Marcianus, S. (7)

[101] 7S. Marcianus (17. Febr. al. 26. Jan.). Der Kaiser Marcianus steht nicht im Mart. Rom., gilt aber bei den Griechen als »heilig«. Er war um d.J. 391 aus einem ärmlichen [101] Hause Illyriens geboren und schwang sich durch seine Tapferkeit und Klugheit zum Oberfeldherrn des oströmischen Reiches empor. Aus erster Ehe hatte er eine Tochter, Namens Anthemia. Bei der Kaiserin Pulcheria, welche nach dem Tode ihres Bruders Theodosius II. die Zügel der Regierung ergriff, stand er in so hohem Ansehen, daß sie ihn zum Mitregenten erhob und ehelichte. Er hat sich für den katholischen Glauben, für die Einheit der Kirche, für die Ausrottung der Irrlehren, für die Aufrechthaltung der kirchlichen Zucht und Ordnung unsterbliche Verdienste erworben. Gleich Anfangs zeigte er sich als gehorsamer Sohn der römischen Kirche, indem er den Patriarchen Anatolius von Constantinopel nöthigte, das Lehrschreiben des Papstes Leo d. Gr. an seinen Vorgänger Flavian zu unterzeichnen, den Archimandriten Eutyches aber, den eigentlichen Urheber der monophysitischen Ketzerei, welcher behauptete, daß Christus nur eine Natur beizulegen sei, und daß demnach der Leib Christi als der Leib Gottes dem unsrigen nicht gleichwesentlich sei, absetzte. Zur Aufhebung der traurigen Folgen des sog. Räuber-Concils von Ephesus (im J. 449) berief er in Uebereinstimmung mit dem Papste Leo dem Großen und dem abendländischen Kaiser Valentinian III. eine allgemeine Synode nach Nicäa und hierauf nach Chalcedon, nahm an derselben Antheil, und bestätigte seine Beschlüsse in der Art, daß er gegen die zukünftigen Gegner desselben Strafen bestimm te und in Vollzug setzen ließ. Dieses Concil wurde im Oct. d.J. 451 eröffnet und auf denselben die orthodoxe Lehre von den zwei Naturen in Christus festgestellt, wie Papst Leo in dem bereits angeführten Schreiben sie festgestellt hatte. Nach dem Tode seiner Gemahlin (im J. 453), mit welcher er, wie allgemein angenommen ist, in jungfräulicher Ehe gelebt hat, setzte er deren gute Werke fort und starb am 26. Jan. 437. Die Griechen verehren ihn am 17. Febr. (Mg.)


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 4. Augsburg 1875, S. 101-102.
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