[290] 185B. Johannes de Britto, (4. al. 11. Febr.), ein Martyrer der Gesellschaft Jesu, wurde am 1. März 1647 in Lissabon geboren. Seine Familie gehörte zu dem höchsten portugiesischen Adel; sein Vater war Don Salvador de Britto Pereyra und seine Mutter Donna Beatrix Pereyra. Beide waren dem Herzoge von Braganza, der nachher unter dem Namen Johann IV. den portugiesischen Thron bestieg, sehr theuer. Als Johannes eben 4 Jahre alt war, starb sein Vater zu Rio-de-Janeiro, wohin Johann IV. ihn als Statthalter von Brasilien gesendet hatte, und die fromme Mutter sorgte nun für die Erziehung ihrer 4 Kinder, von denen zwei Brüder und eine Schwester älter waren als unser Johannes. Mit 9 Jahren kam er als Page Don Pedro's, jüngsten Sohnes von Johann IV., an den königl. Hof, wo er wegen seines ernsten, sittlich-frommen Lebenswandels von den übrigen Pagen viel zu leiden hatte, so daß ihn schon damals der Hof den »kleinen Martyrer« nannte. Da er im Jahre 1658 schwer erkrankte, rief er den hl. Franciscus14 Xaverius um seine Fürbitte an, und seine Mutter machte das Gelübde, daß ihr [290] Sohn, wenn er genäse, ein Jahr lang das Kleid der Gesellschaft Jesu tragen solle. Dieß geschah auch wirklich, und dadurch wuchs in ihm der Drang, sein Leben als Mitglied dieser Gesellschaft ganz Gott zu opfern und zwar vorzüglich durch Missionsthätigkeit wie der hl. Franciscus Xaverius, den er sofort zu seinem besonderen Patron erkor. Nach Ueberwindung sehr vieler Hindernisse schloß er sich nun ganz der Gesellschaft Jesu an und trat am 17. Dec. 1662 zu Lissabon in das Noviziat, wo er sich durch alle Tugenden eines Novizen auszeichnete, dabei aber stets den Wunsch hegte, in die Mission nach Japan zu gehen. Nachdem er am 18. Oct. 1664 die ersten Gelübde abgelegt hatte, wurde er zu seiner weitern wissenschaftlichen Ausbildung nach Evora geschickt. Nach einiger Zeit vertauschte er das Haus zu Evora mit dem zu Coimbra, wo er Philosophie und Theologie hörte und durch den Scharfblick seines Geistes, verbunden mit seinem frommen bescheidenen Wesen, die Hochachtung seiner Lehrer und die Bewunderung seiner Mitschüler erwarb. Da er selbst Lehrer wurde, unterließ er nie seine Andachtsübungen. Dabei wuchs aber immer mehr sein Wunsch, als Verkünder des Evangeliums zu den Heiden in Indien gesendet zu werden. Dieses geheime Verlangen äußerte er einmal nicht undeutlich, als er vor den Vätern des Collegiums zu Lissabon eine Lobrede auf den hl. Franz Xaver hielt. Um diese Zeit kam der Missionär Balthasar da Costa von Madura in Vorderindien nach Lissabon, um neue Mitarbeiter im Weinberge des Herrn zu suchen. Johannes erklärte sich sogleich bereit, in das Land der Heiden ihm zu folgen, und besiegte endlich auch alle Schwierigkeiten, die ihm Don Pedro, sowie seine Mutter und andere Verwandte in den Weg legten. Nun bereitete er sich vor Allem eifrigst auf den Empfang der heil. Weihen und las dann in seinem 28. Jahre die erste heil. Messe. Nach altem Herkommen beurlaubten sich die zu den Missionen abgehenden Jesuiten von dem Könige und wurden zum Handkuß zugelassen; am Tage der Abreise selbst wurden die Missionäre mit dem Crcifix auf der Brust von ihren Ordensbrüdern unter allgemeinem Zulaufe zu den Schiffen begleitet und unter Thränen und Segenswünschen entlassen. Johannes nöthig, um allen weitern Bitten und Vorstellungen seiner Angehörigen zu entgehen, heimlich das Schiff zu besteigen und seine Mitarbeiter zu erwarten. Am 25. März 167476 ging das Schiff unter Segel und gelangte nach großen Gefahren, aus denen es zweimal durch die Fürbitte des