[713] 14S. S. Paulinus, Ep. et Soc. M. M. (12. Juli). Die Geschichte dieser hhl. Martyrer gehört ganz der frommen Sage an. Der hl. Paulinus war zu Antiochia geboren und begleitete den heil. Petrus nach Rom, wo ihn der Apostelfürst zum Bischof weihte und nach Lucca sandte, um dort das Wort Gottes zu verkünden. In kurzer Zeit bekehrte er, unterstützt von dem Priester Severus und dem Diacon Lucas eine zahlreiche Schaar heidnischer Männer und Frauen zum Christenthum. Er erbaute sieben Kirchen, für welche er Priester und andere Kleriker anstellte, damit von ihnen die neu bekehrte christliche Heerde mit dem Brode des ewigen Lebens gespeiset würde. Die Kunde von der Ausbreitung des Christenthums gelangte aber bald zu dem grausamen Kaiser Nero, der den hl. Bischof Paulinus gefangen nehmen ließ. Mit ihm theilten das gleiche Loos der heil. Priester Severus, der heil. Diacon Lucas und der heil. Soldat Theobaldus und viele Andere. Sie wurden vor den Tyrannen geführt, der sie, auf ihre Weigerung seinen Götzen zu opfern, grausam schlagen, dann in das Gefängniß führen ließ, mit dem Befehle, ihnen weder Speise noch Trank zu reichen, bis sie den Göttern geopfert hätten. Als sie der Kaiser nach drei Tagen vor seinen Richterstuhl führen ließ, wo der heil. Paulinus die Wahrheit des christlichen Glaubens und die Thorheit und den Unsinn des Götzendienstes dem Kaiser vor Augen stellte, befahl dieser die hhl. Bekenner den wilden Thieren vorzuwerfen. Die durch Hunger zur Wuth gereizten Bären und Panther, welche man auf die Heiligen losließ, legten sich, sobald der heil. Bischof das Kreuzzeichen gemacht und den Namen Christi angerufen hatte, zu den Füßen der Bekenner nieder wie Lämmer und leckten ihnen Hände und Füße. Von Wuth entbrannt, gab Nero dem Präfecten Anolinus den Befehl, diese Verächter der Götter auf die grausamste Weise zu tödten. Als der hl. Bischof während der Nacht für seine Heerde zu Gott flehte, erschien ihm ein Engel, der ihm auf den folgenden Tag die Palme des Martyrthums zusicherte und ihm den Trost gab, daß um seinetwillen der Herr für die Kirche von Lucca Sorge tragen würde. Am andern Morgen ließ Anolinus die grausamsten Martern gegen die Heiligen in Anwendung bringen, unter welchen der hl. Bischof Paulinus und der hl. Priester Severus betend und Gott lobend ihren Geist aufgaben. Als dieses Anolinus gewahrte, ließ er den heil. Diacon Lucas, den hl. Soldaten Theobaldus und viele Andere enthaupten, die Körper derselben aber unbeerdigt liegen. Zur Nachtzeit kam der hl. Priestergreis Antonius mit mehreren andern Christen, unter welchen auch der [713] hl. Valerius genannt wird (Cf. Jan. II. 923) und begruben die hhl. Leiber, und zwar die der hhl. Paulinus, Severus und Theobal dus in der Kirche der heiligsten Dreieinigkeit zu Lucca, die der andern Martyrer am Orte der Hinrichtung, nämlich am Fuße des Berges Pisano. Auch sie sind später in die Dreieinigkeitskirche versetzt worden. Des hl. Paulinus Nachfolger wurde sein Schüler Valerius (29. Jan.). Im J. 1261 am 15. Juni wurde einem frommen Bruder Namens Jacobus durch eine Erscheinung geoffenbart, daß der Leib des hl. Paulinus, ersten Bischofs von Lucca in der Kirche des heil. Antonius begraben liege, und ihm befohlen, für Erhebung desselben Sorge zu tragen. Dieser machte die Anzeige. Wirklich sandmanein marmorenes Monument, auf welchem geschrieben stand: »Hier ruht der Leib des sel. Paulinus, ersten Bischofs von Lucca und Schülers des Apostels Petrus, und der hhl. Severus und Cheobaldus.« Von nun an erhielt diese Kirche den Namen des hl. Paulinus. Das Jahresfest wurde auf den 12. Juli festgesetzt, auf diesen Tag mehrere Ablässe verliehen, und für die ganze Diözese von Lucca gestattet, den hl. Paulinus in den Litaneien um seine Fürbitte anzurufen. Die Verehrung des hl. Paulinus nahm von Tag zu Tag zu. Die alte und baufällige Kirche wurde neu und größer aufgebaut und von Bischof Wilhelmus im J. 1341 consecrirt. Eine andere Kirche wurde an derselben Stelle auf Beschluß des Senats zur Ehre des heil. Paulinus im J. 1511 erbaut, als die Kirche des hl. Donatus außerhalb der Stadt abgebrochen wurde, und man die an derselben Collegiatkirche angestellten Priester mit ihrem Prior in die Stadt versetzte. In dieser Kirche ruhen setzt unter dem Hochaltar in einem steinernen Sarge die hhl. Reliquien des Paulinus, Severus, Lucas und Theobaldus Unzählige Male haben Einzelne, sowie die ganze Stadt wunderbare Hilfe durch ihre Fürbitte gefunden. (Stadtpatron ist übrigens der hl. Bischof Martinus.) Im Mart. Rom. kommt der Name des hl. Paulinus ebenfalls am 12. Juli vor, Jedoch ohne namentliche Angabe seiner Gefährten. (III. 258–273.)