Neothus, S.

[523] S. Neothus (Neotus), Abb. (31. Juli al. 28. Oct.). Der hl. Neot war von fürstlicher Herkunft, angeblich der älteste Bruder des Königs Alfred von England. In das Jünglingsalter eingetreten, beschloß er dem Herrn als Mönch im Kloster von Glaston (Glastenbury) in Sommersetshire zu dienen. Bald darauf empfing er die heiligen Weihen. Hiebei ist zu erwähnen, daß er wegen der Kleinheit seiner Person genöthiget war, sich eines Schemels zu bedienen, so oft er das hl. Meßopfer celebrirte. Um noch größere Fortschritte in der Vollkommenheit zu machen, zog er sich mit einem einzigen Diener nach Cornwallis in die Einsamkeit zurück, wo er die Einsiedelei Neotstoke stiftete (St. Neots, Grafschaft Huntingdon). Hier übte er sich im Gebete und in mannigfachen Abtödtungen, und strebte in heiliger Einfalt vorzüglich nach einem demüthigen, sich selbst entäußemden Leben. Nach sieben Jahren unternahm eine Pilgerfahrt nach Rom. Nach sein. Rückkehr setzte er sein früheres Buß- und Einsiedlerleben fort. Es sammelten sich um ihn zahlreiche Schüler, denen er Lehrer und Vorbild zugleich war. Namentlich zog er Jünglinge aus dem adeligen Stande an sich. Auch Wunder wurden ihm zugeschrieben. Besonders merkwürdig ist, daß von sehr vielen Schriftstellern fast einmüthig die Entstehung der Universität Oxford und die Gründung von Lehranstalten in England überhaupt auf diesen Heiligen, als ersten Urheber, zurückgeführt wird. Auf seinen Rath rief der König die namhaftesten Gelehrten des In- und Auslandes und übertrug ihnen den Unterricht der Jugend. Dagegen scheint die Angabe, er sei der erste Professor der Theologie an jener Universität gewesen, irrthümlich zu seyn. Sein Tod fällt beiläufig ins Jahr der Gründung derselben, 877. Seinen Todestag (31. Juli) hat ihm Gott voraus geoffenbart. Er starb heilig, wie er gelebt hatte. Sein Leichnam verbreitete einen lieblichen Geruch und wurde in der Kirche beigesetzt. Nach seinem Tode erschien er dem Könige Alfred, welcher mit seiner Hilfe einen Sieg über die Heiden erfocht und deren Bekehrung zu Stande brachte. Bis in die neueste Zeit hat die Geschichtsforschung in England nicht aufgehört, sich mit ihm zu beschäftigen und neue Ausgaben seiner merkwürdigen Lebensbeschreibung zu veranstalten. (VII. 314–329).


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 4. Augsburg 1875, S. 523.
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