[90] S. Jacob, Patriarcha (19. Dec. al. 6. Oct.). Im Jahre der Welt 2168 (1836 v. Chr.), als der Patriarch Isaak 60 Jahre alt war, gebar ihm seine Rebekka Zwillinge, nämlich den Esau, welcher wegen seiner röthlichen Farbe und wegen des ebenfalls röthlichen Linsenbreies (1. Mos. 25,30) auch Edom (d.i. roth) hieß, von welchem dann die Edomiten oder Idumäer abstammten, und den Jakob, welcher später auch Israel genannt wurde und der unmittelbare Stammvater des Israelitischen Volkes ist. Schon im Mutterleibe kämpften beide Brüder, und als Rebekka darüber den Herrn befragte, erhielt sie zur Antwort, es seien zwei Völker in ihrem Leibe etc., und der ältere werdedem jüngeren dienen. (1. Mos. 25, 22. 23). Bei der Geburt selbst hielt Jakob die Ferse (hebr. akeb) des Esau, weßhalb er den Namen Jaakob, d.i. Fersenhalter1, bekam, während der ältere deßwegen Esau geheißen wurde, weil er behaart war. (V. 25.) Als sie heranwuchsen, wurde Esau ein Jäger, und Isaak liebte ihn, weil er von seinem Weidwerke aß; Rebekka aber liebte den Jakob, der ein stiller Mann war und in den Zelten wohnte. (V. 27. 28.) Da Esau unmittelbar vor seinem [90] Bruder Jakob zur Welt gekommen war, so wurde er als der Erstgeborne betrachtet, und es gebührte ihm daher auch das Recht der Erstgeburt, welches in dem Vorrang der richterlichen und priesterlichen Gewalt, sowie in dem doppelten Erbtheil bestand. Dieses Recht verkaufte aber Esau, was auch der hl. Paulus tadelt (Hebr. 12, 16. 17), um einen Linsenbrei an seinen Bruder Jakob (25, 29 bis 34), und das mag denn auch ein Grund seyn, daß dieser sich weniger sträubte, als seine Mutter ihn veranlaßte, sich als Esau seinem blinden Vater vorzustellen und so von ihm den Segen der Erstgeburt zu erlangen (1. Mos. 27, 1–40), während Esau, der übrigens seinen Eltern wegen seiner Verbindung mit hethitischen Weibern ohnehin schon viel Verdruß gemacht hatte (26, 34 f.), vom Vater weniger erhielt, sich aber dann später ebenso wie Jakob durch seine eigenen Bemühungen viel erwarb, jedoch nicht mehr als Haupt der Familie galt, welches Vorrecht nach Gottes Anordnung auf Jakob übergegangen war. Ueber diesen größtentheils von ihm selbst veranlaßten Verlust des Erstgeburtssegens war dann Esau so aufgebracht, daß er seinen Bruder Jakob haßte, ihn einen »Hinterlistigen« nannte und ihn zu tödten beabsichtigte. Als Rebekka dieses erfuhr, gab sie ihm den Rath, zu ihrem Bruder Laban nach Haran in Mesopotamien zu fliehen. (27, 42 ff) Da auch Isaak von ihm verlangte, er solle zu seinem Oheim Laban gehen und eine von dessen Töchtern zur Frau nehmen, reiste Jakob in einem Alter von 77 Jahren von Bersabee nach Haran. (28, 1 ff.) Auf dem Wege dahin sah er bei der Stadt Luza im Traume eine Leiter, welche auf der Erde stand und mit der Spitze den Himmel berührte. Engel Gottes stiegen auf und nieder, und oben stand Gott der Herr, welcher die schon dem Abraham und dem Isaak gegebene Verheißung, daß Er ihn und durch ihn (d.h. durch seinen großen Nachkommen) alle Völker der Erde segnen werde etc., auch dem Jakob wiederholte, der nun hier einen Altar errichtete und den Ort Bethel (d.i. Haus Gottes) nannte, welchen Namen dann auch die Stadt Luza erhielt etc. (V. 11–22). Als er schon nahe bei Haran