Maximinus, S. (6)

[362] 6S. Maximinus, Ep. Conf. (29. Mai al. 12. Sept., 5. Dec.). Dieser hl. Maximinus, Bischof von Trier, war Zeitgenosse und Freund des hl. Athanasius, und wie dieser im Orient, einer der hervorragendsten Vertheidiger der Orthodoxie im Abendlande. Er ist der wahrscheinliche Nachfolger des hl. Agritius, dessen Ableben nach wahrscheinlicher Berechnung in d.J. 332 gesetzt wird, des ersten urkundlich beglaubigten Bischofes von Trier173. Nach den alten Biographien (die älteste fällt etwa in die Zeit Pipins) war er aus dem Dorfe Sillé bei Loudun (Poitiers) gebürtig, wo ihm auch eine Kirche geweiht ist. Er hatte drei Brüder: Maxentius, Bischof von Poitiers, Maximus und Jovinus und eine Schwester, die hl. Maxima. Als Jüngling wurde er durch den Ruf, welchen die Tugenden des hl. Agritius allenthalben verbreiteten, nach Trier gezogen. Hier empfing er die Priesterweihe. Als der hl. Agritius gestorben war, und es sich um die Wahl eines Nachfolgers handelte, »nahm ihn das Volk und erhob ihn mit lautem Zuruf auf die Kathedra«. Er war (Friedrich , K.-G. Deutschl. J. 223) eine Persönlichkeit, wie sie die katholische Kirche am Hofe zu Trier – denn Constantin II. und Constanz residirten hier – nothwendig hatte. Ihm ist es zu verdanken, daß der Occident, bis er unter die Herrschaft des Constan tius gerieth, nicht von oben, wie der Orient, arianisirt wurde. Bei allen wichtigern kirchlichen Begebenheiten ist er als Miturheber betheiligt, da dieselben ohne die Kaiser nicht ins Werk gesetzt werden konnten, er aber deren Gunst in vollem Maße besaß. Vom J. 336–338 war der hl. Athanasius sein Gast, er war sein eifriger Beschützer, der ihm bei Constantin II. eine sehr freundliche Aufnahme bewirkte. Ebenso trug der hl. Maximinus viel zur Wiedereinsetzung des rechtgläubigen Patriarchen Paulus von Constantinopel bei, und gewährte auch ihm gastliche Aufnahme (im J. 343), während er Abgeordnete der Arianer nicht einmal empfangen wollte. Ob er an der Synode von Sardika Theil genommen, kann man bezweifeln; aber Athanasius nennt ihn unter den Bischöfen, deren Zustimmung er genieße, und welche er theils als dort anwesend, theils als schriftlich zustimmend bezeichnet. Seine Anwesenheit ist wahrscheinlich, weil er unter den Bischöfen war, welche sie veranlaßt hatten, und die Gegensynode der Arianer ihn unter den Urhebern und Theilnehmern der Synode von Sardika nennt. Daß unter ihm eine große Kirche, der Dom von Trier erbaut wurde, ist nicht zu vergessen. Der hl. Athanasius hat darin, weil die Noth drängte, noch vor der Einweihung Gottesdienst gehalten (Friedrich, l. c. I. 227.) Auch als Schriftsteller war der hl. Maximinus thätig, aber leider sind seine Schriften verloren gegangen. Zu seinen letzten Thaten gehört die von ihm gegen den Bischof Euphrates gehaltene Synode von Cöln. (Rettberg, K.