[261] 145SS. Johannes, Georgius, Julianus et 57 Soc. MM. (21. Oct.). Unter dem Nachlaß der alten Bollandisten fanden die Neo-Bollandisten ein lateinisches Manuscript, welches das Leiden von 60 heil. Martyrern enthält, die in Jerusalem unter den Saracenen gemartert wurden. Am Schlusse desselben nennt sich der Schreiber einen armen Mönch Johannes und sagt, er habe diese Martyrer-Acten in syrischer Sprache gelesen und dann ins Griechische übersetzen lassen. Der Neo-Bollandist Victor de Buck hält nun aus verschiedenen Gründen dafür, daß dieser Mönch Johannes, welcher wahrscheinlich die griechische Uebersetzung abgeschrieben hat, kein Anderer sei, als der hl. Johannes55 Damascenus, der diese 60 Martyrer selbst in Jerusalem verehrte. Die Geschichte derselben ist aber nach der vorgefundenen lateinischen Uebersetzung kurz folgende: Zur Zeit eines 7jährigen Waffenstillstandes, welchen der 12. Chaliphe Solomon oder Suleiman (715–717) mit dem griechischen Kaiser Leo dem Isaurier geschlossen hatte, hatten 70 angesehene reiche Christen, unter welchen übrigens nur die hhl. Georgius, Johannes und Julianus genannt [261] sind, eine Wallfahrt nach Jerusalem gemacht und waren eben auf der Rückreise in ihr Vaterland, als sie, weil die Zeit des Waffenstillstandes abgelaufen war, einige Meilen vor der Stadt von den Saracenen ergriffen und in Cäsarea eingesperrt wurden, wo man ihnen die Wahl ließ, entweder Mohammedaner zu werden oder zu sterben. Alle erklärten nun einmüthig, daß sie ihren christlichen Glauben nicht verlassen wollten, und da nun das Todesurtheil über sie gesprochen wurde, stellten sie nur die Eine Bitte, daß sie den Tod in Jerusalem erleiden dürften. So wurden sie denn auch nach Jerusalem geführt. Auf dem Wege dahin starben drei von der Gesellschaft, sieben andere fielen aus Furcht vor den Leiden vom Glauben ab, gingen aber dann elend zu Grunde, und die übrigen sechszig wurden sodann beim Thurm Davids in Jerusalem gekreuzigt und mit Pfeilen durchbohrt. Noch in Cäsarea hatten sie einem frommen Manne, Namens Johannes, Geld gegeben und ihn gebeten, er möchte für sie in Jerusalem einen Platz kaufen und für ihr Begräbniß sorgen. Diese Bitte erfüllte er auch, indem er nach Jerusalem sich begab, wo er um die von der griechischen Kaiserin Eudocia5 erbaute St. Stephanskirche, die gewünschte Ruhestätte für die hhl. Martyrer erwarb und ihre hhl. Leiber dort bestattete. Sie genossen in der genannten Kirche eine fortdauernde Verehrung. Ihr Tod ereignete sich um das J. 723. Sie gehören zu den Martyrern, welche bei den Griechen Νεομάρτυρες d.i. »jüngere Martyrer« heißen; diese sind nämlich solche, welche von bilderfeindlichen griechischen Kaisern oder von saracenischen Fürsten für den Glauben gemartert wurden. (IX. 358.)