Philomena (2)

[915] 2Philomena (10. Aug. al. 25. Mai), eine Jungfrau und Martyrin, auch Filumena und Filomena genannt, deren heil. Ueberreste am 25. Mai 1802 in den Katakomben der hl. Priscilla an der salarischen Strasse unter einem Grabsteine aufgefunden wurden, auf dem in lateinischer Sprache die Worte standen: »Filomena, Friede sei mit dir! Amen.« Auf dem Stein waren noch eingegraben eine Lilie und Palme, als Zeichen der Jungfrauschaft und des Martyrthums; ferner ein Anker, eine Geißel und drei Pfeile als Werkzeuge der Martern. Unmittelbar neben den Reliquien fand man ein sehr dünnes irdenes Gefäß, an welchem ausgetrocknetes Blut klebte, welches bei ihrem Tode aufgefaßt, und zugleich mit dem hl. Leichnam hier beigesetzt worden war. Als man die Bluttheilchen von den Gefäße ablöste, sah man sie wun derbarer Weise wie Edelsteine glänzen. Drei Personen: ein Künstler, ein Priester und eine Nonne hatten Offenbarungen über ihr Leben und Leiden; doch die Kirche hat sich noch nicht darüber ausgesprochen. Im Jahre 1805 wurden die Reliquien nach Mugnano im Neapolitanischen gebracht, wo sie verehrt werden und durch zahlreiche Wunder leuchten. [915] Ueber ihre Martyrgeschichte sind keine Nachrichten vorhanden. Die sogenannten Offenbarungen, so fromm und erbaulich ihr Inhalt auch ist, können dieselben in keiner Weise ersetzen, da ihr Inhalt nur eine Ausweiterung der Zeichen ihres Grabsteines ist und an innern Widersprüchen leidet. Erscheinungen der Mutter Gottes z.B., wie sie hier erzählt werden, finden steh in keiner der auf uns gekommenen ächten Martyrgeschichten. Auch ist ihr Name mit: »Erleuchtete«, »Tochter des Lichtes« falsch übersetzt. Die Ableitung ist eben gerade so, wie eine der griechischen Sprache unkundige Klosterfrau sie aus dem lateinischen machen konnte; es trifft die Schuld hievon aber nicht sie, sondern vielmehr nur die Legendenschreiber, die ihr unbedenklich beipflichteten. Das Wesentliche ist folgendes: Die hl. Philomena, die Tochter eines griechischen Königs, kam als 13jährige Jungfrau mit ihrem Vater nach Rom, wo Kaiser Diocletian sie für sich begehrte, während sie sich als Braut Jesu Christi bekannte. Hierauf ließ sie der Kaiser ins Gefängniß werfen, geißeln, und mit einem am Halse befestigten Anker in die Tiber werfen. Da schnitten Engel den Strick ab, so daß sie nicht einmal naß wurde. Als auch die glühenden Pfeile, welche man auf sie abschoß, auf die Schützen zurückprallten, ließ sie der Tyrann enthaupten. Die heil. Reliquien kamen zuerst nach Neapel, wo sie in der Kirche S. Maria delle Grazie drei Tage lang zur öffentlichen Verehrung ausgesetzt waren. Als sie von da in die Kapelle der Familie Terres übertragen worden waren, geschahen die ersten Wunder. Die Stadt und Umgebung von Mugnano, welche zur Zeit der Uebertragung sehnsuchtsvoll um Regen gebetet hatte, wurde sogleich nach Ankunft der hl. Reliquien erhört. Mit dem Rufe: »Es lebe die Heilige!« wurde sie daher von dem hoch erfreuten Volke mit lautem Jubel empfangen. Seitdem hat sich ihre Verehrung durch alle Theile der kathol. Welt verbreitet. Sie wird »die große Heilige«, »die Wunderthäterin des 19. Jahrhunderts« genannt. Auf Bildnissen ist sie an den Eingangs genannten Attributen leicht zu erkennen.


Quelle:
Vollständiges Heiligen-Lexikon, Band 4. Augsburg 1875, S. 915-916.
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