hl. Franz Xaver, dem zu Ehren der sel. Johannes eine neuntägige Andacht veranstaltet hatte, gerettet wurde, im September 1674 in den Hafen von Goa in Vorderindien, der (jetzt sehr verödeten) Hauptstadt der portugiesischen Besitzungen in Hindustan am indischen Meere, wo des hl. Franciscus14 Xaverius Ruhestätte sich befindet. Hier hielt sich unser Johannes drei Jahre auf, um sich mit der Sprache, sowie mit den Sitten und Gebräuchen der heidnischen Völker Indiens bekannt und zum Missionsgeschäfte fähig zu machen. Er wollte jenen Theil des Weinberges seines Herrn bebauen, den einst der hl. Apostel Thomas und der hl. Franz Xaver so ruhmreich bearbeitet haben. Als er am Grabe des Letztern gebetet und Gott um Kraft und höhere Erleuchtung angefleht, schiffte er sich im April 1677 mit einigen Gefährten ein und landete zuerst in Tanor, auf der Küste von Malabar, von wo er sich nach vielen Leiden in das Collegium der Gesellschaft zu Ambalacata begab. Dort blieb er längere Zeit, und hier war es auch, wo er nach Butler (S. 397) im März 1682 in die Hände des Provinzials Blasius Azevedo die feierlichen Gelübde ablegte, worauf er dann die Mission in das (damalige) Königreich Madura antrat und zwar in der Kleidung der Pandaristen77, welche in einem Stücke gelber Leinwand bestand, das den ganzen Körper bedeckte, und dessen Ende zur Kopfbedeckung gegen allzugroße Hitzegebraucht wurde, in langem Barte und mit langem Stabe, bei den Indiern das Merkmal des Ansehens. [291] Im J. 1683 begann Johannes seine eigentliche Thätigkeit und hatte dabei mit ungewöhnlichen Schwierigkeiten und Gefahren zu kämpfen. Die Gnade Gottes aber wirkte augenscheinlich durch seinen Diener wunderbare Zeichen in allen Gegenden, wohin er kam, besonders in Negapatam, Tanjaour, Golconda, Gingi, Colei, Messour etc. Er wurde hierauf zum Superior der Mission unter dem Namen der Malabarischen, mit zwölf Residenzen von Missionären ernannt, nachdem er durch seine Predigten etc. schon 20,000 Gläubige gewonnen hatte. Besonders thätig war er im (damaligen) Königreiche Marava78, wo er viele Tausende bewog, aus den Wäldern hervorzukommen. auf freien Plätzen sich anzusiedeln und sie zu bebauen. Er sammelte eine blühende Gemeinde um sich und baute auch eine Kirche. Der damalige Provincial Indiens, Caspar Alphonso, nachher Bischof von St. Thomas oder Maliapor bei Madras, befürchtete, der eifervolle Superior möchte den vielen Anstrengungen und Mühen erliegen, und rief ihn deßhalb nach Topa an der Fischerküste79, von wo er aber nach zwei Monaten mit Hieronymus Telles und Ludwig von Mello wieder zu seiner geliebten Gemeinde abreisen durfte. Indeß blieb sie nicht sein ausschließlicher Wirkungskreis; er zog bald wieder von Land zu Land, um neue Seelen für das Reich Gottes zu gewinnen, ärntete dafür aber auch manche Einkerkerungen, Mißhandlungen und Peinen aller Art. So wurde er zu Mangalam, einem Städtchen des Landes, von den Götzendienern einmal an einen hohen Pfahl gebunden, die Hände auf den Rücken gefesselt, dann mit Füßen unter Wasser getreten, hierauf am ganzen Körper zerfleischt und einen ganzen Tag der glühenden Sonnenhitze ausgesetzt. In Pagany wurde er nach ähnlichen Mißhandlungen sogar zum Tode verurtheilt, aber auf wunderbare Weise gerettet. Wieder in Freiheit gesetzt, wurde er zur Herstellung seiner Gesundheit neuerdings nach Topa berufen und erhielt nicht lange darauf statt des verstorbenen Franz Paez eine Mission nach Rom. Den Wunsch seines Herzens, bei seinen lieben Gemeinden zu bleiben, brachte er der Pflicht des Gehorsams zum Opfer, begab sich nach