Mellonus, S.

[414] S. Mellonus, Ep. (22. Oct. al. 16. Jan. u. 6. Juni). Der hl. Mellonus, welcher auch Mellonius, Melo, Melloninus, Mallonus, im Mart. Rom. Melanius, sonst auch Melantius genannt wird, Bischof von Rouen (Rotomagus), ist nicht, wie geschehen, mit dem gleichnamigen Bischofe von Toledo, welcher im J. 303 oder 305 einer zu Elvira abgehaltenen Synode beiwohnte und deren Beschlüsse mitunterzeichnete, zu verwechseln. Die bischöfliche Kirche von Rouen zählt ihn neben dem hl. Nicasius und Genossen zu ihren Stiftern. Es ist nicht gewiß, ob er der erste Bischof von Rouen war, ob er dem hl. Nicasius als solcher folgte, oder ob man die Reihe der Bischöfe dieser Stadt erst mit Avitianus, welcher im J. 314 auf dem ersten Concil von Arles erscheint, beginnen müsse. Der hl. Nicasius war nach der ältesten, durch Usuardus überlieferten Sage nur Priester, und soll auf seiner Missionsreise Rouen nicht einmal erreicht haben. Deßhalb wird von Mehreren angenommen, der hl. Mellonus sei als erster wirklicher Bischof von Rouen anzusehen.213 Wie die Legende berichtet, war er aus Großbritannien. Er kam nach Rom und hielt sich daselbst längere Zeit zur Besichtigung der Merkwürdigkeiten auf. Wie zufällig kam er in den Versammlungsort der Christen und hörte den hl. Stephanus I. (253–257) die evangelische Lehre vortragen. Er faßte zu demselben eine solche Hochachtung, daß er nach beendigter Predigt, obgleich noch Heide, Gelegenheit suchte, ihm zu Füßen zu fallen, um seinen Segen zu empfangen. Dieß war der Anfang seiner Bekehrung. Er empfing die hl. Taufe und dazu als Regel seines ganzen Lebens die Mahnung des Herrn: »Wer nicht Allem entsagt, was er besitzt, kann mein Jünger nicht sein.« Bald erkannte der hl. Stephanus, wie sehr die Gnade des Glaubens in dem Neubekehrten Frucht bringe, und weihete ihn zum Priester. Als er einst Messe las, sah der hl. Papst einen Engel zu Mellonus niederschweben, der ihm den Bischofstab überreichte und Rouen (Rothomagus) als den Ort bezeichnete, wo er die Heerde Christi zu weiden berufen sei. Er ging nach der erhaltenen Weisung von Rom weg, wirkte auf der Reise mehrere Wunder mit dem himmlischen Stabe und bekehrte durch dieselben einige Heiden. Zu Rouen angekommen, warf er sich im Anblicke der Stadt auf seine Kniee und fing an zu beten. Bald verbreitete sich der Ruf seiner Wunder, und Viele glaubten seinen Predigten. Er erbaute eine Kirche zu Ehren der hl. Dreifaltigkeit und der Mutter Gottes, und dehnte auch über den Umkreis der Stadt seine Wirksamkeit aus. Kurz vor seinem Tode hielt er sich in dem Orte Hericuria oder Hevecuria, später nach ihm St. Mélon genannt, auf. Die dort befindliche Quelle hat ihm nach der Volkssage als Taufwasser gedient. Hier, in der Nähe des Berges Pyval, starb er noch vor dem J. 314, in welchem bereits sein Nachfolger [414] Avitianus auf der Synode zu Arles erscheint. Heute noch verehrt man daselbst von ihm Reliquien. Später wurde sein Leib, der Sage nach, in der angeblich vom hl. Victricius erbauten Gervasiuskirche in Rouen beigesetzt und ungefähr im J. 884 nach Pontoise (Pontisara) übertragen. Die Stürme der französischen Revolution haben alle diese Denkmale zerstört. Er wird mit dem hl. Nicasius am ersten Sonntag im October verehrt. Die Martyrologien nennen ihn zum 16. Jan., 6. Juni und 22. Oct. An letzterm Tage ist er auch von den Boll., die dessen »Andenken« auf den 6. Juni verzeichnet hatten, behandelt. (IX. 554–574).


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 4. Augsburg 1875, S. 414-415.
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