[664] S. Pammachius, Conf. (30. Aug.). Dieser heil. Bekenner stammte aus der seit alten Zeiten hoch angesehenen römischen Familie Camillus (Furius), und war etwa um d.J. 350 oder etwas früher geboren. Sein Vater hieß Bizantius, seine Mutter Blasilla. Die zeitlichen Ehren, mit welchen er sich sowohl wegen seines reichen Wissens und seiner Rechtschaffenheit, als auch wegen seiner Stellung als Senator umgeben sah, fesselten sein Herz nicht. Die Bezeichnung vir proconsularis, welche ihm hie und da gegeben wird, scheint bloß Ehrentitel zu seyn. Er war vor Allem ein Diener Jesu, bewies aber durch sein Leben, daß die Frömmigkeit zu allen Dingen nützlich ist. Er ehelichte eine Jungfrau aus einer eminent christlichen, dem hl. Hieronymus innig befreundeten Familie. Die Ehe war glücklich, aber nach drei Jahren löste sie bereits der Tod. Die Trostbriefe des hl. Paulinus von Nola und des hl. Hieronymus sind ein herrliches Zeugniß für die ausgezeichneten Tugenden beider Gatten. Was die Liebe des Christen für die Verstorbenen thun kann in der Darbringung des heil. Opfers, in Gebeten und Almosen, that der überlebende Gatte so reichlich, daß der Ruf hievon in alle Länder, selbst in den Orient drang. Er schloß keine zweite Ehe mehr. Die Sorge für Arme, Verunglückte, Kranke und unschuldig Verfolgte beschäftigte ihn jetzt ganz. Dadurch zeigte er sich als würdigen Gatten der Paulina, der frommen (zweiten) Tochter der hl. Paula. Das Mart. Rom. und die römische Tradition nennt ihn Priester, und es ist, meinen wir, kein triftiger Grund vorhanden, daran zu zweifeln. Vielmehr beweisen viele Thatsachen aus seinem Leben, daß er diesen Beruf wirklich ergriffen habe. Er ist z.B. in besonderer Weise thätig bei der Entdeckung der Häresie des Jovinianus, die er dem Papste zur Kenntniß bringt, wie er auch dem hl. Hieronymus weitläufig darüber schreibt und ihm bei seiner Bekämpfung der Häresie an die Hand geht; er wirkt gegen die Donatistische und Novatianische Spaltung in Africa; er wird auch in theologischen Dingen vom heil. Hieronymus zu Rathe gezogen. Der Briefwechsel zwischen beiden endete erst mit dem Tode unseres Heiligen. Letzteres war gewiß nicht bloß eine Folge der zwischen beiden bestehenden innigen Freundschaft, sondern muß als sicheres Kennzeichen theologischer Bildung angesehen werden, besonders da der heil. Hieronymus gerade auf seine Veranlassung die Erklärung der Propheten zur Aufgabe der letzten Jahre seines Lebens machte. Dieselbe Folgerung ist aus seiner Freundschaft mit dem heil. Paulinus zu ziehen. Noch weiter geht Baronius in seinen Anm. zum Mart. Rom., indem er sagt, der hell. Pammachius sei Mönch geworden und habe als solcher die kranken Fremdlinge gepflegt, welche in dem auf seine Kosten erbauten Spital zu Porto (xenodochium) unentgeldliche Aufnahme fanden. (Doch stand diese großartige Herberge, wie die Welt seitdem keine mehr gesehen, auch den Reichen offen – »in einem Sommer lernte Britannien erkennen, was Aegypten und Parthien als wahr erkannt hatten.«) Der Beweis ist einem Briefe des heil. Hieroymus entnommen, in welchem er der Erste unter den Mönchen genannt wird, welcher dem ersten [664] Patriarchen nachfolge, welcher Zusatz indessen darauf hindeutet, daß der Ausdruck »Mönch« hier nicht im strengen Sinne zu nehmen ist. Aber dafür, daß er Priester gewesen, spricht ganz besonders der Umstand, daß seit seiner Zeit zu Rom ein »Pfarr-Titel« unter seinem Namen und zwar bei der zuverlässig schon viel früher bestehenden, von ihm vielleicht nur erweiterten und besser dotirten Kirche St. Johannes und Paulus vorkommt. Ob aber Priester oder nicht, so war sein ganzes Leben ein heiliges, dem Dienste und der Ehre Gottes, der Reinheit des Glaubens, dem Studium der hl. Schrift und der theologischen Disciplinen, dem geistlichen und leiblichen Wohle des Nächsten geweihtes Opfer. Er starb im Jahre 410, als seine Vaterstadt eben von den Gothen belagert wurde. (VI. 555–563.)