[183] 60V. Maria Clotildis (7. März). Diese fromme Königin wurde am 23. (nach Migne 29.) Sept. 1759 zu Versailles geboren. Ihre Eltern waren: Ludwig, Dauphin von Frankreich und Maria Josephina von Sachsen. In der hl. Taufe erhielt sie die Namen Maria Clotildis Adelheid äavier. Von der Gräfin Rohan-Guemene von Marsan vortrefflich erzogen, ging sie am 17. April 1770 zum ersten Male zum Tische des Herrn. Fünf Jahre später wurde sie mit dem piemontesischen Fürsten Carl Emmanuel, dem muthmaßlichen Erben des Königreichs Sardinien, vermählt. Sie nahm ihre Frömmigkeit auch in den Ehestand hinnbec. Sie hatte [183] ihre bestimmte Lebensordnung, die sie mit unverbrüchlicher Treue bewahrte. Jeden Tag hörte sie die heilige Messe, einmal in jeder Woche empfing sie das Sacrament der Buße, dreimal die hl. Communion. Ihrem Manne vollkommen ergeben, bewies sie ihm die zarteste Aufmerksamkeit, die innigste Liebe, so daß er sie öfter seine Mutter, seine Rathgeberin, seine Trösterin, seine geistliche Führerin, seinen Schutzengel nannte. Obwohl sie sich, besonders in den ersten Jahren ihres Ehestandes, königlich kleidete, huldigte sie doch nie der abgeschmackten Mode, wodurch damals vornehme Damen öfter die Schamhaftigkeit verletzten. Später erbat sie sich von ihrem Gemahl die Erlaubniß, sich einfacher kleiden zu dürfen, und machte von derselben nur bei Hoffesten und öffentlichen Aufzügen keinen Gebrauch. Sie zeigte sich als die hohe Gönnerin frommer Bruderschaften und heiliger Vereine. Namentlich unterstützte sie die Andacht zum heiligsten Herzen Jesu. In den Leiden, welche ihre Familie in Frankreich trafen, floh sie unter den Schutz der hl. Jungfrau, der zu Ehren sie täglich das kleine Officium und den Rosenkranz zu verrichten und alle Samstage zu fasten pflegte, und suchte Trost in der Betrachtung ihrer Schmerzen. Gegen die Armen war sie eine Mutter. In ihren Liebeswerken gegen diese mochte man nicht erkennen, daß sie seit dem J. 1796 Königin geworden war. Im J. 1798 wurde ihr Gemahl des Thrones verlustig erklärt; sie aß mit ihm das Brod der Armuth und der Verbannung. Alle Leiden und Wechselfälle ertrug sie mit heldenmüthiger Geduld und Unterwerfung unter den göttlichen Willen. Im J. 1802, als sie eben zu Neapel sich aufhielt, starb sie, nach sorgfältigster Vorbereitung, am 7. März, in einem Alter von 42 Jahren und einigen Monaten. Ihr Leichnam dessen Einbalsamirung sie ausdrücklich sich verbeten hatte, wurde in der Klosterkirche der Franciscaner vom dritten Orden beigesetzt. An ihrem Grabe geschahen mehrere wunderbare Heilungen. Ihren frühen Tod schrieb man zum Theil den ärztlichen Maßnahmen gegen ihre Fettigkeit zu, denen sie sich mit Resignation unterworfen hatte. Papst Pius VII. erklärte sie im J. 1808 am 10. April für »ehrwürdig«. (But. Mg.)
Heiligenlexikon-1858: Clotildis, V. (2) · Clotildis, S. (1)