Leopoldus, S.

[789] S. Leopoldus, Marchio Austriae, Conf. (15. Nov.) Der hl. Markgraf109 Leopold von Oesterreich, aus dem Geschlechte der Babenberger, der IV. dieses Namens, wegen seiner Gottesfurcht schon von Jugend auf der Fromme genannt, war ein Sohn des Markgrafen Leopold III. und. seiner Gemahlin Itta, einer Tochter des Kaisers Heinrich III. Er wurde am 29. Sept. 1073 geboren zu Mölk, wo seine Vorältern residirten, und erhielt seine Erziehung von seiner frommen Mutter unter dem Einflusse des berühmten sel. Bischofs Altmann (s. B. Altmannus) von Paßau, wie Dr. Schrödl, den wir hier öfter benützten, bei W.W. (VI. 480) angibt. »In seiner Jugend«, heißt es in den Lectionen des Breviers, »leuchteten in ihm Gottesfurcht, höchste Unbescholtenheit des Lebens, Enthaltsamkeit und Demuth, im späteren Alter aber Gerechtigkeit, Barmherzigkeit. Weisheit und vorzüglicher Eifer für die Religion«, da er aus der Anhörung und Betrachtung des göttlichen Wortes gelernt hatte, daß es nur Ein göttliches Gesetz gebe für Hohe und Niedere. Als er im J. 1096 nach dem Tode seines Vaters die Zügel der Regierung ergreifen mußte, suchte er Allen Gutes zu thun und so viel möglich die öffentlichen Lasten zu mindern, um dadurch seine Unterthanen zu gewinnen und zu wahren Christen heranbilden zu können. Als damals eben die ersten Kreuzfahrer durch Oesterreich und Ungarn nach Palästina zogen, versah er sie mit Speis und Trank, und sendete an Gottfried von Bouillon so viel Geld, daß damit 300 Reiter auf ein Jahr unterhalten werden konnten. Um das J. 1101 erbaute er auf der letzten von der Donau herauf sich erhebenden Höhe des Kahlengebirges (noch jetzt Leopoldsberg genannt) eine Burg und St. Georgs-Kapelle und verlegte hieher seine Residenz, wodurch er den ersten Grund zu dem Glanze der nicht fernen Stadt Wien legte, die zwar damals schon bestand, aber durch die Ungarn ganz herabgebracht war. Im J. 1105 erklärte er sich in dem zwischen Kaiser Heinrich IV., den der Papst mit dem Banne belegt hatte, und dessen Sohn Heinrich V. ausgebrochenen Bürgerkriege für den Letzteren, weil ihm nach Butler seine Sache damals minder gehässig erschien. Am 1. Mai 1106 verehelichte er sich zu Melk mit Agnes, der Tochter des Kaisers Heinrich IV. und Wittwe des Herzogs Friedrich von Schwaben, von welchem sie zwei Söhne hatte – den nachmaligen Kaiser Konrad III., der im J. 1152 zu Bamberg starb, und den Herzog Friedrich, den Vater des Kaisers Friedrich Barbarossa. Agnes wollte an allen gottseligen Werken ihres Gemahls Theil nehmen. Sie lasen mit einander die heil. Schrift, standen zur Nachtszeit zum Gebete und zur Betrachtung des göttlichen Gesetzes auf. Daß er auch muthig war, zeigte er öfter, besonders aber da er im J. 1117 die in Oesterreich eingefallenen Ungarn tapfer zurückschlug. Im J. 1125 brachten nach dem Tode des Kaisers Heinrich V. die [789] zu Mainz versammelten Fürsten drei Herren in Vorschlag, aus denen der Kaiser gewählt werden sollte. Unter diesen war auch unser hl. Markgraf Leopold, welcher aber unter Thränen bat, daß man ihn mit dieser Würde verschonen wolle. Als dann Herzog Lothar von Sachsen zum Kaiser gewählt wurde, blieb ihm der hl. Leopold treu ergeben und begleitete ihn auch auf seinem Zuge nach Italien. Heimgekehrt lebte er wieder ganz für die Regierung seines Landes und die Ausübung guter Werke, wobei seine Gemahlin ihn getreulich unterstützte. Im J. 1127 stiftete Leopold das Cistercienserkloster zum heil. Kreuz nahe bei dem Schlosse Leopoldsberg, wo er seinen Hof hatte. Da er und seine Gemahlin ihrem innigsten Verlangen, unausgesetzt das Lob des Herrn