war, traf er bei einem Brunnen eine Tochter Labans, Namens Rachel, gab sich ihr als Vetter zu erkennen und wurde nun von ihr zu ihrem Vater geführt, der ihn mit Freuden aufnahm und nach einem Monate ihn fragte, welchen Lohn er für seine Dienste als Hirt seiner Heerden verlange. Jakob erwiderte, er wolle ihm für seine jüngere Tochter Rachel 7 Jahre dienen. Als aber diese vorüber waren, gab ihm Laban seine ältere Tochter Lia, wobei er auf Jakobs Beschwerde die Ausrede gebrauchte, es sei in seinem Orte nicht gebräuchlich, die jüngere Tochter vor der ältern zu verheiraten. Doch nach 8 Tagen gab er ihm auch die Rachel zur Frau unter der Bedingung, daß er ihm noch weitere 7 Jahre diene. (29, 1–30.) Als diese 14 Jahre vorüber waren, wollte Jakob heimziehen in sein Vaterland; aber Laban bat ihn, daß er noch bleiben möge, und als Lohn wurde ihm auf seinen Wunsch ein Theil der Heerden festgesetzt. Hiebei wollte ihn Laban hintergehen, aber Jakob überlistete ihn, so daß ihm eine große Heerde zufiel. (30, 25 ff.) Weil er nun merkte, daß Laban ihm nimmer gewogen sei, besonders aber weil Gott ihm die Rückkehr in sein Vaterland anbefohlen hatte, trat er nun nach weiteren 6 Jahren mit seinen Frauen und Kindern und Knechten und Mägden und Heerden etc. heimlich die Rückreise an. Laban verfolgte ihn zwar, schloß aber dann in Galaad Frieden mit ihm, und so schieden sie als Freunde. (31, 1 ff.) Als er seiner Heimat sich näherte, befiel ihn eine große Furcht vor seinem Bruder Esau, der mit 400 Mann ihm entgegen kam. Da betete er eifrig zum Gott Abrahams und Isaaks, und in der darauf folgenden Nacht erschien ihm der Herr in der Gestalt eines unbekannten Mannes, der mit ihm rang, bis die Morgenröthe anbrach, und sich von ihm bezwingen ließ, zum Zeichen, daß er vor Esau und überhaupt vor den Feindseligkeiten der Menschen sich nicht zu fürchten brauche. Ehe der Herr segnend von ihm schied, gab Er ihm den Beinamen »Israel«, d.i. »Kämpfer Gottes«, weil er nämlich mit Gott gerungen hatte. Jakob aber nannte den Ort Phanuel, d.i. »Antlitz Gottes«, weil er »Gott von Angesicht zu Angesicht gesehen« etc. Von nun aber hinkte er an einem Fuße, weil der Herr beim Kampfe die Sehne seiner Hüfte berührt hatte, die als bald verdorrte. (32, 1 ff.) Bald nach diesem kam denn wirklich sein Bruder Esau, dem er schon Geschenke entgegen gesendet hatte, und der ihn nun ganz freundlich aufnahm, so daß sie dann in Frieden von einander schieden. Jakob zog zuerst nach Socoth, dann nach »Salem, der Stadt der Sichemiten, [91] welche im Lande Kanaan liegt«. Er wohnte eine Zeit lang bei dieser Stadt, »errichtete daselbst einen Altar und rief den Namen des überaus starken Gottes Israels an.« (33, 1 ff.) Nachdem ihm seine Söhne wegen ihrer Grausamkeit gegen die Sichemiten großen Schmerz bereitet hatten (34,1 ff.), zog er auf Befehl Gottes weiter nach Bethel, wo er früher die Himmelsleiter gesehen hatte, und wo er jetzt dem Herrn einen Altar baute, wie er es früher versprochen hatte (28, 22). Hier erschien ihm Gott wieder, bestätigte seinen Namen Israel und wiederholte ihm die Verheißung, daß Er ihm und seinen Nachkommen dieses Land geben werde etc. Von da zog er wieder weiter und kam »zur Frühlingszeit in das Land, das gegen Ephrata