M. Magdalena (67)

[40] 67M. Magdalena, O. S. Dom., Vid. (29. Dec.) Diese fromme Frau war eine Tochter des Fürsten Ludwig Carrafa v. Stigliano und dessen Gemahlin Lucretia. In der hl. Taufe erhielt sie den Namen Maria. Ihr Geburtsort war das Gut St. Archangelo im Fürstenthum Stigliano, wo sie im J. 1566 das Licht der Welt erblickte. Schon als Kind zeigten sich in ihrem Leben die Anfänge der künftigen Heiligkeit; sie betete gern und hatte mit Armen u. Kranken großes Mitleid. Auf den kleinen Reisen, die sie mit dem Vater machen durfte, führte sie ein kleines Altärchen mit, das mit einem Bilde der hl. Jungfrau geziert war, und verrichtete vor demselben täglich ihre Morgen-und Abendandacht. Ihr Vater starb, als sie noch das zwölfte Jahr nicht erreicht hatte. Mutter und Tochter suchten ein Asyl der Frömmigkeit bei den Benedictinerinnen von St. Marcellin in Neapel. Hier blieb Maria zwei Jahre. Nach dieser Zeit wurde sie mit Fabritius Carrafa, Herzog von Andria, vermählt. Die Ehe war nicht glücklich. Ihr Mann verachtete sie, obwohl sie es an zartester Aufmerksamkeit für ihn nicht fehlen ließ. Ihre Kinder liebte sie innig und gab ihnen eine ausgezeichnete Erziehung. Sie hatte vier Söhne und eine Tochter. Unter jenen ist auch Vincenz Carrafa, der nachmals in den Jesuiten-Orden trat und als dessen siebenter General im Rufe der Heiligkeit starb. Als ihr Mann, der mit einer Ehefrau in schändlichem Umgang lebte, in flagranti ermordet worden war, kannte sie ihres Leids kein Ende, indem sie nicht den Tod des Leibes, wohl aber den der Seele beklagte. Nachdem so die Bande gelöst waren, die sie an ihren Mann knüpften, wollte sie von jetzt an nur noch von den Banden wissen, die uns mit Gott verbinden. Eine Zeit lang, bis ihre Kinder erzogen waren, blieb sie noch in der Welt, dann aber, am 21. Nov. 1608, ging sie zu Neapel ins Kloster der Dominicanerinnen, wo sie in allen Tugenden glänzend, am 29. Dec. 1615 selig verschied. Der Ruf ihrer Heiligkeit war so verbreitet, die Andacht und die Verehrung, welche das Volk ihr gleich nach dem Tode zuwendete, so groß, das sie sechszehn Tage ausgestellt blieb, um dem allgemeinen Verlangen, sie noch länger zu sehen, Genüge zu leisten. Mehrere wunderbare Heilungen geschahen an ihrem Grabe. (March. VI. 293–314).


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 4. Augsburg 1875, S. 40.
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