[221] 29S. Johannes Joseph a S. Cruce, Conf. (5. März.) Der hl. Johannes Joseph vom hl. Kreuz wurde gegen das J. 1654 in der Stadt Ischia (Iscia) auf der durch ihre warmen Heilquellen berühmten Insel gleichen Namens bei Neapel von frommen Eltern (von ihren 7 Kindern traten 6 in einen Ordensstand), aus dem adeligen Geschlechte von Calosirto, geboren. Von zarter Kindheit an liebte er Gebet, Stillschweigen und die Einsamkeit; auch gewöhnte er sich, Allem zu entsagen, was der Sinnlichkeit schmeichelt. Das heiligste Sakrament besuchte er, so oft er konnte, und fastete zu Ehren Mariä an allen Samstagen und Vorabenden ihrer Festtage bei Wasser und Brod. Noch nicht 16 Jahre alt trat er in den erst kurz vorher unter Papst Clemens IX. nach Italien eingeführten, vom hl. Petrus von Alcantara verbesserten Orden des hl. Franciscus und wählte sich dabei den Namen Johannes, weil er am 24. Juni eingekleidet wurde, den Namen Joseph aber, weil er diesen Heiligen vorzüglich verehrte, und den Zunamen »vom hl. Kreuze«, weil er Kreuz und Leiden schon damals liebte. Bald leuchtete der junge Noviz durch die erhabene Vollkommenheit seiner Bußstrenge, seiner Beschauungen, seiner Demuth und seiner Liebe zur Armuth Allen vor. Er trug oft den ganzen Tag Steinchen im Munde, um sich ao das Stillschweigen zu gewöhnen. Er schlief schon da mals nur 3 Stunden jede Nacht, trank keinen Wein und aß kein Fleisch und keinen Fisch mehr. Kaum waren drei Jahre verflossen, als die Franciscaner zu Alise bei Piedimonte (Pedemonte, Piemont), einem Flecken in der neapolitanischen Landschaft Terra di Lavoro, ein Marienkirchlein mit einem schlechten Hause, das die Väter Serviten verlassen hatten, erhielten. Da sollten sie nun ein Kloster bauen, und dieser Bau wurde dem jungen Bruder Johannes Joseph übertragen. Er führte denselben genau nach Vorschrift des hl. Petrus von Alcantara. Jede Zelle wurde 7 Fuß lang, 6 breit und 8 hoch. Der demüthige Bauführer machte zugleich den Handlanger und verrichtete die schwersten Arbeiten. Als das Kloster gebaut war, wurde es ein vollkommenes Abbild von jenem, das Petrus v. Alcantara zu Pedroso in der spanischen Landschaft Estremadura gegründet hatte. Nun fing Gott an, unsern Heiligen mit außerordentlichen Gnaden auszuzeichnen. Auf die Fürbitte Mariä wurde er augenblicklich von einem bedenklichen Brustübel geheilt, das ihn vom Chorgebete und andern Uebungen abgehalten. Oefter ward er in Stunden der Andacht von seinen Mitbrüdern in der Luft schwebend gesehen. Später wurde er gegen seinen Willen zum Priester geweiht. Um sich auf die hl. Weihe und auf die Seelsorge besser vorbereiten zu können, erhielt er von seinem Obern die Erlaubniß, in einiger Entfernung vom Kloster am Abhange eines waldigen Berges eine Einsiedlerhütte zu bauen. Er schaffte alle Baumaterialien mit großer Anstrengung selbst an Ort und Stelle, wobei der Weg oftmals von seinem Blute geröthet war. Da seine Ordensbrüder ihn für ihr Kloster um einige besondere Vorschriften baten, entwarf er solche mit so vieler Weisheit, daß sie gleich die Gutheißung des hl. Stuhles erhielten. Er war öfter Novizenmeister und Quardian, auch einmal Definitor und Provinzial. Während er das Amt eines Klostervorstandes versah, erhielt das Haus in äußerster Dürftigkeit auf wunderbare Weise mehrmals Brod, Wein und Gemüse. Der Heilige hatte 24 Jahre lang nur Brod und Obst, nichts Warmes genossen. Da drohte ihm eine Wassersucht. Der Arzt stellte zwar seine Gesundheit wieder her, schrieb ihm aber vor, das Heilbad seiner Vaterstadt Ischia zu brauchen, täglich eine warme Suppe zu essen etc. Nun [221] aß er wirklich täglich Suppe, benahm ihr aber durch Beimischung von Wermuth, Einstreuung von Asche etc. allen Geschmack. Kurz, seine Strenge gegen sich selbst möchte man fast für unglaublich halten, wenn sie nicht durch viele Zeugnisse bestätigt würde. Ungeachtet aber seiner so ungewöhnlichen Strenge (die mehr zur Beschämung der Weichlichkeit und Lauigkeit Anderer, als zur ganzen Nachahmung dient) erreichte er das achtzigste Lebensjahr. Er befand sich im Kloster der hl. Lucia vom Berge zu Neapel, da machte am 5. März 1734 ein Schlagfluß seinem langen Bußleben ein Ende. Da nach seinem Tode durch seine Fürbitte mehrere Wunder geschahen, wurde er vom Papst Pius VI. am 15. Mai 1789 in die Zahl der Seligen, von Papst Gregor XVI. aber am 26. Mai 1839 als am Feste der heiligsten Dreifaltigkeit mit mehreren Andern in die der Heiligen gesetzt und so auch in das Mart. Rom. aufgenommen. (But. XIX. 311.)