am Fuße der Altäre singen zu können, nicht nachzukommen vermochten, gründeten sie das Stift Kloster-Neuburg bei Wien, damit die dortigen Mönche an ihrer Stelle diesen heiligen Beruf erfüllten. Schon im J. 1106 hatte Leopold dort den Bau einer Collegiatkirche für 12 Säcular-Chorherren und einen Propst begonnen, und zwar auf dem Platze, wo er auf der Jagd den Schleier wieder gefunden, welchen eines Tages, da Leopold und Agnes eben von der Burg auf ihr schönes Land herabschauten, ein Windstoß von dem Haupte seiner Gemahlin gerissen hatte. Im J. 1108 war der Bau vollendet; aber schon im J. 1114 ließ er durch den ersten Propst Otto I. den Grundstein zu einer größeren Basilica legen, die im J. 1136 eingeweiht wurde, nachdem er im J. 1133 Regular-Chorherren des heil. Augustin eingeführt hatte, welchen als erster Propst der sel. Hartmann (s. B. Hartmannus), nachmaliger Bischof von Brixen, vorstand. Die Stiftung des Klosters wurde von dem Probste und durch eine Urkunde Leopolds bestätigt, in welcher er sich Marchio Orientalis, d.i. Markgraf des Ost-Reiches, nannte. Nach einer ruhmvollen Regierung von 40 Jahren erfolgte endlich sein Tod am 15. Nov. 1136, der eine allgemeine Trauer im ganzen Lande verursachte. Sein Leichnam wurde zu Kloster-Neuburg beigesetzt, so wie auch der seiner Gemahlin Agnes, welche am 24. Sept. 1157 starb. Alljährlich ertheilte das Stift an seinem und seiner Gemahlin Todestage unter alle Armen, die sich einstellten, besondere Almosen, die aber seit mehreren Jahren nicht mehr abgegeben werden. Die Reliquien des Heiligen werden an seinem Festtage in einem silbernen Sarge der Verehrung ausgesetzt. Dieser Sarg mit dem Leibe des Heiligen, der fast 7 Schuh groß gewesen seyn muß, ist bei Raderus (III. 153), wo er auch Lupoldus heißt, abgebildet. Gott verherrlichte seinen Diener durch verschiedene Wunder, weßhalb Papst Innocenz VIII. ihn durch die Bulle vom 6. Jan. 1485 unter die Zahl der Heiligen setzte. Am 15. Febr. 1506 erfolgte die feierliche Erhebung seiner Reliquien in Gegenwart des Kaisers Maximilian I., welche Erhebung auch bei den Bollandisten am 15. Febr. (II. 805) erwähnt wird. Sie haben ihn auch am 15. Oct. (VII. 5), aber unter den Prätermissen mit dem Bemerken, daß er im Mart. Rom. am 15. Nov. steht. An diesem Tage wird er in Oesterreich als Patron verehrt. Im Propr. August., wo sein Fest ebenfalls gefeiert wird, ist es auf den 27. Nov. transferirt. – Von seiner Gemahlin Agnes hatte der hl. Leopold 19 Kinder, von welchen ihn 6 Söhne und 5 Töchter überlebten. Diese wurden mit verschiedenen Fürsten vermählt. Von den Söhnen starb nach Butler (XVI. 496) der Erstgeborne, Namens Albrecht, 6 Tage vor seinem Vater. Der Zweite, Heinrich mit dem Beinamen Jasomirgott (weil dieses sein gewöhnlicher Spruch war), ward Leopold's, des Drittgebornen, Nachfolger, der neben der Markgrafschaft Oesterreich auch das Herzogthum Bayern erhalten hatte. Heinrich baute die lange Zeit darniederliegende Stadt Wien wieder auf und verlegte dahin seine Residenz. Der Vierte, Ernst, starb als Jüngling von 18 Jahren. Der Fünfte, Otto, zuerst Abt von Morimund, dann Bi schof von Freising, begleitete den Kaiser Konrad III., seinen Stiefbruder, in das heil. Land, verfaßte mehrere sehr geschätzte Bücher und starb im J. 1188. Der Sechste, Konrad, war zuerst Abt des Klosters zum heil. Kreuz in Oesterreich, dann Bischof von Paßau, endlich Erzbischof von Salzburg und starb im J. 1168 zu Admont in Steyermark. †


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 3. Augsburg 1869, S. 789-790.
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