Landericus, S.

[670] S. Landericus, (10. Juni), frz. St-Landri, nach Zedler der 27. Bischof von Paris, lebte zur Zeit des Königs Chlodoväus II. und war ein Mann voll apostolischer Tugenden und Verdienste. Schon als Knabe widmete er sich ganz und gar dem Dienste Gottes; wegen seines religiösen Sinnes ward er unter die Zahl der Kleriker aufgenommen und wegen seiner Sittenreinheit und Gelehrsamkeit zum Priester geweiht, bis er endlich nach dem Tode des (bei Zedler »heilig« genannten) Audobertus (Antberius) um das J. 650 auf den bischöfl. Stuhl von Paris erhoben wurde. In dieser Eigenschaft zeichnete er sich außer seinem heiligen Leben besonders durch seine große Liebe gegen die Armen und Kranken aus, indem er nicht nur seine jährlichen Einkünfte, sondern bei einer großen Noth auch den Erlös für sein Hausgeräth und selbst für die heiligen Gefäße auf Hebung oder doch wenigstens Milderung ihres Elendes verwendete. Er erbaute und dotirte neben der Kathedralkirche St. Maria ein Spital, welches, »Haus Gottes« (Hôtel-Dieu) genannt wurde und noch so heißt. Wann er starb, ist nicht bekannt; doch nach Zedler (26, 928) wäre er um das J. 660 gestorben. Jedenfalls lebte er noch im J. 653, weil er in diesem Jahre mit 23 andern Bischöfen die Stiftungsurkunde unterschrieb, welche König Clodwig II. dem Kloster von St. Denis ertheilte. Auch im J. 660 scheint er noch, gelebt zu haben, weil da der Mönch [670] Marculfus von Paris auf seinen Befehl seine zwei Bücher der »kirchlichen Formeln« sammelte. Nach seinem Tode wurde er in der Kirche des hl. Vincentius, setzt die Kirche des hl. Germanus von Auxerre (St-Germain l'Auxerrois), begraben. Außer vielen andern Wundern, die auf seine Fürbitte geschahen, wurde einst die Stadt Paris durch den Gebrauch des Tuches, in das sein Leichnam gehüllt war, von einer großen Feuersbrunst befreit. Im J. 1408 wurde durch Bischof Petrus von Paris sein heiliger Leib erhoben. Zwei Gebeine wurden der Pfarrkirche von St-Landri gegeben. Diese Kirche war ursprünglich eine Kapelle, die neben dem Wohnhause des Heiligen erbaut war, und worin er gewöhnlich sein Gebet verrichtete. Nach Migne wurde diese ihm geweihte Kirche im J. 1828 demolirt. Die Pariser Breviere haben vom hl. Landericus am 10. Juni ein Officium mit eigenen Lectionen, aus welchendiese Notizen entnommen sind. (II. 293).


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 3. Augsburg 1869, S. 670-671.
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