[193] 39Johanna von U. L. Frau, (23. Febr.), Ursulinerin zu Auch, war vor ihrem Eintritte in den Orden verheiratet und hatte zwei tragische Erlebnisse erfahren; denn ihr einziges Söhnlein von 3 bis 4 Jahren wurde von einem Lastthiere unversehener Weise todt getreten; ihr Mann aber, mit welchem sie in zwölfjähriger Ehe gelebt hatte, ging folgender Weise zu Grunde. Er hörte vor seinem Hause Zwei streiten, die ihren Zwist mit dem Degen ausmachen wollten. Da kam er hinaus, um Frieden zu stiften; allein der Eine rannte ihm den Degen durch den Leib, so daß er augenblicklich todt war. Nach diesem Tode ihres Mannes blieb sie noch 2 bis 3 Jahre im Wittwenstande, worauf sie um die Aufnahme bei den Ursulinerinnen nachsuchte, die man ihr sehr gerne gewährte, weil sie ein durchaus geistliches Leben gepflogen hatte. Im Kloster begnügte sie sich mit dem möglichst Geringen; sie erfüllte in der Treue des Gehorsams möglichst wörtlich, was ihr befohlen wurde. Einst hatte, da sie krank daniederlag, zu ihr die Oberin im Scherze gesagt: wann der Prediger komme, so möchte sie auch aufstehen und die Predigt mit anhören. Obwohl sie so krank war, daß sie fast die Füße nicht trugen, ging sie nun dennoch wirklich mit größter Beschwerniß dem Chore zu, wohin sie freilich noch nicht gekommen war, als schon der Verweis und der Befehl kam, daß sie dieses Vorhaben unterlassen möchte. Sie [193] litt 30 Jahre bis zu ihrem Tode peinlich durch Krankheit und namentlich die letzten Jahre. Nach ganz kurzer Todesangst vollendete sie am 23. Febr. 1603 im 60. Jahre ihres Alters, nachdem sie 20 Jahre im Orden zugebracht hatte. (Tagb. I. 162.)