Goa und traf nach einer langen beschwerlichen Reise am 8. September 1688 in Lissabon ein, wo ihm ein glänzender Empfang bereitet wurde. Besonders wurde er von dem Könige Don Pedro II., dessen Page er früher gewesen, auf alle Weise ausgezeichnet, und derselbe wollte ihm die Erziehung seines Sohnes Don Juan anvertrauen, ja sogar das Erzbisthum Cranganor (auf der Südküste von Malabar, in der jetzigen brittischen Präsidentschaft Madras) übertragen. Aber Johannes schlug alle Ehrenstellen standhaft aus, und nachdem er vom P. General Thyrsus Gonzalez von der Reise nach Rom entbunden worden war, reiste er mit mehreren Mitarbeitern, die er durch seine begeisterten Reden sich erworben, am 8. April 1690 wieder nach Goa, wo er nach einer gefahrvollen Fahrt am 3. November ankam. Von dort sendete man ihn zur Erholung nach der Halbinsel Salsette, in der Nähe von Bombay, und wollte ihn dann in Goa behalten. Aber Johannes sehnte sich nach seiner Mission und erhielt endlich auch die Erlaubniß zur Abreise. Im März 1691 kam er in das Collegium von Topa, wo er dem Provinzial Andreas Freyra Rechenschaft über seine Reise nach Europa ablegte. Dieser ernannte ihn dann zum Visitator der Missionen in Madura, in welcher Eigenschaft er gleich nach Ostern dahin abreiste und die verschiedenen Residenzen der Missionäre besuchte, dabei auch eine große Menge Götzendiener zum christlichen Glauben bekehrte. Aber das Ziel seiner Wünsche war Marava, wo er die Siegespalme zu erlangen hoffte, welcher er vor 5 Jahren so nahe gewesen. Als er im J. 1692 dort ankam, eilten Christen und Heiden in solcher Anzahl zu ihm, daß die Kirchen sie nicht fassen konnten. Er hielt deßwegen den Gottesdienst im Freien, und seine Predigten etc. hatten einen solchen Erfolg, [292] daß er in zehn Tagen 12,000 Heiden taufte, wie einer seiner Katecheten nach den Acten des Beatificationsprocesses eidlich aussagte. Er schlug seinen Wohnsitz im Fürstenthume Mouni an den Gränzen von Marava auf, wo er auch viele Wunder wirkte. Als ein Verwandter des Königs, Namens Teriadeven, der eben krank war, davon hörte, ließ er unsern sel. Johannes zu sich bitten, der ihn dann auch von seiner Krankheit heilte und später mit 200 Edelleuten seines Hofes feierlich taufte, nachdem er auf Verlangen des Seligen vier von seinen fünf Weibern entlassen und nur eine für sich erwählt hatte, welche ebenfalls Christin zu werden entschlossen war. Eine dieser entlassenen Weiber war eine Nichte des Königs Ranganadadeven, bei welchem sie nun gegen den europäischen »Souami,« den Urheber ihrer Vertreibung, Klage stellte. Auch die von ihr aufgehetzten Brahminen, welche schon lange einen unversöhnlichen Haß gegen den christlichen Missionär hegten, klagten beim Könige, so daß dieser endlich Befehl gab, den Diener Gottes aufzusuchen und zu verhaften. Am 8. Jan. 1693 wurde er in Mouni verhaftet und zuerst nach dem Schlosse Anamamdakouri, dann aber nach Ramanadabouram geschleppt, wo er nach vielen Leiden am 28. Januar vom Könige verhört wurde. Da er in seinem Glauben standhaft blieb, wollte ihn der König auf der Stelle erschießen lassen. Da ihm aber der Fürst Teriadeven über seine Grausamkeit lebhafte Vorwürfe machte, ließ er ihn unter Bedeckung nach Oreiour (nach But. Orajour), an der Gränze des Königreichs Tanjaour, bringen, wo er seinem Bruder Oureiardeven, dem Statthalter jener Provinz, heimlich den Befehl zuschickte, ihn gleich nach seiner Ankunft hinrichten zu lassen. Am 29. Januar trennte sich der Selige von seinen Gefährten und kam nach vielen Trübsalen am 31. Januar nach Oreiour, wo er dann