Johannes Taussinianus, B. (225)

[310] 225B. Johannes Taussinianus Ep. Ferrar. (24. al. 4. Juli). Dieser sel. Johannes wurde zu Tossignano (Taussinianum) in der Diöcese Imola im J. 1386 oder 1387 von angesehenen und tugendhaften Eltern geboren. Sein Vater hieß Antonius Tavellus (de Tavellis) und wird auch Ravellus, Clavellus, Zanellus genannt. Seine Mutter hieß Johanna Margaretha. Nachdem diese ihren Sohn fromm erzogen hatte, sendete ihn der Vater nach Bologna, wo er seine höhere[310] wissenschaftliche Ausbildung erhielt und solche Fortschritte machte, daß er zum Doctor der Rechtsgelehrsamkeit promovirt werden sollte. Da eröffnete er seinem Vater das heiße Verlangen, in eine Gesellschaft frommer Männer einzutreten und dort sein Leben zuzubringen. Er meinte damit die nicht sehr lange vorher von dem sel. Johannes227 Columbinus vorzüglich für den Krankendienst gegründete Genossenschaft der Jesuaten, welche 15 Jahre vorher auch in Bologna außerhalb des Thores San-Mamolo ein Kloster zum hl. Eustachius gegründet hatten. Obwohl sein Vater entschieden dagegen war, folgte doch Johannes dem Rufe Gottes und wurde am 28. Juli 1408 in einem Alter von 22 Jahren in den genannten Orden aufgenommen. Dort glänzte er bald durch seine Tugenden als ein ausgezeichnetes Mitglied des Ordens in den Instituten zu Rimini, Venedig und Bologna, bis er endlich zum Rector des Klosters in Ferrara ernannt wurde, welches Amt er nur mit großem Widerstreben annahm, dann aber auch vortrefflich führte, indem er nicht nur seine Untergebenen zu allen Tugenden, namentlich zum Gebetseifer, zur Arbeitsamkeit etc. aufmunterte, sondern darin selbst Allen voranleuchtete. Da er einmal mit einem Gefährten zum Baue eines nothwendigen Oratoriums Almosen sammelte, wurde er bei Forli von Häschern, die zum Aufsuchen berüchtigter Räuber auszogen, eingefangen und zum Prätor geführt, von diesem aber sogleich wieder entlassen, ohne daß übrigens Johannes über diese Schmach sich beklagte. Da im J. 1431 der damalige Bischof Petrus Boiardus von Ferrara seine Würde niederlegte, wurde unser Johannes mit zwei Anderen von dem Legaten Fantinus Dandulus dem Papste Eugenius IV. als Bischof vorgeschlagen. Der Papst wollte Anfangs ihn, da er noch nicht einmal die höheren Weihen erhalten hatte, nicht annehmen, wurde aber dann auf wunderbare Weise bewogen, ihn zum Bischofe von Ferrara zu ernennen. Als unser Johannes dieses hörte, erschrack er so sehr, daß er zitterte, und gab sich alle mögliche Mühe, um dieses verantwortungsvolle Amt von sich fern zu halten. Nur durch einen strengen Befehl des Papstes konnte er dazu gezwungen werden. Nachdem er nun vom Bischofe Matthäus von Mantua die höheren Weihen und mit zwei Anderen auch die bischöfliche Weihe erhalten hatte, zeigte er sich als höchst würdigen Bischof, namentlich als einen Vater der Armen, denen er selbst seine eigenen Kleider gab, die er am Leibe trug. Als einmal ein Armer ihn auf der Straße um Almosen ansprach, und, Johannes eben nichts hatte, was er ihm geben konnte, eilte er nach Hause und gab ihm heimlich zwei Stiefel (caligae), die er aus seinem Zimmer genommen, wobei er aber in Eile zwei gleiche, d.h. nur für das Eine Bein passende, erwischt hatte. Als ihm am andern Morgen sein Kaplan die Stiefel darreichte, fanden sich wieder nur zwei gleiche, woraus jener schloß, daß der Bischof die andern verschenkt habe. Der Kaplan machte ihm nun Vorwürfe über diese zu große Freigebigkeit, worauf ihn der sel. Bischof Johannes in aller Demuth und Sanftmuth zu beschwichtigen suchte etc. Aehnlicher Fälle werden in seinem Leben mehrere erzählt. Unter solchen Armen, die er bekleidete, soll einmal Christus selbst gewesen seyn. – Im J. 1438 wohnte er dem zu Ferrara zur Wiedervereinigung der Griechen begonnenen und in Florenz beendigten allgemeinen Concilium bei. Wie die Bollandisten am 23. October (X. 284 ff.) erwähnen, war er ein Freund des damals schon in hohem Ansehen stehenden hl. Johannes148Capistranus, an welchen er zwei Briefe zu Gunsten der Jesuaten schrieb. Im J. 1444 erbaute er ein großes Krankenhaus zu Ehren der hl. Anna etc. Nachdem er auch seine Diöcese öfter visitirt und sonst noch viel zur Ehre Gottes und zum Heile seiner Untergebenen gewirkt, so z.B. einmal den ausgetretenen Po durch sein Gebet wieder in sein Ufer zurückgedrängt, dann aber auch manche Trübsalegeduldig ertragen hatte, wurde er von einer äußerst schmerzlichen Blasen-Krankheit heimgesucht, welcher er endlich auch erlag am 24. Juli 1446, nachdem er vorher die heil. Sterbsacramente andächtig empfangen hatte. Nach seinem Tode errichtete man zur Ehre seines Andenkens eine Marmor-Statue, die bei den Bollandisten S. 811 abgebildet ist, und schlug eine bronzene Denkmünze, deren Abbildung S. 813 sich findet. Er hinterließ mehrere Uebersetzungen, eine von der Bibel, eine von den Moralien des hl. Gregorius, eine von den Reden des hl. Bernhard etc. Auch verschiedene Werke der Geisteserbauung übersetzte er und verfaßte eine Abhandlung über die Vollkommenheit des Geisteslebens, sowie [311] eine Lebensgeschichte des sel. Johannes Columbini. Bei den Bollandisten sind viele Wunder aufgezeichnet, welche auf seine Fürbitte geschahen. (V. 783–822.)


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 3. Augsburg 1869, S. 310-312.
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