[485] 2Monica et Margaretha von Luxemburg (10. Sept.). Die gottselige Monica aus Luxemburg und ihre Freundin Margaretha dürfen in unserm Werke nicht fehlen. Monica war eine Zierde der deutschen Frauen. Wir geben ihr Lebensbild nach Weber's im J. 1857 zu Luxemburg bei Heintze herausgegebenen Monographie. Von frühester Kindheit ihren Altersgenossen ein Vorbild, ward sie später das Muster einer gottesfürchtigen Hausfrau und Wittwe, und endlich im Kloster eine wahre Tugendleuchte für alle ihre Mitschwestern. Geboren am 20. Jan. 1579 als die zweitgeborene Tochter Christophsvon Busbach, Regierungsrathes in Luxemburg, und seiner Hausfrau Margaretha, geb. Dronckmann, machte sie ihren Eltern als kleines Mädchen die Freude, in Ehrfurcht gegen Gott und Gehorsam gegen die Eltern zu wetteifern. Man bemerkte, daß sie seit ihrem sechsten Jahre sich zur Einsamkeit hingezogen fühlte und dieselbe nie verließ, wenn nicht eine Pflicht sie unter die Menschen rief, wo sie dann immer fröhlich und heiter erschien. Eben so suchte sie durch schnellen Gehorsam den eigenen Willen zu zähmen und zu regeln. Vom siebenten Jahre an nahm sie ihre Mutter mit zur Beichte und im zwölften ward sie reif befunden zur Theilnahme an dem unaussprechlichen Geheimnisse des Altars. So wuchs sie wie an Jahren auch an Frömmigkeit und Tugend. Die Zeit, welche sie von ihren Arbeiten und Standespflichten erübrigen konnte, gab sie mit dankbarer Treue dem Herrn, am liebsten und öftesten vor dem allerheiligsten Sacramente. Oft betete sie um die rechte Erkenntniß des Berufes, zu welchem Gott sie bestimmt habe, und erst nach mehrjähriger Bedenkzeit und öfterer Aufopferung der hl. Communion in dieser Meinung gab sie am 23. Jan. 1600 einem jungen und gottesfürchtigen Rechtsanwalt, Melchior von Wiltheim, in der St. Nicolaus-Pfarrkirche die Hand zum ehlichen Bunde. In ihrem neuen Stande wußte sie die geschäftige und kluge Arbeitsamkeit der Martha mit der frommen Beschaulichkeit der Maria wohl zu vereinbaren. Hiebei fand sie von Seite ihres eben so frommen Mannes nicht bloß kein Hinderniß, sondern jede Art Ermuthigung. Wie ein Engel des Friedens wandelte Margaretha in ihrem Hause; Eltern und Schwiegereltern, Verwandte und Hausgenossen sahen mit Freude und Verehrung zu ihr auf. Sie achtete und liebte ihren Mann und verlangte das Gleiche von ihrem ganzen Hause. Ihre Ehe ward mit acht Kindern gesegnet. Die Aussicht auf Kindersegen war für sie immer eine Zeit noch innigerer Frömmigkeit und sorgfältigeren Wachens über ihr ganzes Benehmen. Gott zu empfehlen und durch die Hände der Mutter Gottes als Frühopfer wieder zu geben was Er ihrem Mutterherzen anvertraute, war ihr unablässiges Bestreben. Dieß that Margaretha besonders nach jeder hl. Communion. Auch andere Frauen suchte sie zu derselben Uebung zu bewegen. So sagte sie einer hochedeln Dame der Stadt, welche während ihrer letzten Krankheit zu ihr kam: »Sie sind guter Hoffnung, meine Freundin; Mutter eines Gliedes unserer heiligen Kirche sollen sie werden; wohlan, opfern sie bei ihrer nächsten Communion dieses Segens Frucht dem lieben Heilande auf, der dieser nämlichen Kirche Haupt und Bräutigam ist; so habe ich es immer gethan, und die göttliche Vorsehung, die es stets so gut mit uns meint, wenn wir ihr nur zu entsprechen wissen, und der ich alle meine Kinder von ihrer [485] ersten Lebensregung anempfahl, erzeigte mir die hohe Gunst, daß die fünf Ersten unter die Engel, die drei Andern in Gott geweihten Stand versetzt wurden.