[833] 1SS. Lifardus et Urbicius, (3. Juni), Aebte von Meun oder Mehun (Magdunum) in Frankreich. Der hl. Lisardus, auch Liphardus (Libhard, Liphard), Laifardus, Leifardus und Leofardus, franz. St-Lifard, war der Bruder des hl. Abtes Maximinus von Micy (Miciacum) und Neffe des hl. Euspicius, des Gründers dieses Klosters, nach Andern der Bruder des hl. Leonardus4 von Vendöuver (Vendopera), aber [833] jedenfalls nicht der Bruder des hl. Leonardus5 von Limoges (Lemovic.), wie Einige meinten. Derselbe stammte aus einem berühmten Geschlechte in Orleans, weßhalb er eine gute Erziehung und einen höhern wissenschaftlichen Unterricht genoß. Er war ein großer Rechtsgelehrter und durch seine Sittenreinheit und Gerechtigkeitsliebe von Allen hoch geehrt. Von Gottes Gnade getrieben entsagte er aber dem weltlichen Amte und begab sich zum Bischofe von Orleans, ihn um Aufnahme in den Klerikalstand bittend, was ihm dieser mit Freude bewilligte, indem er ihm das Amt eines Leviten übertrug. Er begab sich aber bald darauf in die Einsamkeit, unter Begleitung eines einzigen Schülers, Nrbicius mit Namen, und zwar auf den Berg Mehun oder Meun (Magdunum) an der Loire, wo ehedem ein Schloß stand, das aber von den Vandalen zerstört und dem Erdboden gleich gemacht wurde. Hier erbauten sie sich Zellen von Zweigen und Binsen und führten ein Einsiedlerleben auf die strengste Weise. Zwei Loth Gerstenbrod waren seine Nahrung, jeden dritten Tag ein wenig Was. ser sein Trank und ein grobes härenes Gewand, das ein Gürtel umschloß, seine Kleidung. In jener wüsten Gegend hielt sich eine ungeheure Schlange auf, welche die Bewohner der Gegend sehr beunruhigte und die der hl. Lifardus durch sein Gebet und seinen Stab tödtete, was den Ruf seiner Heiligkeit noch weiter verbreitete. Bischof Marcus von Orleans weihte ihn zum Priester und erbaute zugleich einen Tempel in seiner Einsamkeit. Bald sammelten sich um ihn sehr viele Schüler, die Zeugen seines heiligen, wunderreichen Lebens waren, das er in einem Alter von 73 Jahren um das I. 550 gottselig beschloß, nachdem er zuvor seinen hl. Schüler Urbicius zu seinem Nachfolger bestimmt hatte. Der Bischof von Orleans hielt seine Exequien und bestätigte den Urbicius in der ihm übertragenen Würde. Das Grab des hl. Lifardus ward durch viele Wunder an Stummen, Tauben und andern Kranken verherrlichet. Bei der Uebertragung seiner Gebeine in die Kirche des hl. Petrus im J. 1104 geschahen viele Wunder. Im Bisthume Orleans sind mehrere Kirchen, die seinen Namen tragen. Er steht als Priester Liphardus auch im Mart. Rom. am 3. Juni. (I. 298–309).
Heiligenlexikon-1858: Lifardus (2)