[594] Karolina Castella, (25. Jan.), Abtissin von Fille-Dieu (Filia Dei), einem Cistercienser-Nonnenstifte im Canton Freiburg. Dieses Kloster hatte während der französischen Revolution seine Novizinnen austreten lassen müssen, und nur 12 Frauen waren zu Ende des vorigen Jahrhunderts übrig. Neben dem Verbot neuer Aufnahmen von Mitgliedern wurden auch die Einkünfte verkleinert. Als Karolina, die zu Greierz (Gruyèrs) am 8. April 1780 geboren war, im Jahre 1804 in Fille-Dieu eintrat, war die Aufnahme von Novizinnen wieder gestattet. Am Tage der glorreichen Aufnahme Maria's in den Himmel legte sie im Jahr 1906 die Gelübde ab. Karolina war mit Tugenden ausgestattet, ihren Schwestern ein Vorbild zur Nachahmung. Das Frauenstift hatte seit der Revolution eine höchst kümmerliche Subsistenz. Karolina's Wahl zur Schaffnerin im Jahre 1816 war für die Oekonomie des Hauses ein sehr günstiges Ereigniß. Sie berieth sich mit erfahrenen Personen, zahlte alte Schulden heim, schaffte Nothwendiges, führte nützliche Arbeiten ein, machte aus den verfertigten einen guten Erlös, sann auf Mittel Tag und Nacht, um der bedrängten äußern Lage des Klosters aufzuhelfen. Als im Mai 1828 die Abtissin Magdalena Loup gestorben war. und nach vier Tagen die Wahl einer neuen veranstaltet wurde, kamen alle Stimmen auf Karolina, die den Haushalt in den so viel bessern Stand gesetzt hatte. Ihren geistlichen Töchtern gab sie bei der Beglückwünschung zu verstehen, daß sie nicht mehr lange leben werde. Sie war schon seit dem J. 1823 unpäßlich, wo sie nämlich in eine schwere Krankheit gefallen war, von welcher sie sich nie ganz wieder erholte. Die neue Abtissin war sehr fromm, liebreich gegen Andere und streng gegen sich selber. Sie hatte in ihrem Betragen übrigens nichts Außergewöhnliches. Die klösterlichen Vorschriften ließ sie aufs Treueste beobachten, und war ihrerseits selbst bis ins Kleinste gehorsam gegen die heilige Regel. Ihre Leiden nahmen in den letzten Wochen ihres Lebens sehr zu; sie aber verrieth nichts davon, sondern gab freundlich Rath und Trost wie sonst, so gut sie es nur vermochte. Endlich am 25. Jäner 1829 entschlief sie, wie Burgener sagt, »im Geruche der Heiligkeit.« (Burg. III. 285).