[273] 19S. Martinus, Ep. Conf. (21. Juni). Dieser hl. Martinus wird der Apostel Hasbaniens genannt, weil er die im Norden von Brabant wohnenden und die angrenzenden Völkerschaften bekehrte. Hasbanien ist ein Theil der Diöcese Lüttich. Als Ueberbleibsel des alten Volksstammes ist der Ort Hespen und das Hespengau zu betrachten. Ehe der Heilige das bischöfliche Amt antrat, hatte er, wie die Legende weitläufiger erzählt, durch strenge Zurückgezogenheit von der Welt sich im geistlichen Leben geübt, und in häufigen Wallfahrtsgängen sich die Gnade des Himmels erfleht. In der Reihenfolge ist er der siebente Bischof von Tongern (und Trier), vom J. 265 bis 276. Wahrscheinlich lebte er aber erst unter Constantius Chlorus oder Constantin d. Gr., also in der ersten Hälfte des vierten Jahrhunderts. Sonst ist aus seiner Lebensgeschichte wenig zu erwähnen, da die »Acten«, nach den Boll. nicht vielen (fidei non magnae), nach Ghesquiere (Acta S. S. Belgii I. 174 et 175) gar keinen Glauben verdienen. Daß er das bischöfliche Amt nicht gesucht, sondern nothgedrungen (coactus) angenommen habe, ist bei einem so heiligen Manne wohl selbstverständlich. Die Kirche zu Avieres soll er erbaut haben. Eine merkwürdige Erinnerung an ihn, deren auch Rettberg gedenkt, ist der sogenannte St. Martinssteig – ein Felsen, auf welchem der Heilige ausruhte und seine Körperformen zurückließ. Dieser Ort wurde später wegen der bei ihm geschehenen Krankenheilungen berühmt. Als Fisen seine Geschichte der Kirche von Lüttich schrieb, zeigte man nur noch die Fußspuren (sola hodiedum ostenduntur pedum vestigia) des hl. Bischofs. (IV. 69–72.) Dauerhafter sind die Spuren der Dankbarkeit, welche ihm die Kirche von Tongern schenkt. Er genießt dort eine ununterbrochene, unvordenkliche Verehrung. Vgl. S. Martinus22.
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