-G. I. 123 ff.) Diese Synode gegen Euphrates wurde zwar von den Boll., die ihn sogar einen hl. Mann nannten, noch bezweifelt, allein setzt ist sogar das Datum der Eröffnung, nämlich der 12. Mai 346, historisch festgestellt. Euphrates wurde der Häresie überwiesen und seines Bisthums entsetzt. (Friedrich l. c. I. 233.) Von da ab ist die ganze Lebensgeschichte mit Sagen vermischt. Er soll eine Reise nach Rom gemacht haben. Ein Bär trug sein und seines Reisegefährten, des hl. Martinus (wahrscheinlich nicht, wie Friedrich meint, der Abt von Vertou oder der hl. Martin von Tours, sondern der um das J. 346 gestorbene Bischof von von Mainz d. N.) Reisegepäck bis zu dem Orte, der Urseria (Bärn, Bern?) genannt wird. Die Reisestöcke beider Bischöfe wurden in der Abtei St. Maximinus lange Zeit aufbewahrt. Wann er gestorben sei, ist ungewiß. Da im J. 349 (nach Friedrich, l. c. S. 234 u. 236–238, schon zwei Jahre vorher) sein Nachfolger Paulinus zum ersten Male erscheint, so wird er nicht lange vorher das Zeitliche gesegnet haben. Unter der Gesandtschaft des Magnentius an Constantius im J. 360 befand er sich nicht mehr. Die Gallia chr., welche ihm eine ausführliche Beschreibung widmet (XIII. 375 u. 376), sagt, er sei in Aquitanien bei seinen Verwandten, die er vor Ende seines Lebens nochmal sehen wollte, am 12. Sept. 349 gestorben. Sein Leichnam wurde im J. 352 im Auftrage[362] seines Nachfolgers, des hl. Paulinus, durch den Priester Lubentius2 nach Trier überbracht (Rettberg, K.-G. I. 484). Die Meinung des Baronius, daß er erst im J. 351 gestorben sei, ist allgemein aufgegeben. Schon als Gregor von Tours seine Geschichte der Franken verfaßte, in der Mitte des 6. Jahrhunderts, hatte er eine Kirche174 und wurde als Patron von Trier und kräftiger Schützer gegen die Macht des Teufels verehrt (Hist. Franc. I. 35 Vitae P. P. I. 17.) An seinem Grabe pflegte man Reinigungseide abzulegen, welche, wenn sie falsch waren, sofort gestraft wurden. Unter seinen Schülern sind die hhl. Castor1, Lubentius2 und Quiriacus, der aber zweifelhaft ist, die an der Lahn und untern Mosel das Evangelium predigten (St. Castor wird vorzüglich in Coblenz verehrt, woselbst die älteste Kirche seinen Namen trägt), die berühmtesten. Auch sein Nachfolger, der hl. Paulinus, war von ihm gebildet worden. Der hl. Athanasius erwähnt die von ihm erbauten Kirchen und bemerkt daß sie, obwohl nicht vollendet, von den Gläubigen eifrig besucht wurden (Apol. I. 682). Die Abtei St. Maximinus zu Trier ist wahrscheinlich von ihm gegründet worden175. Sie war und blieb Jahrhunderte lang das schönste Denkmal des Heiligen. Von Carl d. Gr., welcher auf seine Fürbitte von einer Krankheit genesen war, wurde die Abtei reich beschenkt. Durch ein Privilegium Otto's I., d. G., wurden die Aebte Erzkapläne der deutschen Kaiserinnen. Viele berühmte Männer, z.B. der hl. Adalbert, erster Bischof von Magdeburg, und Apostel der Russen, Anno von Worms, Otwin von Hildesheim sind aus der Abtei St. Maximin hervorgegangen. Einige Aebte wurden Reformatoren anderer Klöster, z.B. Sandrath in Gladbach, Hartwig in Tegernsee, Ranwold in St. Emmeram zu Regensburg. Bezüglich seiner Reliquien ist zu bemerken, daß um die Mitte des 8. Jahrh. durch den hl. Hildulfus, früher in Regensburg, deren erste Erhebung stattgefunden haben soll. Sie litten vom Wasser und bedurften eines würdigeren Ortes. Eine zweite Erhebung erfolgte im J. 888, bei welcher sich mehrere Wunder ereigneten. Auf Abbildungen führt er außer den bischöflichen Insignien einen Bären bei sich.


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 4. Augsburg 1875, S. 362-363.
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