[207] 111Johanna von der Menschwerdung (9. Dec.), eine Ursulinerin zu la Ciotat, einem Städtchen in Frankreich, war in ihrer Jugend in den Ehestand getreten, wo sie ihr Haus höchst erbaulich ordnete und ihres Theils sich in den 3. Orden des hl. Franciscus aufnehmen ließ, dessen Satzungen sie aufs Strengste beobachtete. Nach dem Tode ihrer einzigen Tochter lebte sie mit ihrem Gemahle noch 24 Jahre in größter Liebe und Einigkeit, pflegte ihn in seiner Krankheit sorgfältig und wurde von ihm zur Erbin fast alles seines Vermögens eingesetzt. Als Wittwe lebte sie nach dem vom hl. Apostel Paulus (1. Tim. 5,5) aufgestellten Vorbilde; ihre Tage bildeten eine fortgesetzte Kette von Werken der Wohlthätigkeit an Armen, Kranken, Sterbenden, Nothleidenden aller Art. Sie machte fromme Stiftungen, versah die Kirchen und Kapellen mit schönen Gewändern und Paramenten. So war ihr Leben beschaffen, als sie in die Gesellschaft der Ursulinerinnen trat, unter welchen sie 9 Jahre in weltlicher Kleidung, jedoch unter vollkommener geistlicher Ordnung, zubrachte, worauf sie, als nun die Gesellschaft zu einem klösterlichen Stande erhoben wurde, noch 7 Jahre ein Muster eines guten Ordensgliedes darbot. Sie starb am 9. Dec. 1641 in einem Alter von 67 Jahren. (Tagb. II. 802.)