führt«. Hier gebar ihm Rachel ihren zweiten Sohn, starb aber in Folge der schweren Geburt, nachdem sie zuvor diesem Sohne, wegen der bei der Geburt ausgestandenen Schmerzen, den Namen »Benoni«, d.i. »Sohn meines Schmerzes«, gegeben hatte, während Jakob ihn Benjamin, d.i. »Sohn meiner Rechten«, nannte. Rachel aber »ward begraben am Wege, der gen Ephrata führt, welches Bethlehem ist«. Jakob »kam nun zu seinem Vater Isaak gen Mambre, in die Stadt Arbee, welches Hebron ist, wo auch Abraham gewohnt.« Nicht sehr lang danach starb Isaak und wurde von seinen Söhnen Esau und Jakob begraben. (35, 1 ff.) Die Söhne Jakobs aber waren folgende zwölf, gereiht nach der Zeit ihrer Geburt: Zuerst gebar ihm Lia den Ruben, Simeon, Levi und Juda; dann Bala, die Magd der Rachel, den Dan und Nephtali; ferner Zelpha, die Magd der Lia, den Gad und Aser; dann Lia wieder den Issachar und Zabulon, sowie auch eine Tochter, Namens Dina; endlich Rachel den Joseph. Diese eilf Söhne wurden ihm in Mesopotamien geboren, und im Lande Kanaan gebar Rachel als zwölften den Benjamin, von welchem oben die Rede war. – Diese Söhne verursachten ihrem Vater wohl manche Trübsal; die größte aber war der Verlust seines geliebten Sohnes Joseph, den seine Brüder aus Neid an madianitische Kaufleute verkauft hatten, während sie ihrem Vater vormachten, ein wildes Thier habe ihn zerrissen. Doch Gott hatte über Joseph gewacht; er war Vicekönig von Aegypten geworden, unterstützte als solcher großmüthig seine Familie mit Getreide, ließ dann später nach Pharao's Befehl auch und gab ihm und seiner Familie das Ländchen Gessen zum Wohnsitze, so daß nun mit ihm und allen seinen Söhnen und Enkeln 70 Personen in Aegypten waren, wo er noch 17 Jahre lebte (47, 28). Als er das Ende seines Lebens herannahen fühlte, ließ er seinen Sohn Joseph schwören, daß er ihn im Begräbnisse seiner Ahnen begraben lasse, adoptirte dann dessen Söhne Ephraim und Manasses, segnete diese, verkündete hierauf der Reihe nach über seine Söhne das Schicksal der 12 Stämme, deren Träger sie wurden, prophezeite namentlich dem Juda, daß der Scepter nicht von ihm weichen würde, bis der Messias kommen werde (49, 10), und starb dann im J. 1689 v. Chr. in einem Alter von 147 Jahren. Nachdem die Klagezeit von 70 Tagen vorüber war, brachten Joseph und seine Brüder den einbalsamirten Leichnam ihres Vaters mit großem Gefolge nach Kanaan und begruben ihn feierlich in der Doppelhöhle bei Mambre, die Abraham von dem Hethiten Ephron gekauft hatte, und wo Abraham mit Sarah und Isaak mit Rebekka lagen, und wo nun auch Jakob zu Lia beigesetzt wurde (50, 13). – Wie Isaak war auch Jakob in mancher Beziehung ein Vorbild des Messias; doch es würde zu weit führen, alle diese Beziehungen hier anzugeben. Nur etwas Weniges soll bemerkt werden. Jakob war der gesegnete Sohn und Erbe, verließ aber doch nach dem Willen des Vaters sein Haus und ging arm zu Laban, dem er lange Zeit in freiwilliger Knechtschaft diente, worauf er reich ins Vaterland zurückkehrte; auch der eingeborne Sohn Gottes verließ nach dem Willen des Vaters seine Herrlichkeit, nahm Knechtsgestalt an, diente in Armuth lange auf Erden und kehrte dann als Sieger über Tod und Hölle und als Haupt Seiner zahlreichen Kirche in