Melanius, S. (1)

[402] 1S. Melanius, Ep. Conf. (6. al. 19. Jan., 11. Oct., 6., 11. u. 12. Nov.). Dieser hl. Melanius, Bischof von Rennes (Rhedones), ist zu unterscheiden von dem am 22. Oct. verehrten gleichnamigen Bischofe von Rouen (Rotomagus). Man wird, ungeachtet der Meinungsverschiedenheit, welche über die Zeit seines Lebens und Wirkens besteht, kaum irren, wenn man ihn in die ersten Jahrzehnte des sechsten Jahrhunderts setzt. Hiezu bietet seine geschichtlich erwiesene Anwesenheit auf der ersten Synode von Orleans den Anhaltspunkt.203 Seine Eltern sollen von hohem Adel gewesen sein, ihre Namen wissen wir nicht; aber er übertraf den Adel der Geburt durch den höhern Adel des liebekräftigen Glaubens. Frühzeitig weihte er sich dem Dienste Gottes. Dahin zielte schon die treffliche Erziehung, die er im Hause seiner Eltern zu Plaes oder Plees in der Bretagne, Bisthums Vannes, hernach aber in einem ungenannten Kloster erhielt. Vielleicht ist es Placium, sein Heimatsort, gewesen, wo dieß geschah. In dem von ihm erweiterten Kloster weilte er auch später noch so häufig, daß einige Schriftsteller ihn zu den hhl. Ordensleuten zählen. Dasselbe nahm im Laufe der Zeiten verschiedene Namen an: es hieß Plölauf, Plöscob, Plömelen und lag nicht weit von dem heutigen Locmine (Locminium) an der Villaine. (Daher die Namen: S. Melanius in Placio, Visnoniae propter aquas.) Dem hl. Amandus13 von Rennes war er innig befreundet, und wurde von ihm als sein Nachfolger auf dem bischöflichen Stuhle gewünscht und bezeichnet. Die Wahl war gut, denn sie fiel auf einen Mann, welcher, bevor er die Aufsicht über das Bisthum übernahm, sich selbst in strenger Aufsicht gehalten hatte (qui prior fuerat custos sui, postmodum foret speculator publicae utilitatis). Als Bischof hatte er auch viele weltliche Sorgen. Allein diese schadeten ihm nicht, denn durch beständige Lesung der heiligen Schriften und aufmerksame Betrachtung derselben hatte er sich gewöhnt, sein Augenmerk beständig auf die himmlischen Dinge und das Ende dieses zeitlichen Lebens zu richten, und sich für jede Stunde seines Lebens genaue Rechenschaft abzufordern. Seine Tugenden nennt der hl. Gregor von Tours (de gl. conff. c. 55) »zahllos« und ebenso seine Wunderzeichen; er habe, setzt er bei, unablässig dem Himmel zugestrebt und über sein Jahrhundert leuchtend hervorgeragt. Dieser Worte bedient sich auch das Mart. Rom. Daß er auf der Synode zu Orleans zwischen 507 und 511 den Vorsitz geführt habe, ist unwahrscheinlich; man wird denselben sicherlich dem hl. Remigius von Rheims, der auch als der Erste unterzeichnet hat, eingeräumt haben. Bei dem König Chlodwig I. stand er in so hohem Ansehen, daß einige Geschichtschreiber ihn als dessen Kanzler bezeichnen. Ferner ist als gewiß anzunehmen, daß er viele Kirchen seines Bisthums neu erbaute, viele von altem Unrath reinigte und die noch übrigen Reste heidnischen Aberglaubens [402] aus seiner Heerde entfernte. Besondere Verdienste erwarb er sich, wie die meisten Bischöfe jener Zeit, durch Einführung des kanonischen Zusammenlebens unter den Stiftsherrn, weßhalb die Kanoniker am Lateran zu Rom seiner am 19. Jan. in ihrem Martyrologium unter besondern Lobsprüchen gedenken. Mit Weihwasser, und ebenso mit geweihtem Oel verrichtete er wunderbare Heilungen an Kranken und Sterbenden. Selbst die Erweckung eines Todten wird ihm zugeschrieben. Sein seliges Ende fällt nach den Boll. ins J. 530 oder etwas später (die Gallia chr.. XIV. 740 schwankt zwischen 530 und 535), und zwar ist sein Todestag nach den Local-Nekrologien von St Melanius und Mevennius sowie nach Ado und andern Hagiologen der 6. Nov. An diesem Tage wird auch zu Rennes sein Fest gefeiert. Das Mart. Rom. nennt ihn am 6. Jan. In Vienne wird er am 12. Nov., in Utrecht am 11. Oct. verehrt. Nach einer Bemerkung der neuern Boll. (Auct. ad T. V. Oct. fol. 35 et 36) wurden die Reliquien des Heiligen wohl nicht nach Bourges übertragen, wie Bollandus und mehrere andere Schriftsteller behauptet hatten, sondern man flüchtete sie zur Zeit der Normannischen Raubzüge um d.J. 853 nach Bleré (Prulliacum), einem Schlosse bei Tours, wo sie noch im J. 1001, in welchem dasselbe in ein Kloster verwandelt wurde, sich befanden, und bis in die Mitte des 13. Jahrhunderts blieben, indem die Chronisten noch von feierlichen Erhebungen berichten, welche daselbst in den J. 1224 und 1231 stattfanden. Im J. 1252 wurde ein Theil der Reliquien des Heiligen auch dem im J. 840 von König Salomon II. in einer Vorstadt von Rennes erbauten Kloster seines Namens (St. Melaine) schankungsweise überlassen. Schon früher hatte der Erzbischof Gervasius von Rheims demselben Kloster andere Reliquien des hl. Melanius zugestellt. Diese Abtei verehrte im hl. Melanius einen ihrer Stifter. Mitstifter war Bischof Paternus von Avrenche. Sie bestand (Gallia chr. XIV. 768–770) unter mancherlei Schicksalen bis zum J. 1765, wo sie mit der bischöflichen Mensa vereinigt wurde. Auf Abbildungen sieht man ihn als Bischof, wie er Besessene heilt, oder als Leiche in einem von selbst stromaufwärts (von Ploermel nach Rennes) schwimmenden Schiffe. (I. 327–334.)


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 4. Augsburg 1875, S. 402-403.
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