[96] 35S. Marcellus, Ep. Conf. (1. al. 3. Nov., 26. Juni, 25. u. 26. Juli). Dieser hl. Marcellus wurde zu Paris von Eltern aus dem Mittelstande geboren. Als Jüngling lebte er so rein, daß er nichts mit der Welt gemein zu haben und die Neigungen des Fleisches nicht einmal zu kennen schien. Sein Biograph sagt dieser Unschuld halber von ihm: er sei Priester gewesen, noch ehe er Cleriker geworden, d.h. er habe schon als Laie so rein gelebt, wie ein Priester leben soll. Der Bischof Prudentius von Paris machte ihn noch sehr jung zum Lector, später (um d.J. 400) gab er ihm die Priesterweihe. Clerus und Volk wählte den hl. Marcellus zum Bischof. In der Reihenfolge der Bischöfe von Paris steht er als der neunte (Gall. chr. VI. 15). Nur gezwungen übernahm er dieses Amt, wirkte aber mit vorzüglichem Eifer, wie die ihm nach dem Tode gewordene Verehrung bestätiget. Er schützte namentlich sein Volk gegen die wilden Normannen, denen er mit wunderbarem Muthe entgegentrat. Nach dem Zeugnisse Gregors von Tours war er auch durch Wunder berühmt (De gl. conff. c. 89). Insbesondere wird eine zweimalige Verwandlung des Wassers, das erste Mal in Wein, dann in Balsam ihm zugeschrieben. Ein Codex v. St. Germain [96] (Gall. chr. VI. 15) gibt an, er sei am 1. Nov. 436 gestorben; die Boll. setzen seinen Tod unbestimmt in die erste Zeit des fünften Jahrh. Wie zu seiner Zeit allgemein üblich war, wurde er außerhalb der Stadt beigesetzt – in der noch jetzt von ihm genannten Vorstadt Saint-Marceau oder S. Marcel. Im neunten Jahrh. entstand hier unter seiner Anrufung eine Kirche. Seine Reliquien kamen später nach Notre-Dame. Diese Uebertragung ist bei den Boll. zum 26. Juni (V. 156) angemerkt. Eine andere Uebertragungsfeier notiren dieselben zum 25. u. 26. Juli. Im Mart. Rom. steht seine Beisetzung zum 1. Nov. In Paris begeht man, wegen des Allerheiligen-Festes, sein Andenken am 3. Nov. Seine Lebensgeschichte bei Surius von (Venantius?) Fortunatus entstand auf Veranlassung des hl. Germanus von Paris. In derselben finden sich auch seine Wunder, von denen wir schließlich noch einige erzählen wollen. Als junger Cleriker kam er eines Tags in eine Schmiede. Der Meister spottete seiner, indem er auf ein glühendes Eisen wies und ihn aufforderte, es zu heben und zu sagen, wie schwer es sei. Der Heilige nahm es und sprach: »Neun Pfund«. So fand es sich auch auf der Wage, seine Hand war unverletzt. Wasser aus der Seine verwandelte sich in seiner Hand in Wein, der nicht eher im Kruge abnahm, als bis das ganze Volk davon getrunken hatte. Eine mit großem Luxus bestattete, aber unbußfertig gestorbene Ehebrecherin wurde als Leiche von einer großen Schlange angefressen (»das Weib hatte die Ehe in der Welt gebrochen, darum konnte ihr Leib nicht ganz im Grabe bleiben«). Der hl. Bischof bändigte die Schlange und zwang sie, an seiner Stola, die er um sie geschlungen, ihm nachzukriechen, bis es ihm gefiel, sie zu entlassen, worauf Niemand mehr das Unthier sah. Zur Erklärung fügt der Biograph hinzu: »Geistlicher Weise hat er mit dem Drachen gestritten«. Im Volksmund ist dieser Streit auf die angegebene Weise versinnlicht und auch bildlich dargestellt worden. Daher hat der Heilige neben den Insignien seiner bischöfl. Würde auch eine große Schlange oder einen Drachen hinter sich oder unter den Füßen. Der bischöfl. Stab hat oben einen geschlossenen Ring.