[235] 430Maria Josepha Kümi (7. Nov.), Klosterfrau von Wesen. Auf den Höfen zu Vollerau im Canton Schwyz schenkte der liebe Gott den frommen Eheleuten Joh. Baptist Kümi und Barbara Christen am 2. Febr. d.J. 1763 ein Töchterchen, dem sie in der hl. Taufe den Namen Maria Magdalena geben ließen. Das Kind, welches schon im vierten Lebensjahre seine Mutter verlor, wuchs auf in aller Frömmigkeit und Gottesfurcht. Ohne Zweifel haben die Ermahnungen [235] und frommen Zusprüche ihrer guten Großmutter, die ihre Erziehung besorgte, hiezu Vieles beigetragen. Außerdem ließen mancherlei andere Zeichen ihre zukünftige Tugendgröße erkennen. Sie war nicht gern bei Kinderspielen, aber desto inniger liebte sie in heiliger Beschaulichkeit heilige Vorstellungen und Bilder in sich aufzunehmen und immer wieder zu erneuern. So schien es ihr einst, daß sie Christus auf dem Felde sehe, auf einem Regenbogen sitzend und eine Wage in der Hand haltend, wobei Er zu ihr sprach: »Kreuz, Krankheit, Trübsal, Verlassenheit wird dir auf die Wagschale gelegt, aber sei getrost, nach der Trübsal folgt die Gnade!« Es folgte aber hierauf eine Zeit der Unentschiedenheit und des Schwankens, die Welt stritt gleichsam in ihrer Seele mit Gott um ihren Besitz, und eine Zeit lang schien der Sieg sich für die Welt zu entscheiden. Günstig wirkte übrigens ein vorübergehender Aufenthalt im Cistercienserinnen-Frauenkloster zu Wurmsbach, wo sie neues geistiges Leben sammelte. Sie entschloß sich, nachdem sie zwei Jahre in ihrem elterlichen Hause verlebt hatte, zu Wesen (vesenium) im Kloster St. Gallen als Candidatin einzutreten, und erhielt am 30. April 1782, nachdem sie mancherlei Prüfungen, besonders ein länger andauerndes Heimweh glücklich überstanden hatte, das geistliche Kleid. Mit ängstlicher Gewissenhaftigkeit beobachtete sie Alles, was der Orden vorschrieb, so daß sie nach den allgemeinen Zeugnissen Aller als Muster einer vollkommenen Ordensfrau galt. Stete Geistessammlung, strenge Bußübung, anhaltendes Gebet, pünktlicher Gehorsam auch in den scheinbar geringsten Dingen zeichnete sie aus. Der leidende Jesus, dessen Schmerzen sie in ihrer frommen Seele so sehr beherzigte, daß sie dieselben auch körperlich mitempfand, würdigte sie im J. 1800, ihr Haupt mit den Wunden der Dornenkrone und später ihre Seite mit der Seitenwunde, die bald geschlossen, bald offen war, zu schmücken. Mund und Schlund vertrockneten, der Athem war gehemmt, mancherlei Stichreden von Vorgesetzten und Untergebenen vermehrten die Pein, so daß sie öfter sagte: »O Pein, die mich erquickt, o Erquickung, die mich peinigt«. Im J. 1809 zur Novizenmeisterin und Oberin gewählt, verwaltete sie dieses Doppelamt unter beständiger Erwägung der Rechenschaft, die sie wegen desselben zu geben haben würde, zur Zufriedenheit Aller. So lebte und strebte, arbeitete und duldete die fromme Maria bis zum Jahre 1817, in welchem der göttliche Bräutigam, den ihre Seele liebte, sie in die Ewigkeit abrief. Längere Zeit war sie sehr krank. Ihr Zustand blieb fast der nämliche; aber als ihr Beichtvater Laurenz Gmür am 31. Oct. sich in diesem Sinn gegen sie äußerte, gab sie lächelnd zur Antwort: »Ich verrichte heute bei Ihnen meine letzte Beicht«. Am 6. Nov., als weder der Arzt noch die Klosterfrauen an ihren Tod dachten, sagte sie der Krankenwärterin: »Morgen gehe ich in die Freude meines Herrn«. So war es; sie starb am 7. Nov. 1817 Morgens 6 Uhr eines seligen Todes. Nach fünfzig Stunden wurde ihr Leichnam bestattet, und ihr Grab später vom umwohnenden Volke häufig besucht. Man schrieb ihrer Fürbitte wunderbare Hilfe zu. Die einzelnen Ereignisse ihres Lebens, welche ihr Beichtvater in einem Tagbuche zusammengestellt hatte, sind der bischöflichen Stelle von Chur mitgetheilt und durch diese nach Rom berichtet worden. (Burg.)