wie die eines Knaben, welche befahl, daß man alle Priester zusammenrufen solle. Als man folgenden Tags wieder die Versammlung bestellt hatte, rief die nämliche Stimme, es fehle einer von den Priestern; man forschte nach, und bald stellte sich heraus, daß der ganz alte Pfarrer von Maria ad Perticas fehle. Man holte ihn, und sogleich rief die Stimme, dieser sei der von Gott auf den Bischofstuhl Erkorene. Alsbald geschah dann seine Consecration. Apostolische Tugend schmückte ihn, durch Wort und Beispiel erbaute er, war überaus mitleidig und mildthätig gegen Dürftige und Bedrängte. Die Wundergabe besaß er in so hohem Grade, daß die bloße Berührung seines Mantels die Kranken heilte. Ein Armer, welcher zugleich fieberkrank war, dem er sein Kleid schenkte, ward plötzlich gesund, als er es angezogen hatte. Wie der rheinische Einsiedler Goar benutzte auch er, als er zum Könige gerufen worden war, einen Sonnenstrahl, um seine Kleider an demselben aufzuhängen. Die Zeit seines Episkopats fällt beiläufig ins 8. Jahrhundert. Als das Ende seiner Mühen nahte, erschien ihm Nachts im Traum der hl. Syrus (von 46–96 nach Zedler), welcher der erste Bischof von Pavia gewesen ist, und bedeutete ihm den nahen Heimgang. Auf dieses betete er bis zum anbrechenden Morgen. Bei der heil. Messe in der Frühe eröffnete er der Geistlichkeit und dem Volke die gehabte himmlische Erscheinung, ermahnte sie zur Gottesfurcht, empfahl ihnen die Kirche und richtete an die gütige Himmelskönigin sein letztes Flehen für sein und der Umstehenden Schicksal, sprach zu ihnen dann Abschieds- und Segensworte. Und bald überkam ihn eine Krankheit, und er ging in die Seligkeit [695] hinüber, nach Einigen, wiewohl ungewiß, im J. 787, im 90. Jahre seines Alters. Mit großer Rührung und unter tiefer Trauer des Volkes begrub man ihn in der Kirche ad Perticas, wo er lange Zeit Seelsorger gewesen, und wo sein Grab bis auf Marangoni's Zeiten (1733) hoch verehrt wurde. (V. 321.)


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 2. Augsburg 1861, S. 695-696.
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