[639] 5Konrad von Brüssel, ein Dominicaner, ist zwar schon als Conradus35 de Grossis vorgekommen, doch wollen wir von ihm nach Burgener (I. 124) noch Einiges nachtragen. Geboren zu Brüssel trat er nach Vollendung seiner wissenschaftlichen Bildung im J. 1370 in den Dominicaner-Orden, in welchem er getreu nach den Vorschriften der heil. Regel lebte. Bald aber gewahrte er, daß der Geist des hl. Dominicus theilweise aus dem Orden verschwunden sei, und daß viele Mitglieder mit Hintansetzung der Ordensgebräuche Neuerungen einführten. Um seinen Orden zu beleben, unternahm er eine Reise nach Rom, und als dort im J. 1388 das Generalkapitel versammelt war, legte er in demselben öffentlich das Bekenntniß ab, daß die heil. Regeln nicht mehr in allen Theilen mit dem ursprünglichen Eifer beobachtet werden, und drang mit solchem Ernste und Nachdruck auf die Erfüllung derselben, daß die Versammlung ihn ermächtigte, mit gleichgesinnten Mitbrüdern ein Kloster zu beziehen, in diesem als Prior die strenge Beobachtung der alten Ordensregeln durchzuführen und so ein Vorbild der übrigen Ordenshäuser zu gründen. Mit Zustimmung des Papstes Bonifaz IX. zog er nun von Rom weg nach der deutschen Provinz und errichtete im J. 1389 in Colmar eine Muster-Anstalt für die Männer und in Schönen-Steinbach für die Frauen. Herrlich blühten diese Anstalten und verbreiteten Segen auch in andere Klöster. Reich an Jahren und Verdiensten zog sich Konrad als Greis in sein Lieblingskloster Schönen-Steinach zurück und starb da im J. 1426 am 4. Fasten-Sonntage, nachdem er 56 Jahre im Orden zugebracht hatte. Burg. (I. 124).