Johannes XI (960)

[419] 960Johannes XI., mit dem Beinamen Veccus, Beccus und Becus, Patriarch von Constantinopel, findet sich bei Migne (II. 1473), bei W.W. (I. 719) u. A., wie auch bei den Bollandisten im Tract. praelim. (Aug. I.*166–167), wo sein Bildniß ist. Derselbe war Aufseher des Urkundenschatzes (χαρτοφύλαξ) der heil. Sophia, als Kaiser Michael Paläologus ihn im J. 1274 auf die allgemeine Kirchenversammlung nach Lyon sandte, wo die Vereinigung der griechischen mit der römischen Kirche verhandelt wurde. Er hatte zum Abschlusse dieses großen Werkes durch Beredsamkeit und Versöhnlichkeit mächtig beigetragen. Schon früher (im Jahr 1270) war er nach Afrikaan den französischen König Ludwig IX., der sich dort auf dem letzten (7.) Kreuzzuge befand, gesendet worden. Von Lyon aus nach Constantinopel zurückgekehrt, wurde er im Jahr 1275 an Joseph's Stelle, welcher nicht dem Schisma zu entsagen geneigt war, auf den Patriarchensitz in Constantinopel berufen. Sein Eifer in Aufrechthaltung der Vereinigung zog ihm den Haß der Schismatiker zu, und die von ihnen gegen ihn angezettelten Verfolgungen bestimmten ihn, im J. 1279 seine Abdankung zu erklären, um in ein Kloster sich zurückzuziehen; jedoch kurz darauf veranlaßte ihn der Kaiser, seine Würde wieder anzutreten. Aber sein Sohn Andronikus, der Anhänger der Schismatiker, nöthigte um das J. 1283 unseren Johannes, dem frühern Patriarchen Joseph wieder zu weichen. Nicht zufrieden, ihn seiner Würde zu berauben, ließ er ihn auf dem St. Georgs-Castell in Bithynien in einen Kerker sperren, wo er 5 Jahre hindurch viele harte Entbehrungen auszustehen hatte und im J. 1298 vor Elend starb. Dieser ruhmgekrönte Bekenner des Glaubens, welcher selbst von schismatischen Schriftstellern wegen seiner Tugenden und Gelehrsamkeit sehr gepriesen wird, hat eine Anzahl Schriften zur Vertheidigung der Wahrheit hinterlassen, und in seinem Testamente findet man eine Erklärung seines Glaubens an den Artikel vom heil. Geiste, welche in Uebereinstimmung mit der Lehre der lateinischen Kirche steht. Er war hoher Gestalt, von höchst ehrwürdigem Aussehen etc. †


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 3. Augsburg 1869, S. 419.
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