[888] 4B. Philippa V. (15. Oct.). Diese Selige, zugenannt von Chante-Milan, wird zu Vienne (Vienna Allobrogum) in der Dauphiné verehrt. Ihre zum ersten Mal von den Boll. veröffentlichte Lebensbeschreibung ist von einem Zeitgenossen verfaßt. Auf dem Schlosse Changy in Forez von adeligen Eltern, Johann von Chante-Milan und Johanna von Vernay geboren, verlor sie in früher Jugend Vater und Mutter. Aber die Mutter hatte ihr den Samen der Frömmigkeit, vorzüglich aber eine zarte Verehrung der heil. Mutter Gottes, so frühe und sorgfältig ins Herz eingepflanzt und durch vertrauensvolles Gebet befruchtet, daß die damals fünfzehnjährige Jungfrau Nichts suchte als die Liebe und das Wohlgefallen Gottes. Ihr Entschluß, beständig Jungfrau zu bleiben, reiste unter Beten und Fasten allmählich zum bestimmten Gelöbnisse, das sie zu La Rochette, ohne übrigens in ein Kloster zu gehen, in ihrem zwanzigsten Lebensjahre ablegte. Bald begab sie sich nach Vienne, wo sie den Rest ihres frommen Lebens zubrachte. Sie hatte von ihrem elterlichen Vermögen nur so viel behalten, als ihr nothwendigster Lebensbedarf erforderte. In Befriedigung desselben befliß sie sich der größten Einschränkung, um von dem Erübrigten Arme und Kranke, die sie gern auch besuchte und tröstete, unterstützen zu können. Um ihren Geist zu erfrischen, begab sie sich öfter nach Annecy zum Bilde der Gnadenmutter Maria auf die Wallfahrt, ja sogar einmal i. J. 1450 zur Jubiläumszeit, und zwar mit bloßen Füssen, nach Rom. Ein Jahr später wurde sie von einer pestartigen Krankheit ergriffen, an welcher sie gottselig verschied. Der Ruf vielfacher Wunder, die an ihrem Grabe geschohen, bewirkte, daß ihre Verehrung durch das Volk der kirchlichen Gutheißung, welche erst im J. 1625 durch Papst Urban VIII. erfogte, weit vorauseilte. (VII. 79–106.)