Landalous

[667] Landalous, (10. Sept.), Bischof von Taronenne, von adelichen Eltern aus Windisch13, kam als Jüngling zu seinem Vetter, dem Abte Hartmut, nach St. Gallen, um in diesem, durch die Heiligkeit und die Wissenschaft seiner Mönche berühmten, Kloster seine Studien zu machen. Hier wurde er denn nicht blos in den Wissenschaften unterrichtet, sondern auch zur Tugend und Gottesfurcht angeleitet. Den sinnlichen Genüssen abhold, wählte er den geistlichen Stand, ließ sich zum Priester weihen und wurde seiner hohen Verdienste wegen bald von Stufe zu Stufe bis auf den bischöflichen Stuhl erhoben. Nach den gewöhnlichen Berichten wäre er Bischof von Trier gewesen, aber die Quellen von St. Gallen widersprechen dieser Angabe und halten ihn für einen Bischof von Taronenne in Frankreich. Dem Stifte von St. Gallen blieb er stets gewogen und vergrößerte durch Schenkungen dessen Einkommen. So oft er über den St. Bernhardsberg nach Rom wallte, um die Grabstätten der Apostelfürsten zu besuchen, nahm er immer seinen Rückweg über den Septimerberg durch Graubünden und verrichtete seine Andacht am Grabe des hl. Gallus. Auf seiner letzten Heimreise von Rom hatte die italienische Luft so nachtheilig auf seine Gesundheit eingewirkt, daß er nur mit Noth nach Rorschach kommen konnte. Hier ließ er den Abt und die Mönche zu sich kommen, vermachte ihnen die Bücher, Kirchengeräthe etc. und gab in ihrer Gegenwart, Gott preisend, seinen Geist auf. Man fuhr seine Leiche nach St. Gallen und begrub sie, wie er es gewünscht hatte, in dem Bethause, das auf dem Kirchhofe stand. Ekkehard bezeugt, auf seinem Grabe seien viele Kranke geheilt worden. Unter Andern kam 7 Tage nach seiner Beerdigung ein Wahnsinniger herbei, fiel auf dessen Grab nieder und stand gesund wieder auf. In St. Gallen blieb Landalous stets in hohem Andenken, und eine schöne Inschrift zierte seine Gruft. Der Abt Pius Neher (1630–1654) ließ seine Gebeine erheben und in die große Kirche übertragen. Landalous' seliges Hinscheiden wird auf den Verzeichnissen von St. Gallen am 10. Sept. 915 angegeben. – So bei Burgener (I. 379 f.) nach einem Manuscripte aus dem Kloster Rheinau. Hierbei müssen wir aber bemerken, [667] daß bei Zedler (42,1065) unter den dort verzeichneten Bischöfen von Terouanne keiner diesen oder auch nur einen ähnlichen Namen trägt; er müßte denn nur ein Weihbischof gewesen seyn. Auch bei Laplane findet sich kein Bischof Landalous. Vgl. dagegen S. Landeolus, mit dem er vielleicht identisch ist, obwohl übrigens weder der eine, noch der andere im Proprium von St. Gallen steht. †


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 3. Augsburg 1869, S. 667-668.
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