[773] B. Hrosnata (Hroznata), M. (14. Juli, al. 12. Juni). Der sel. Hrosnata, dessen Name nach den Bollandisten im Böhmischen so viel als »reich an Trauben« (hrozen) bedeutet, und der von dem böhmischen Orte Hrosnietin oder Hrosuletin (jetzt Lichtenstadt) so genannt ist, wird im Prämonstratenser-Kloster Tepl (Tepla) in Böhmen als Martyrer verehrt. Sein Vater soll Zezyman (Sezyman), die Mutter Dobrosalwa geheißen haben. Er hatte vier Schwestern, nämlich die sel. Woyslava, welche als Wittwe starb, nachdem sie später als Inclusin in das Kloster ihres Bruders getreten war, dann Beatrix, Bohuslava und Judith, die sich im Nonnenkloster Chotieschau dem Dienste Jesu zu eigen gaben. Der sel. Hrosnata war um das J. 1170 geboren. Das Kind kam scheintodt auf die Welt; aber das vertrauensvolle Gebet der Eltern zu Christus und die Fürbitte der sel. Jungfrau schenkte ihnen den Knaben aufs Neue. Als Jüngling kam er an den Hof des Königs Ottokar (Przemisl), für Viele ein gefährlicher Aufenthalt, aber für Alle, die dem Herrn aufrichtig dienen wollen, eine tüchtige Schule der Entsagung und aller Tugenden. [773] So diente auch Hrosnata am Hofe in seinem zeitlichen Könige dem unsterblichen Könige der Ewigkeit mit gutem Gewissen und reinem Herzen. In der Folge heirathete er eine ihm ebenbürtige Jungfrau. Sie gebar ihm einen Sohn, der aber bald wieder starb. Der Mutter brach vor Leid darüber das Herz; sie folgte dem heißgeliebten Kind nach kurzer Zeit in die Ewigkeit. Auch Horosnata starb, indem er seine Seele von jeder Anhänglichkeit an die irdischen Dinge vollkommen löste. Um das J. 1197 nahm er das Kreuz und ging nach Palästina. Er wollte sein Leben hingeben zur Ehre dessen, der für uns Alle gestorben ist. Ehe er abzog, setzte er das Prämonstratenserkloster (die »Diener Gottes und Mariä«) zu Tepl durch Anweisung der Einkünste aus verschiedenen ihm gehörigen Herrschaften in Böhmen zum Erben seines Vermögens ein, damit in demselben das Lob Gottes und der heil. Jungfrau unablässig verkündet werde. Darauf hatte er eine Vision, in welcher der göttliche Heiland sein Opfer gnädig annahm. Wir wissen nicht, was ihn bewog, seine vorhabliche Wallfahrt ins heil. Land aufzugeben; gewiß ist nur, daß er zu Rom sich seines Gelübdes entbinden ließ und nach Böhmen zurückkehrte. Sogleich begann er den Bau der Kirche und des Klosters zu Tepl. Die päpstliche Bestätigung desselben erfolgte im Jahr 1199 durch den großen Papst Innocenz III. Bald nachher (um das J. 1200) trat der Selige selbst in das Kloster, mußte aber hier mit der Zeit viele Widerwärtigkeiten und Kränkungen erfahren. Von dem ersten Abte Johannes hatte er nämlich die von ihm bei seiner außerordentlichen Demuth nicht gesuchte und nur mit Widerstreben angenommene Administration der Güter des von ihm gestifteten Klosters erhalten; aber bald gerieth derselbe in Mißstimmung gegen den sel. Hrosnata, ja es kam sogar zu Verunglimpfungen, die der Selige zu ertragen hatte. Zuletzt fand er sich bewogen, das Kloster zu verlassen, jedoch mit Beibehaltung des Ordenskleides und in treuer Ergebenheit an seine heil. Regel, bis er nach einiger Zeit wieder zurückkehrte und von der Gemeinde freudig aufgenommen wurde. Doch nicht mehr lange war ihm zu leben vergönnt; denn als er einmal in Administrations-Geschäften von Tepl nach Hrosuletin sich begab, wurde er von Raubrittern aus der Gegend von Eger angefallen und in ein schauerliches Gefängniß gesperrt, bis er ausgelöst würde. Ehe aber dieses geschah, starb er dort am 14. Juli 1217 als Martyrer. Die nachfolgenden Aebte von Tepl haben seine Canonisation mit allem Eifer betrieben. Obwohl dieselbe nicht erfolgte, wird er doch zu den »Seligen« gezählt. Man stellte ihn stets den Brüdern des Prämonstratenser-Ordens als Muster der Demuth und Entsagung vor. Seine Grabstätte, welche im Chore der Stiftskirche sich befindet, ist immer von Andächtigen besucht. Es geht die Sage, daß eine Gräfin Anna von Sternberg, die an seine Heiligkeit nicht glauben wollte, plötzlich sein Bild im Strahlenglanze in ihrem Gebetbuche gesehen habe. Van der Sterre nennt ihn am 12. Juni. Bei den Bollandisten ist er aber am 14. Juli ziemlich ausführlich behandelt. Doch bemerken dieselben, sie hätten auf geschehene Anfrage aus Tepl die Nachricht erhalten, daß die Acten über den sel. Hrosnata im Laufe der Zeiten, vermuthlich im Hussiten-Kriege, zu Grunde gegangen seien. (III. 793–810.)