« Demgemäß war auch ihre Sorgfalt für Ernährung und Erziehung ihrer Kinder eine ächt christliche. Sie ließ es sich nicht nehmen, die erste Mutterpflicht, die Stillung mit der eigenen Milch, an ihnen zu erfüllen, und bevor sie noch sprechen konnten, sagte sie ihnen täglich, um sie recht früh religiöser Empfindungen fähig zu machen, das Vater unser und Ave Maria vor, faltete ihnen die Händchen, ließ sie die Augen zum Himmel und auf die Bildnisse Jesu und Maria richten, und diese bei den Namen waren natürlich die ersten Worte, die sie stammeln lernten. Trotz aller Zärtlichkeit des Mutterherzens erlaubte sie sich nie übermäßige Liebkosungen. Im zwölften Jahre ihrer Verehelichung fand sie Gelegenheit, über den engen Familienkreis hinaus ihre Frömmigkeit zu bethätigen. Es lagerte sich nämlich die Pest mit ihrem vergiftenden Hauche dermaßen über die Stadt, daß zu befürchten stand, Niemand würde mit dem Leben davon kommen. In dieser schrecklichen Zeit bewährte sich Margaretha durch die Uebung aller Liebeswerke als tröstender und helfender Engel ihrer leidenden Mitmenschen. Nach einundzwanzig Jahren einer überaus gesegneten Ehe nahm der liebe Gott am 6. Jan. 1621 ihren Gatten zu sich. Ihr Herz wollte nun freilich vor Schmerz zerbersten. Als sie des Leichnams ansichtig wurde, fiel sie rücklings ohnmächtig zu Boden und auch sie schien mit ihrem Geliebten hinsterben zu wollen. Aber ihr Beichtvater tröstete sie: »Margaretha«, sprach er, »es ist des Herrn heiligster Wille, Er hat deine Bande zerbrochen, auf daß du Ihm ein gefälligeres Opfer darbringest. Du hast dich immer beängstigt, indem du meintest, deinen Beruf verfehlt zu haben; siehe nun bist du frei; der irdische Gemahl ist dir entrissen, der himmlische wartet deiner.« Wie aus dumpfem Schlafe erwachte nun Margaretha. Sie hatte in der Kindheit geseufzt nach dem Kloster, jetzt kehrte diese Sehnsucht wieder. Aber noch durfte sie dieselbe nicht befriedigen, sondern mußte ihrer noch unreifen Kinder wegen ihr Vorhaben verschieben. Vorläufig lebte sie also in ihrem Hause streng nach klösterlicher Ordnung. Sie fing an, regelmäßige Gebete zu verrichten, dreimal in der Woche streng zu fasten, einen Bußgürtel zu tragen, Seißlungen und andere Züchtigungen des Fleisches an sich zu vollziehen. Dabei faßte sie folgenden Vorsatz, welchen sie niederschrieb, um ihn öfter lesen und sich an ihn erinnern zu können: »Ich will Jedermann mit gleicher Freundlichkeit begegnen, nie ohne vorherige ernste Ueberlegung von irgend einer Person reden, die Schwachheiten Anderer entschuldigen und ihre Unvollkommenheiten zudecken, dem Nächsten großmüthig aufwarten, und die Widersprüche seinerseits mit Demuth und Freuden ertragen; meine eigenen Fehler betrachten, statt sie an andern zu tadeln, immer der Nebenmenschen Absichten vortheilhaft auslegen und ihnen nie Bitterkeit bezeigen, weder durch mein Benehmen noch durch meine Worte; alle Personen, mit denen ich verkehre, als eine Errungenschaft des Opfers auf Golgotha und als Erben des Reiches Jesu Christi ansehen.