den Himmel zurück. Jakob hatte sich mit dem Felle eines Böckleins bedeckt, da er als Esau vom Vater den Segen holte; der Sohn Gottes hatte sich mit den Sünden der Menschheit bedeckt, um dieselben zu tilgen und uns den Segen des himmlischen Vaters zuzuwenden etc. Ist auch das, was Rebekka und, Jakob hier gethan, menschlicher Weise nicht zu rechtfertigen, so hat doch Gott auch hier das Schlimme zum Guten gewendet, indem Er dem gleichgültigen, sein Erstgeburtssrecht nicht genug achtenden Esau dasselbe abnahm [92] und es dem besseren Jakob gab, der so zum Träger der Verheißungen und zum unmittelbaren Stammvater Seines auserwählten Volkes wurde, das von ihm den Namen »Israeliten«, später nach seinem Sohne Juda den Namen »Juden« erhielt, und aus welchem endlich der verheißene Messias hervorging, durch den auch wir zu »Kindern Abrahams« adoptirt und zur »Israelitischen Würde« erhoben wurden etc. – Der Patriarch Jakob wird zwar wie Isaak nicht förmlich als »heilig« verehrt und findet sich auch nicht im Mart. Rom.; doch ist nicht daran zu zweifeln, daß er als Heiliger im Himmel sei, da Christus selbst sagt, daß Seine Auserwählten mit Abraham, Isaak und, Jakob im Himmelreiche zu Tische sitzen werden (Matth. 8, 11). Da die Bollandisten in ihr Werk nur jene Heiligen des Alten Bundes aufnehmen, die im Mart. Rom. vorkommen, so ist der Patriarch Jakob von ihnen nicht eigens behandelt; doch findet er sich öfter unter den »Uebergangenen«, nämlich am 21. Aug. (IV. 399), wo bemerkt ist, daß in einem Kalendarium die Commemoration des Abraham, Isaak und Jakob auf diesen Tag gesetzt sei; dann am 6. Oct. (III. 259), wo es nach des Sollerius Auctuarium zu Usuard (Jun. VII. 582) heißt, daß zu Ebron in Juda die Deposition der hhl. Patriarchen Abraham, Isaak und Jakob, deren Leiber im J. 1120 in der dortigen Kirche von den lateinischen Kanonikern jener Kirche gefunden worden seien, am 6. October gefeiert werde; endlich am 5. Febr. (I. 594), wo angegeben wird, daß das Salisburger Martyrologium des Richard Whitford am 5. Febr. das Andenken einiger Heiligen des Alten Bundes enthalte, nämlich des Abraham und der Sarah, des Melchisedech und Loth, des Isaak und der Rebekka, des, Jakob und seiner Frauen Rachel und Lia, sowie seiner 12 Söhne und der beiden Söhne des Joseph, welche alle als »heilig« bezeichnet sind. Von fast allen diesen sei auch in den Menäen der Griechen am Sonntag vor der Geburt Christi die Rede, und sie werden zwar (außer dem Abraham, der auf den 9. Oct. fällt, und welchem die Griechen auch den Loth anschließen), nirgends einzeln, wohl aber miteinander angeführt am 19. Dec., an welchem Tage auch die Bollandisten mit den Griechen von ihnen sprechen wollen, wie denn im Elenchus der Patriarch, Jakob wirklich am 19. Dec. vorkommt. In einem Zusatz zum 2. Jan. (I. 1084) heißt es, daß unter den Reliquien, welche von Kaiser Karl IV. nach Prag gebracht wurden, auch solche von den hhl. Patriarchen Abraham, Isaak und, Jakob sich befinden. – Dargestellt wird derselbe nach seinen verschiedenen Lebensverhältnissen, entweder unter der Himmelsleiter schlafend, oder mit dem Engel ringend, oder den Ephraim und Manasses segnend etc. Vgl. S. Isaac2. †
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