[205] 105Johanna Vincentia von der Empfängniß Mariä, (13. Nov.), eine Ursulinerin in der Vorstadt St. Jakob bei Paris. Geboren zu Dieppe in Frankreich i. J. 1596, trat sie in den geistlichen Stand zu Paris i. J. 1613. Auch ihre Mutter wurde, nachdem sie alle ihre Kinder versorgt hatte, zu Rouen Ursulinerin. Vier Jahre nach ihrer Profeß wurde Johanna nach Rennes geschickt, wo sie ein neues Kloster aufzurichten hatte; in ihrer Begleitung waren 4 andere Ursulinerinnen. Damals war sie 23 Jahre alt und zeigte sich zur Würde und Bürde einer Oberin mit Hilfe der göttlichen Gnade fähig genug. Nach weiteren 4 Jahren kam sie nach Paris zurück; bald traf sie die Aufgabe, nach Caen zu gehen, wo ein neues Haus entstand, welches sie gleichfalls glücklich einrichtete. Nachdem sie 6 Jahre dort Vorsteherin gewesen und kurze Zeit in ihrem ursprünglichen Kloster zu Paris einige Ruhe genossen hatte, wurde sie nach Moulins abgerufen, dort die verfallene Ordnung aufzubessern, wo sie zugleich die Wohnungen mit geringen Kosten klösterlich und doch angenehm umbauen ließ. Von Moulins mußte sie sich jetzt nach Macon (Mascon) begeben, wo die neue zu Paris angenommene Ordensregel einzuführen war. Das mühsame Geschäft brachte sie in kurzer Zeit aufs Gelungenste zu Stande. Der Bischof von Macon wollte sie darum in jeder Weise zurückbehalten, selbst dadurch, daß er mit seiner Ungnade drohte. Doch wußte Johanna dem Bischofe die Pflicht und Nothwendigkeit nach Moulins zurückzukehren so überzeugend vor Augen zu legen, daß er ihr nichts weiter in den Weg legte; nur verlangte er, sie sollte auf ihrer Reise Charlieu berühren, [205] wo sie gleichfalls die neue klösterliche Form einführen sollte. In Charlieu hielt sie sich demnach 8 Tage lang auf und gab die nöthige Unterweisung. Bei den vielen Bewegungen ihres äußeren Lebens hatte sie den guten Grundsatz, den sie auch aussprach: man müsse das Gute thun und die Leute reden lassen. In ihrer Leitung bediente sie sich der treffendsten Beweggründe; stieß sie dann auf Unwillen, so suchte sie durch milde sanfte Worte die Ausgeregtheit des andern Theiles zu beruhigen. Nachdem Johanna in Moulins Alles in besten gedeihlichen Stand gesetzt hatte, bat sie um Urlaub und begab sich in ihr erstes Kloster nach Paris zurück. Sie starb unter dem Beistande eines Priesters aus der Gesellschaft Jesu, den sie sich eigens ausgebeten hatte, am 13. Nov. 1638, dem 23. Jahre ihrer Profeß und 43. ihres Alters. (Tagb. II. 702.)
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