[803] 61S. Petrus, M. (21. al. 28. Mai). Dieser hl. Martyrer zu Orvieto (Urbs vetus), ist ein Beispiel seltener Unterthanen- und Beamtentreue. Er war ein geborener Römer aus der Familie Parenzo. Seine Geburtszeit fällt in die zweite Hälfte des zwölften Jahrhunderts. Die Albigenser, in Italien Patarener, wohl auch Manichäer genannt, hatten sich in Orvieto eingenistet, wo der hl. Petrus seit Febr. des J. 1199 als päpstlicher Statthalter amtirte. Neun Jahre lang mußte die Stadt, weil sie eines Bischofs sich unwürdig gezeigt, auf Anordnung des Papstes Innocenz III. eines solchen entbehren. Der päpstliche Statthalter verfuhr gegen die Schuldigen mit großer Strenge: Geldstrafe, Gefängniß, Geißelung, sogar Niederreißung der Wohnungen, und zog sich hiedurch den Haß Vieler auf sich. Als er um Ostern dem Papste persönlichen Bericht erstattete, ermunterte ihn dieser zur Standhaftigkeit bis zum Tode, da die Ketzer nur den Leib tödten, die Seele nicht schädigen könnten, und versprach ihm für seine Sterbstunde vollkommenen Ablaß aller seiner Sünden. Petrus bereitete sich von diesem Augenblicke an zum Tode vor. Er machte sein Testament, nahm Abschied von Mutter und Gemahlin – von Kindern geschieht keine Erwähnung, wohl aber von Brüdern, denen er einen Theil seiner Güter vermachte, – und begab sich wieder nach Orvieto. Dort hatten sich schon die Ketzer gegen ihn verschworen. Sie überfielen ihn zur Nachtszeit, führten ihn vor die Stadt und tödteten ihn auf grausame Weise am 21. Mai 1149. Als sie aber seinen Leib in einen Brunnen werfen wollten, konnten sie es nicht, weßhalb sie die Flucht ergriffen. Sein Leichnam wurde zuerst in der Kirche des hl. Andreas, später aber in der Domkirche beigesetzt. Durch seine Reliquien und durch Anrufung seiner Fürbitte geschahen viele Wunder. (V. 85.)