« Auch die Almosen hatte sie sich verzeichnet die sie wöchentlich an Geld, Getreide, Wein, Bier u. s. f. an die Armen verabreichen wollte. An den Festtagen des Herrn, dem sie in den Armen diente, verdoppelte sie ihre Gaben. Mit größter Aufopferung that sie dieß, als die Pest zum zweiten Mal über Luxemburg ihre Geißel schwang. Das Andenken der Wittwe von Wiltheim ward noch lange nachher von den Armen gesegnet. Bald nachher trat sie mit einer andern heiligmäßigen Frauensperson in besondern Verkehr. Um d.J. 1617 kam nach Luxemburg eine etwa 24 Jahre alte, unbekannte, die hochdeutsche Sprache redende Person, vermuthlich aus dem fürstlich Anhalt'schen Geschlechte. Durch wiederholte Erscheinungen der Mutter Gottes war sie zum Entschlusse gekommen, allen Genüssen und Freuden des Lebens für immer zu entsagen. In fremder Kleidung erreichte sie unerkannt die Grenzen ihres Vaterlandes. In Einsiedeln schwur sie den Irrthümern ab, in welchen sie geboren und erzogen worden war, und nahm den katholischen Glauben an. Kurz darauf kam sie nach Luxemburg. Ein graubrauner Rock war ihre Kleidung, ihre Kopfbedeckung nach Art der Beguinen. Ihre Redensart, ihr Gang, ihre ganze Haltung waren voll Würde und edlen Anstandes. Sie führte eine strenge, untadelhafte Lebensweise, ging stets baarfuß, auch in der Strenge des Winters, brachte viele Zeit in der Kieche zu und gab den besten Theil der Almosen, welche sie zur Fristung[486] ihres Lebens sammelte, den Armen. Schon bei Lebzeiten ihres Mannes war sie in das Haus der Frau von Wiltheim gekommen. Aber nachdem diese Wittwe geworden, entsspann sich zwischen beiden eine innige und rührende Freundschaft. Auf Betreiben der Wittwe von Wiltheim erhielt die Pilgerin, welche unterdessen auch nach Loreto gewallfahrtet war, eine von ihr längst gewünschte Klause am heil. Geistkloster, wo sie als Schwester Margaretha ein mehr englisches als menschliches Leben führte. Von jetzt an war es der frommen Wittwe eine schwere Last, noch in der Welt leben zu müssen. Im J. 1627 kamen die ersten Schwestern aus der Frauen-Congregation des seligen Forerius, zugenannt von »U. L. Fr.«, aus Metz nach Luxemburg; drei Jahre später verlangte und erhielt ihre frühere Beschützerin Frau von Wiltheim die Aufnahme, und dieß mit dem bestimmten und ausgesprochenen Willen, »eine Heilige zu werden.« Von nun an hieß sie Schwester Monica Aber je mehr sie um Gottes willen das Zeitliche verließ und den eigenen Willen verleugnete, desto besser erprobte sich an ihr das Wort des hl. Ignatius: »Je freigebiger du gegen Gott bist, desto freigebiger ist er gegen dich.« In der That war sie am Ende ihres Lebens zu einer Herzensreinheit gelangt, die sie von allem Erschaffenen losgeschält und durch die feurigste Liebe mit ihrem Schöpfer verbunden hatte. Außer Ihm hatte nichts für sie einen Reiz. Ein langes, höchst schmerzliches Krankenlager sollte für sie die Schule der erhabensten Tugenden werden, ein Garten, worin sie die wohlriechendsten Blumen pflückte – Purpurrosen leidender Liebe, Veilchen der Demuth, Nelken der Ergebung, die sie zu einem lieblichen Strauße sammelte und dankbar dem himmlischen Bräutigam entgegen trug. Am 10. Sept. 1651 gegen drei Uhr Nachmittags entschlief sie. Kurz vorher hatte man ihre Freundin, die Klausnerin Margaretha, zu Grabe getragen. Daß man an der Heiligkeit Monica's nicht zweifelte, beweist der Umstand, daß man in besondern Anliegen von dieser Dienerin Gottes verschiedene Gnaden erflehte und erhielt. Wir zweifeln keineswegs, schließt die genannte Lebensbeschreibung, daß sie mit der gottseligen Schwester Margaretha im Himmel lebt. Die dem lieben Heilande und seiner gebenedeiten Mutter im Leben so nahe standen, stehen ihnen gewiß auch jenseits nicht ferne.
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