am Aschermittwoch den 4. Febr. 1693 auf einem Hügel mit zwei Schwertschlägen enthauptet wurde, in einem Alter von 45 Jahren, von welchen er 31 in der Gesellschaft Jesu und 19 in den Missionen von Madura zugebracht hatte. Nach der Aussage von Augenzeugen hatte er einen schwächlichen Körper, aber ein edles Aeußeres mit ovalem Gesichte, kleinen und lebhaften Augen, schwarzen Haaren etc. Nach seinem Tode schnitt ihm der Henker Hände und Füße ab und band sie mit dem Kopfe an den Gürtel der Leiche, die er dann an einen hiezu errichteten Galgen aufhing. So blieb die Leiche, von Soldaten bewacht, längere Zeit ausgesetzt. Bald aber löste der Regen die Bande; das Haupt rollte in den Fluß; der Körper fiel auf die Erde und wurde größtentheils eine Beute der wilden Thiere. Später sammelten die Katecheten die noch vorhandenen Gebeine; auch sein Haupt fanden sie im Flusse; den Pfahl, an welchem seine Leiche ausgesetzt gewesen, kauften sie von den Soldaten, und das Schwert, womit er enthauptet worden, vom Henker. Alle diese Reliquien übergaben sie dem Superior der Mission, P. Franz Laynez, der sie nach Pondichery und von dort nach Goa schickte. Einige Jahre später brachte P. Johannes da Costa das Schwert nach Europa und schenkte es dem Könige Don Pedro II. In Portugal wurde das Andenken an diesen glorreichen Martyrtod vom Könige, sowie auch von seiner noch lebenden Mutter Beatrix und seinem Bruder Fernando mit Freudenfesten begangen. Bischöfe und Fürsten baten den heil. Stuhl um die Seligsprechung des ehrwürdigen Martyrers Johannes. Schon im J. 1737 wurden unter Papst Clemens XII. von der hl. Riten-Congregation Untersuchungen hierüber gepflogen. Am 22. April 1741 hielt Papst Benedict XIV. eine Sitzung und erklärte dann, daß man die Untersuchung sicher fortsetzen könne; doch durch die inzwischen erfolgte Aufhebung der Gesellschaft Jesu wurde der weitere Proceß sistirt, aber am 8. April 1851 wieder aufgenommen. Am 29. Sept. 1851 erklärte Papst Pius IX. sowohl das Mariyrium als auch mehrere offenbar von Gott stammende Wunder seien festgestellt, und man könne mit Sicherheit zur Seligsprechung schreiten. Diese Erklärung wurde am Dienstag nach Sexagesima (17. Februar 1852 wiederholt, und am 21. August 1853 erfolgte die Seligsprechung wirklich in der Peterskirche zu Rom. Nach W.W. (XII. 145) darf sein Fest in der Diöcese von Lissabon und in den Kirchen der Gesellschaft Jesu am 11. Februar begangen werden. In der oben bezeichneten Lebensgeschichte, die wir neben Butler (XX. 389–417) hier vorzüglich benützten, sind S. 54–59 auch die vier Wunder angeführt, welche vor der Seligsprechung constatirt worden sind, nämlich die im J. 1723 auf die Fürbitte des sel. Britto erfolgte augenblickliche Heilung des [293] Ignatius Polla von einem bösartigen Fieber, dann im J. 1719 die Heilung des Santiago Caspar, der von Geburt aus gichtbrüchig war, ferner die Heilung eines andern gichtbrüchigen Kindes in Oreiour, und die Heilung eines Mädchens vom Aussatze.
Heiligenlexikon-1858: Britto Johannes, V.
Buchempfehlung
Demea, ein orthodox Gläubiger, der Skeptiker Philo und der Deist Cleanthes diskutieren den physiko-teleologischen Gottesbeweis, also die Frage, ob aus der Existenz von Ordnung und Zweck in der Welt auf einen intelligenten Schöpfer oder Baumeister zu schließen ist.
88 Seiten, 4.80 Euro
Buchempfehlung
Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Nach den erfolgreichen beiden ersten Bänden hat Michael Holzinger sieben weitere Meistererzählungen der Romantik zu einen dritten Band zusammengefasst.
456 Seiten, 16.80 Euro